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Genom

Genom

Titel: Genom
Autoren: Alan Dean Foster
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und gab ein kleines, wasserdichtes Fach frei. Sorgsam legte er das Päckchen hinein und ließ die Sohle dann wieder zuschnappen.
    »Ich habe das Material auch nicht erkannt, und der Anschluss ist zwar klein, sieht aber nach Standard aus. Alles, was wir jetzt noch brauchen, ist ein Lesegerät.«
    Mit nach vorn gerichteten Knien sprang Jiminy auf die Beine. »Vermutlich ist das Ding voller Familienbilder, vielleicht ist auch noch ein Adressbuch drauf. Nichts Außergewöhnliches. Nichts, was sich zu Subsist machen lässt, schätze ich.«
    »Denkst du?« Normalerweise widersprach Whispr seinem intellektuell überlegenen Partner in derartigen Angelegenheiten nicht, dieses Mal konnte er es jedoch nicht lassen. »Wenn das alles ist, was da drauf ist, warum gibt er sich dann so viel Mühe, es zu verstecken? Warum bewahrt er es nicht einfach in seiner Brieftasche auf?«
    Jiminy zögerte und nickte dann zustimmend. »Gutes Argument. Ich bin deiner Meinung. Wir schließen es an ein Lesegerät an.« Erneut warf er dem Toten einen Blick zu. Die ampuszierte Stelle blutete nicht mehr. »Wir sind hier fertig.« Er schnallte sich seinen Rucksack auf den Rücken. »Lass uns mit dem Schlucker um Geld feilschen gehen.«
    Niemand sah in ihre Richtung oder stellte sich ihnen inden Weg, als sie auf Jiminys zweirädrigem Scooter vom öffentlichen Parkplatz sausten. Wie jedes andere Privatfahrzeug auf den Straßen der Stadt wurde auch dieses mit Strom betrieben, und der vordere Teil war so umgebaut worden, dass die dreifach verlängerten Meldgliedmaßen des Besitzers auch Platz fanden. Jiminy fuhr in Richtung Süden aus dem von Touristen übervölkerten Gebiet hinaus und lenkte den Scooter auf eine Fahrspur, die nur für zweirädrige Fahrzeuge reserviert war, schaltete die Automateds ein und konnte seine Finger entspannt auf das U-förmige Lenkrad legen, als die Straßenintegrale die Kontrolle über ihre Fahrtrichtung und -geschwindigkeit übernahmen.
    Auf dem Beifahrersitz hinter ihm entspannte sich Whispr und wandte den Blick von dem Rucksack, in dem sich die abgetrennte Hand befand, ab, um die vorbeirasenden Lichter der Stadt zu betrachten. Wie immer in solchen Momenten schloss er seine Augen fast komplett, um das Glühen in einen schwarz umrandeten Regenbogen zu verwandeln. Die Metropole Savannah hatte sich vor allem ins Landesinnere in Richtung Westen ausgebreitet. Dank beweglicher Stelzen, schwebender Parzellen und anderer fortschrittlicher hydraulischer Technologie war auch eine geringe Expansion gen Norden und Süden entlang der Küste möglich gewesen, doch die Kosten dafür konnte man im Vergleich zu den Bauten an Land auf trockenem, höher gelegenem Boden nur als untragbar bezeichnen.
    Die stetige Beschleunigung sorgte dafür, dass sie die Vororte bald hinter sich gelassen hatten. Nun befanden sie sich im Reich der schwebenden Städte, mobilen Dörfer und der tropischen Weite, die das flache Land, den Rest dessen, was vom bewohnten Florida übrig geblieben war, bis hoch zur Chesapeake Bay zurückerobert hatte. Isolierte größere Siedlungen, die dieselben klimasensitiven, flexiblen Deichsysteme nutzten, die Old D. C. schützten, bildeten Oasen aus trockenem Land unterhalb des Meeresspiegels, die überall verteilt zwischen dem Schilf, dem Dschungel und den beeindruckenden Mangrovenwäldern lagen. Östlich der dauerhaften Stadtkerne konnte man gewaltige Orkanbarrieren erkennen, die flach am Ufer lagen, aber jederzeit aufgestellt werden konnten, sobald der Wetterdienst Alarm gab.
    Whispr wusste, dass diese Jahreszeit den Vorhersagen zufolge relativ mild werden sollte und man mit nicht mehr als zwei Dutzend Stürmen rechnete, die das Festland erreichten. Auch wenn er kein 3M (modifizierter Meldmarscher) war, freute er sich auf die Orkane. Das lag daran, dass immer irgendwo etwas zerstört wurde, auch wenn die alarmierten Bewohner die üblichen traditionellen Vorkehrungen trafen, was wiederum bedeutete, dass es Waren und Materialien zu plündern gab, die sich später zu Geld machen ließen.
    Zusammen mit Jiminy genehmigte er sich zur Feier des Tages ein frühes Abendessen in einem beliebten Fischrestaurant, wo sie auf eine Busladung voller Touristen vom Mars stießen. Trotz ihrer dicken schwarzen Haut, die die schwachen Strahlen der Sonne absorbieren konnte, speziell geformten Hornhäuten, die ihre Augen vor dem rauen UV-Licht auf dem Mars schützten, einem deutlich vergrößerten Brustkorb, in dem sich vier anstatt nur zwei
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