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Geliebter Rebell

Geliebter Rebell

Titel: Geliebter Rebell
Autoren: Heather Graham
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die Zügel in der Hand. »Nein!«
    Zu spät. Die Peitsche knallte, das Pferd sprengte los. Und Percy fiel hinab, den Hals in der Schlinge.
    Ein wilder Schmerz durchfuhr Katrinas Brust, als würden sich tausend Schwerter in ihr Herz bohren. Und im nächsten Augenblick wurde ihr eiskalt. Sie drehte sich um, Henry stand hinter ihr. Rauch quoll aus seiner Pistole, eine Wolke, die träge emporstieg.
    Da wusste sie, dass sie sterben musste. Ihr eigener Bruder hatte sie in den Rücken geschossen. Nun überquerte sie die Schwelle des Todes, doch das war unwichtig, denn da hing Percy am Strick, schwang langsam hin und her.
    Katrinas Blut sickerte in den Boden, sog ihr den letzten Rest des Lebens aus dem Körper.

Kapitel 22
    Poch, poch, poch…
    Gellend hatte Gayle geschrien, und nun verstummte sie abrupt. Reglos und leichenblaß sass sie im Lehnstuhl. Marsha klopfte noch einmal, versuchte sie in die Gegenwart zurückzuholen.
    »Gayle, wachen Sie auf!« befahl sie. »Öffnen Sie die Augen, dann werden Sie sich erfrischt fühlen.«
    »Was stimmt denn nicht mit ihr?« Geoff sprang erschrocken aus seinem Sessel auf und lief zu Gayle.
    Bedrückt schüttelte Marsha den Kopf und folgte ihm, als er neben dem Lehnstuhl niederkniete. Sie tastete nach Gayles Puls und spürte ihn kaum. »O Gott«, flüsterte sie.
    »O Gott?« wiederholte Geoff in wachsendem Entsetzen. Gayle atmete nur noch ganz schwach. »Tun Sie doch was! Helfen Sie ihr!«
    Ein Stöhnen drang von der Couch herüber. Brent McCauley schwang die Beine über den Rand und versuchte sich aufzusetzen. »Diese Kopfschmerzen«, murmelte er. Mit trüben Augen schaute er Geoff an, der sich zu ihm wandte. »Was machst du hier? Was ist denn los…?« Seine Stimme erstarb, als er Gayle bewusstlos im Lehnstuhl sitzen sah, mit wachsbleichen Wangen. Und dann bemerkte er Marsha und Geoffs bestürzte Mienen. Er wollte aufstehen und stolperte. »Gayle?«
    flüsterte er unsicher und ging langsam zu ihr. Sein Freund machte ihm Platz. »Gayle!«
    Keine Antwort. Sie wirkte wie tot, und sie erschien ihm überirdisch schön, fast friedlich. Das Haar umgab ihr Gesicht wie eine goldene Gloriole. Sie erinnerte ihn an Dornröschen – war bei ihm und doch weit weg. Er berührte ihre Finger, die sich eisig anfühlten.
    »Was ist geschehen?« fragte er heiser, dann fluchte er. »Ich sagte doch – nicht noch einmal…«
    »Sie musste es tun«, fauchte Geoff. »Deinetwegen! Weil du gewalttätig wurdest und zusammenbrachst, weil sie nicht wusste, ob…«
    »Was?«
    »Ob du sie wieder verlassen, in deine frühere Existenz als Percy zurückkehren und für immer in der Vergangenheit bleiben würdest, eingehüllt in Zeit und Tod…«
    »Wieder verlassen…?«
    »Du Hurensohn! Niemals hat sie dich verraten. Das versuchte sie dir immer wieder zu erklären. Sie bat dich um Verzeihung…«
    »Hör auf!« Brent preßte die Hände an die Schläfen, legte den Kopf in den Schoß seiner Frau. Verzweifelt rang er nach Atem. Marsha und Geoff traten zurück, starrten auf sein dunkles Haar hinab. Er griff nach Gayles Hand und flüsterte »Ich weiß es.«
    »Was?« fragte die Ärztin leise.
    »Ich weiß, was geschehen ist«, stöhnte er, »denn ich habe es gemeinsam mit ihr erlebt. Wie es dazu kam, ist mir ein Rätsel. Die Erinnerung verblaßt – aber ich weiß es…«
    Er fuhr so heftig herum, dass Geoff zusammenzuckte, voller Angst vor einem neuen Angriff. Aber Brents Züge spiegelten nur tiefe Trauer wider, keinen Zorn. In seinem Hals pochte ein zitternder Puls. Dunkle Flammen schienen aus seinen Augen zu sprühen. »Bringen Sie mich zu ihr zurück, Marsha. Ich muss sie erreichen.«
    »Ich – ich weiß nicht, ob ich das kann«, stammelte Dr. Clark.
    »Sie waren beide schon tot…«
    »Wecken Sie Gayle!«
    Unglücklich schüttelte sie den Kopf. Tränen hingen an ihren Wimpern. »Ich kann es nicht, Brent, ich hab’s schon versucht. Vielleicht später…«
    »Später! Ihr Puls schlägt kaum noch! Sie wird sterben, und ich ertrage es nicht, sie zu verlieren – nicht noch einmal. Bringen Sie mich dahin zurück, und wenn der Tod wartet, dann werden wir eben beide sterben. Ich muss zurück, Marsha! Und allein schaffe ich’s nicht. Verdammt, helfen Sie mir!«
    Er stand auf, schaute sie eindringlich an, dann hob er seine Frau hoch, setzte sich in den Lehnstuhl und hielt sie auf seinem Schoß fest. Zärtlich küßte er ihre Stirn, strich ihr das blonde Haar aus dem Gesicht. »Ich liebe dich, Gayle«, flüsterte er.
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