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Geliebter, betrogener Mann

Geliebter, betrogener Mann

Titel: Geliebter, betrogener Mann
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Mann in solcher Situation tut: Er sprang auf, warf den Telefonhörer zurück, rannte zu seinem Wandschrank und stürzte ein paar Kognaks hinunter. Dann ließ er an alle durchsagen, daß er nicht zu sprechen sei, fuhr mit dem Aufzug hinunter, setzte sich in seinen Wagen und raste durch die Stadt zu Dr. Wehrmann. In der Manteltasche hatte er zwei Flaschen Kognak, und er schwenkte sie in den Händen, als Dr. Wehrmann ungehalten über das verrückte Sturmklingeln die Tür aufriß und in seiner Art losbrüllen wollte.
    »Corbeck!« sagte Wehrmann verblüfft. »Und besoffen. Das ist neu. Kommen Sie rein … Wollen Sie eine Ernüchterungsinjektion? Los, legen Sie sich aufs Sofa und machen Sie den Arm frei.«
    »Doktor!« Dr. Corbeck blieb mitten im Zimmer stehen und schwenkte die Flaschen. »Sie sehen vor sich den glücklichsten Menschen der Welt. Den im Moment noch glücklichsten Menschen. Es wird in einer Stunde einen noch glücklicheren geben, und auch Sie werden versuchen, an der Decke spazierenzugehen.«
    »Hinlegen!« sagte Dr. Wehrmann sanft. »Sie haben ja ganz schön getankt. Und dann Auto fahren. Ihre Euphorie ist ja schon bedenklich.«
    »Doktor … trinken Sie.« Corbeck entkorkte eine Flasche. »Ich wette, in spätestens einer Minute haben Sie die Pulle am Mund sitzen wie ein Trompetenmundstück.«
    »Hinlegen!« Dr. Wehrmann drückte Corbeck kräftig, aber sanft auf das Sofa. »Was hat Sie denn so umgehauen?«
    Dr. Corbeck lachte und hielt seine Flasche Dr. Wehrmann entgegen. »Sie werden gleich aussehen wie ein Fisch, dem das Salzwasser plötzlich süß wird. Bitte, setzen Sie sich, Doktor.«
    »Mein lieber Corbeck …«
    »Setzen!«
    »Bitte. Besoffenen und Irren soll man ihren Willen lassen. Ich sitze.« Dr. Wehrmann hockte sich neben Corbeck auf das Sofa. »Nun, was ist?«
    »In vier Tagen landet auf dem Flughafen Düsseldorf-Lohhausen eine Maschine.«
    »Na und? Das tun einige Dutzend täglich.«
    »Aber wer sitzt in der Maschine? Wer? Na, mein kleiner Doktor … wer?« Dr. Corbeck war versucht, aufzuspringen und herumzutanzen. Dr. Wehrmann erbleichte, rang nach Luft und umklammerte Corbecks Arm.
    »Nein!« brüllte er plötzlich.
    »Doch!« schrie Corbeck zurück. »Vor einer Stunde hat das Auswärtige Amt angerufen. Er und Dr. Heidkamp sind wieder da … sie waren im Dschungel von Rebellen festgehalten worden und konnten jetzt erst flüchten.«
    Dr. Wehrmann verfiel in die völlige Sprachlosigkeit, die auch Corbeck bei dieser Nachricht erlitten hatte. Stumm griff er zur Flasche, riß sie Corbeck aus den Fingern und setzte sie an den Mund.
    »Täterätetäää!« schrie Corbeck wie ein kleiner Junge. »Habe ich es nicht gesagt?«
    Dr. Wehrmann atmete ein paarmal tief auf, ehe er nach den kräftigen Schlucken sprechen konnte. Die Kehle brannte ihm, in seinem Hirn rauschte es, sein Herz war wie aufgebrochen und schmerzte in einer merkwürdigen Art, wie sie auch Dr. Corbeck unbekannt gewesen war.
    »Das … das kann man getrost die beste Nachricht meines Lebens nennen …«, sagte er tonlos. »Corbeck … stimmt das auch? Ist es nicht wieder eine Vermutung?«
    »Nein. Ich habe sofort telegrafieren lassen, er soll sich an niemanden wenden. Er soll ein Telegramm zu Ihnen schicken.«
    »Zu mir?«
    »Natürlich. Denken Sie an die gnädige Frau. Es wird Ihre Aufgabe sein, sie auf die Rückkehr ihres Mannes vorzubereiten.« Dr. Corbeck entkorkte die andere Flasche, da Dr. Wehrmann anscheinend nicht gewillt war, den an sich genommenen Kognak wieder herzugeben. »Man kann ja nicht einfach sagen: Hier bin ich. Das wäre ein zu großer Schock.«
    »Mein Gott, mein Gott …« Dr. Wehrmann starrte vor sich hin. »Micha lebt. Er kommt zurück. Doktor, ich möchte mit Ihnen wetten. Wer fällt zuerst um: Frau Gerda, wenn sie erfährt, daß ihr Mann lebt – oder Pohland, wenn er nach Hause kommt und hört, daß er Vater eines strammen Jungen ist?«
    »Andere Sorgen haben Sie wohl nicht?«
    »Ehrlich gesagt: nein. Nun geht ja das Leben weiter wie bisher. Es ist ja alles in Ordnung.«
    »In Ordnung? Himmel, sind Sie weltfremd. Denken Sie an die Testament-Anfechtungsklage der Verwandtschaft, die eingereicht ist. Nun kommt der Tote quicklebendig zurück. Allein schon das wird ein Aufwaschen geben, wie es noch nicht vorgekommen ist. Wir alle kennen doch Herrn Pohland.« – »Er wird ganz friedlich sein.« Dr. Wehrmann setzte die Flasche wieder an die Lippen und nahm ein paar lange Schlucke. »Er wird vor dem Kinderbett hocken
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