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Geliebter, betrogener Mann

Geliebter, betrogener Mann

Titel: Geliebter, betrogener Mann
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Sie die deutsche Botschaft in Bangkok benachrichtigen …«
    »Wozu?«
    »Um festzustellen, daß wir Michael Pohland und Dr. Hans Heidkamp sind!« schrie Pohland plötzlich. Der General lächelte mokant über diesen Erregungsausbruch. Er war den Asiaten fremd. Für sie galt es, immer und überall, in jeder Situation, das Gesicht zu wahren.
    »Das haben wir«, sagte Tao Khuang Batun gemütlich.
    »Und?«
    »Sie sind nicht Michael Pohland. Mister Pohland ist tot.«
    »Ich lebe!« schrie Pohland.
    »Das streite ich nicht ab. Sie sind auch Deutscher, das stimmt. Aber Sie sind einer der Spezialisten der Rebellen. Und Sie tragen die Maske des Mister Pohland, weiter nichts. Wo ist Ihr Paß?«
    »Irgendwo im Norden in einer Bergfestung des Generals Nai Tuan Dien.«
    Bei Nennung des Namens wurde das Gesicht des Generals ernst. Das verbindliche, unergründliche Lächeln verschwand, als wische es eine unsichtbare Hand von den Lippen.
    »Sie kennen ihn?«
    »Wir waren zwei Monate mit ihm zusammen.«
    »Sie gestehen also, ein Spezialist zu sein?«
    »Wir waren Gefangene bei ihm.«
    »Lüge! Nai Tuan Dien macht keine Gefangenen.«
    »Das dachten wir auch. Aber wenn Sie wüßten, wieviel Weiße auf seiten der Rebellen arbeiten …«
    »Interessant.« Der General warf seinem Adjutanten einen schnellen Blick zu. »Nennen Sie Namen, Sir.«
    »Die kenne ich nicht.«
    »Sie wollen sich nicht erinnern?«
    »Ich habe nie Namen gehört.«
    »Versunkene Erinnerungen kann man zurückholen, wissen Sie das?« Es war eine gefährliche, drohende Frage. Pohland wußte, was hinter ihr hockte: Die ganze, unbegreifliche Grausamkeit Asiens und ihrer Verhörmethoden. Hilflos hob er wieder den gesunden Arm.
    »Wie soll ich Ihnen klarmachen, General, daß ich Michael Pohland bin? Es gibt nur einen Weg: Rufen Sie die deutsche Botschaft an.«
    »Um uns zu blamieren? Nein.«
    »Mein Gott … ich kann Ihnen alle Daten nennen, die Sie nachprüfen können.«
    »Daten kann man sich beschaffen. Wenn Sie den Paß des getöteten Mr. Pohland auswendig gelernt haben.«
    »Der Junge ist clever«, sagte Dr. Heidkamp. Es war bisher das einzige, was er sagte. Der General überhörte die Bemerkung, nur der junge Arzt senkte den Kopf, als erwarte er einen Ausbruch seines Militärchefs.
    Michael Pohland sah an die Decke mit dem kreisenden Propellerventilator. Was soll ich tun, dachte er. Wie kann ich beweisen, wer ich bin? Aus der Sicht des Generals kann alles eine Tarnung sein. Ich muß ihm etwas sagen, was nur ich, Michael Pohland, weiß und sonst niemand. Aber was kann das sein?
    General Tao Khuang Batun schlug mit der Reitgerte an seine staubigen Stiefel. »Es wäre besser, Sir«, sagte er, »Sie erinnerten sich an Ihre Tätigkeit bei Nai Tuan Dien. So sehr wir Rebellen sonst hassen: Für Spezialisten haben wir immer ein Ohr. Ich vermute. Sie sind Truppenausbilder.«
    »Sehe ich so aus?« rief Dr. Heidkamp.
    »General!« Michael Pohland wischte sich über die trotz des Ventilators schweißnasse Stirn. »Wenn ich Ihnen etwas sage, was nur der wirkliche Michael Pohland, also ich, wissen kann? Glauben Sie mir dann?«
    Der General zog erstaunt die Augenbrauen hoch. Man sah trotz seiner Maske von Freundlichkeit, wie er unsicher wurde.
    »Bitte!«
    »Es ist ein Irrsinn, ich weiß. Aber wenn Sie auf diplomatischem Weg das feststellen lassen, was ich Ihnen sage, müßte Ihnen klarwerden, wer ich bin.« Michael Pohland atmete tief auf. »Meine Frau, Gerda Pohland, hat an der Innenseite des linken Oberschenkels einen kleinen, runden Leberfleck …«
    General Batuns Gesicht wurde steinern. Er sah Pohland an, als begriffe er nicht, welch ein Wesen da vor ihm lag. Dann drehte er den Kopf schnell zu seinem Adjutanten und zu dem jungen Arzt. Bei beiden sah er die umwerfende Betroffenheit.
    »Ich … ich werde es nachprüfen, Sir«, sagte der General leise. »Bis dahin bleiben Sie meine Gäste und haben alle Wünsche frei, deren Erfüllung uns möglich ist. Guten Abend!«
    »Guten Abend, Herr General!«
    Dr. Heidkamp sank ins Bett zurück, als die Männer das Krankenzimmer verlassen hatten. Ein paarmal strich er sich über die Augen, mit zitternden Händen.
    »Chef«, sagte er mit heiserer Stimme, »wenn der Leberfleck Ihrer Gattin uns das Leben rettet … Sie sollten ihn vergolden lassen oder mit Brillanten bedecken …«
    Und plötzlich lachte er, laut, hysterisch, grell. Michael Pohland hatte die Augen geschlossen und die Hände über der Decke gefaltet.
    Wir kommen zurück,
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