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Geliebter, betrogener Mann

Geliebter, betrogener Mann

Titel: Geliebter, betrogener Mann
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zähflüssig und schmeckte trotz des Zimtgeruchs nach Nelken. »Wenn ich das esse, falle ich um«, sagte er.
    »Versuchen Sie's. Ich habe es auch gedacht. Aber mir scheint, in dieser Zusammenstellung liegt eine uralte Erfahrung. Ich fühle mich so kräftig, daß ich am liebsten wieder herumtraben möchte – vor allem nach dem Anblick der süßen Lazarettkrabbe.«
    Michael Pohland aß langsam und vorsichtig, hörte ab und zu auf und horchte nach innen, wie sich sein Magen verhielt. Da er keinerlei Reaktion zeigte als lediglich ein Anwachsen des Hungergefühls, aß er das ganze Tablett leer und lag dann satt und vom Essen müde langgestreckt im Bett, zufrieden und seltsam erfrischt. Der starke, unbekannte Wein war von einer herrlichen, befreienden Wirkung; das Gehirn schwebte wie auf Wolken, die Gedanken waren leicht und lebensfroh und von einer geradezu impertinenten Daseinslust, als habe er Haschisch geraucht.
    »Na?« fragte Dr. Heidkamp und gähnte. »Wie fühlen Sie sich, Chef?«
    »Wie im achten Himmel, Doktor.«
    »Ich auch. Nur habe ich Angst, daß der Sturz aus ihm sehr schmerzhaft werden kann.«
    »Wir stürzen nicht mehr.«
    »Bedenken Sie, daß man uns für Rebellen hält. Für prominente Rebellen.«
    »Dieser Blödsinn wird sich schnell aufklären lassen.«
    »Versuchen Sie, einem Asiaten etwas zu erklären.«
    »Dieser General wird kein Spinner sein wie der Rebellenhäuptling.«
    »Hoffen wir es, liebe Tante.«
    »Gute Nacht!«
    Pohland drehte sich auf die gesunde Schulter und schlief ein. Es war ein tiefer, satter Schlaf, aus dem er nicht einmal erwachte, als der junge Arzt mit der kleinen Schwester wieder erschien, Pohland aufrichtete und die Schulterwunde neu verband, nachdem er sie mit Penicillinpuder bestäubt hatte. Nach ihm betrat ein Offizier das Krankenzimmer, grüßte zu Dr. Heidkamp hinüber, ließ sich berichten und ging wieder.
    »Das war der Adjutant des Generals«, erklärte der junge, höfliche Arzt.
    »Was soll das, mein Lieber?« Heidkamp aß schon wieder, Bananen und kleine, süße Äpfel. »Wenn Ihr General ein einziges Telegramm an den deutschen Konsul abschicken würde, wäre alles klar.«
    »Das hier ist eine innerthailändische Angelegenheit. Wir lösen sie selbst.«
    »Aber hoffentlich schnell.«
    »Ich glaube, sehr schnell …« Das Lächeln war wie gefroren. Heidkamp erkannte es, und es wurde ihm kalt ums Herz. Er fragte nicht weiter, aber auch die Bananen schmeckten ihm nicht mehr. Wenn ich hier heil herauskomme, dachte er, werde ich nie mehr Asien betreten. Nie mehr. Und wenn man mir Millionen bietet. Und wenn ich in einem Atlas jemals wieder eine Asienkarte sehen werde, werde ich frieren in der Erinnerung. Nie mehr betrete ich diesen Teil unserer Erde.
    Am Abend kam der General. Michael Pohland war munter und fühlte sich gesund wie früher. Nur die Schulterwunde stach, aber die ungeheure körperliche Schwäche war verflogen.
    Der General kam mit seinem Adjutanten. Er sprach Englisch und grüßte Pohland wie einen hohen Offizier.
    »Tao Khuang Batun«, stellte er sich vor. »Es freut mich, Sie und Ihren Herrn Kameraden als meinen Gast begrüßen zu dürfen.«
    »Das hat ein anderer General auch schon gesagt«, warf Pohland ein.
    »Ich weiß.«
    »Sie wissen auch, wer ich bin?«
    »Ich weiß, als wen Sie sich ausgeben.«
    »Da kommt der dicke Hund«, sagte Dr. Heidkamp und lehnte sich an das Rückengitter seines Bettes. Michael Pohland sah General Tao Khuang Batun forschend an.
    »Wie soll ich das verstehen, Herr General?«
    »Sie sagen, Sie seien Michael Pohland aus Deutschland?«
    »Ja.«
    »Herr Pohland ist vor etwa acht Monaten von Rebellen getötet worden.«
    »Irrtum, gefangengenommen!«
    »Das sagen Sie, Sir. Wir wissen aber, daß Herr Pohland tot ist. Es gibt eine amtliche Verlautbarung. Die Regierung unseres Landes irrt sich nicht.«
    »Aber das ist doch Blödsinn, Herr General!« Pohland hob beschwörend den gesunden Arm. »Wir wurden als Abgesprengte von den Rebellen aufgelesen. Nach Monaten gelang uns die Flucht, wir kamen in ein Dschungeldorf, dort wurden wir erst von den Rebellen, dann von Ihren Truppen überfallen.«
    Der General lächelte etwas sauer. »Sie kennen nicht die Verhältnisse des Landes, Sir«, sagte er höflich, aber bestimmt. »Wir überfallen nicht, wir befreien.«
    »Die Auswirkung blieb die gleiche, General. Gut … sagen wir, wir wurden von Ihren Truppen befreit. Wir sind glücklich, den Dschungel und die Rebellen überlebt zu haben. Und wenn
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