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Geliebter, betrogener Mann

Geliebter, betrogener Mann

Titel: Geliebter, betrogener Mann
Autoren: Heinz G. Konsalik
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dachte er immer und immer wieder. Wir werden nach Hause kommen. Wir haben das Leben wiedergewonnen.
    Und dann lachte auch er, aber nicht hysterisch wie Dr. Heidkamp, sondern leise, verhalten, in sich hinein.
    Das Leben hängt an einem Leberfleck … und da sagt man immer, das Leben eines Menschen gehe von der Geburt bis zum Tod und was zwischen beiden Ereignissen liege, sei nicht nennenswert …
    Das Unsinnige wurde durch die moderne Technik zu einem diplo matischen Fall.
    Die deutsche Botschaft in Bangkok wurde benachrichtigt. Nach einigem verständnislosen Zögern wurde die Frage weitergegeben nach Bonn, von Bonn ging die Anfrage nach weiterem Rätselraten und dummen Witzen der untergeordneten Beamten zu Dr. Corbeck. Dr. Corbeck rief sofort empört Dr. Wehrmann an. Dr. Wehrmann tobte und fuhr hinaus nach Gut Heidfeld. Ganz beiläufig stellte er die Frage nach dem Leberfleck, und Gerda Pohland antwortete ebenso beiläufig. Ja. Es gab diesen Leberfleck. Dann trank man Kaffee und sprach von Tagesereignissen.
    Die Meldung aber flog über einige tausend Kilometer zurück nach Asien und über ein Militärfunkgerät in die Dschungelfestung Ban Ngon. General Tao Khuang Batun las die Funkmeldung, die ihm der Adjutant beim Rapport vorlegte, dreimal durch, ehe er aufsah.
    »Was sagen Sie dazu?« fragte er heiser.
    »Es ist Michael Pohland.«
    »Und was nun?«
    »Von Bangkok kommen morgen zwei Herren des Generalstabs und ein Vertreter der deutschen Botschaft zu uns geflogen, Herr General.«
    »Und wie stehe ich dann da?«
    »Sie werden einen Orden bekommen.«
    »Oder einen Tritt.«
    »Warum? Sie haben ihn sofort erkannt. Wir alle haben es erlebt. Sie wollten nur noch hundertprozentige Klarheit.«
    »Das stimmt.«
    »Man kann nichts anderes sagen, Herr General.«
    »Danke.«
    Von dieser Stunde an ging alles sehr schnell.
    Michael Pohland und Dr. Heidkamp wurden schon am nächsten Tag von Ban Ngon mit einem Militärhubschrauber nach Bangkok geflogen. General Tao Khuang Batun winkte ihnen zu, solange er den ratternden Vogel sehen konnte. In Bangkok stand der deutsche Botschafter auf dem Flugplatz und umarmte stumm und mit sichtlicher Ergriffenheit Michael Pohland, als er aus der gläsernen Kabine kletterte.
    »Willkommen!« sagte der Botschafter rauh von innerer Erschütterung. »Wenn man auch nicht mehr an Wunder glauben will …« Seine Stimme versagte. Er drückte Dr. Heidkamp stumm die Hand, faßte die beiden unter und führte sie zu dem am Rande des Flugplatzes wartenden Wagen.
    »Wann können wir nach Deutschland fliegen?« war die erste Frage Pohlands, nachdem sich ihre Erschütterung gelegt hatte.
    »In vier Tagen.«
    »Vier Tage?«
    »Es müssen eine Menge Protokolle aufgenommen werden. Sie wissen ja … die diplomatische Bürokratie. Und die Presse … Es wird einen großen Rummel geben.«
    »Darauf bin ich gar nicht erpicht. Ich möchte sofort fliegen.«
    »Vier Tage werden Sie auch noch überleben, Herr Pohland.« Der Wagen glitt durch die Straßen Bangkoks, vorbei an Tempeln mit goldenen Dächern, Bankgebäuden, Hotels, Palästen und Hütten, hinaus zur deutschen Botschaft. Der Botschafter hielt die Hand Pohlands fest, als sei er ein kleiner Junge, der Schutz bedürfe und väterlichen Händedruck. »Die Meldung von Ihrer Rückkehr ist bereits unterwegs nach Deutschland.«
    Dr. Corbeck hing in seinem Schreibtischsessel wie nach einem Schlaganfall. Der Telefonhörer pendelte an der Schnur neben ihm; er hatte vergessen, ihn wieder aufzulegen und einfach neben sich fallengelassen, als er die kurze Nachricht vom Auswärtigen Amt in Bonn erhielt. Es war ein solcher Schock der Freude, daß er wie gelähmt dasaß und unfähig war, in den ersten Minuten irgend etwas zu unternehmen. Er starrte an die getäfelte Wand, fühlte, wie sein Herz zuckte und ab und zu aussetzte, spürte, daß seine Augen schwammen und es ihm unmöglich war, nicht zu weinen. Er konn te sich nicht entsinnen, wann dies zuletzt geschehen war … daß ihm jetzt die Tränen einfach über die Wangen liefen, ergriff ihn mehr als alles jemals zuvor. Dieses Wunder innerer Verbundenheit mit ei nem Menschen war ein tiefes Erlebnis, und er erkannte, daß es auch zwischen zwei Männern mehr geben kann als Freundschaft, Kame radschaft oder Partnerschaft. In diesem Augenblick der höchsten Erschütterung offenbarte sich ein Geheimnis der Seele, eine Bruder schaft, die er nie für möglich gehalten hatte.
    Nach diesem Schock aber tat Dr. Corbeck genau das, was ein
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