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Geliebter, betrogener Mann

Geliebter, betrogener Mann

Titel: Geliebter, betrogener Mann
Autoren: Heinz G. Konsalik
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lebt, er sitzt in Bangkok und wird zur Zeit über seine Erlebnisse im Dschungel befragt. Wenn Sie es nicht glauben …« Dr. Corbeck sah auf seine Uhr. »Wir haben durch den Postauftragsdienst alle Gespräche auf Ihre Telefonleitung legen lassen; es müßte schon längst ein Telegramm aus Thailand hier sein.«
    Dechant Bader trank wieder. Dann eilte er zu seinem Wandschrank, holte große, geschliffene, venezianische Gläser und eine bauchige Flasche mit Rotwein. Dr. Wehrmann seufzte laut.
    »Doktor!« sagte er zu Corbeck und stieß ihn in die Seite. »Den kenne ich. Das Gift des Dechanten. Um das zu überleben, muß man ein Goliath sein. Und dabei verrät mir der Duckmäuser nicht, woher er ihn bezieht.«
    In dem Augenblick, in dem Bader die Gläser mit dem fast öligen Wein füllte, klingelte das Telefon. Mit einem Ruck riß er die Flasche hoch und sah die beiden anderen an.
    »Das ist er«, sagte Dr. Wehrmann heiser.
    »Heben Sie ab, Dechant!« Dr. Corbeck schwitzte plötzlich und war blaß geworden.
    Bader stellte die Flasche auf den Tisch und sah auf das rappelnde Telefon. »Wollen Sie nicht abheben, Doktor?« fragte er Wehrmann. Der Arzt schüttelte heftig den Kopf.
    »Es ist Ihr Telefon.«
    »Aber Ihr Anruf.«
    »Mich trifft der Schlag.« Wehrmann preßte das Kinn an den Kragen. »Meine Herren, ich gestehe es: Ich habe Angst, daß alles widerrufen wird. Daß es nur ein Irrtum war.«
    »Also denn!« Dechant Bader nahm den Hörer ab. »Ja. Hier Pfarramt. Ja, ich nehme an für Herrn Dr. Wehrmann und spreche mit: Telegramm aus Bangkok – Thailand. Worttext: Bin gesund stop Abgesehen von einer leichten Verwundung wohlauf stop Fliege mit JET 357 übermorgen und lande Freitag um 16 Uhr in Lohhausen stop Bitte meine Frau schonend darauf vorbereiten stop Immer der Ihre Ihr Michael Pohland Ende. – Danke.«
    Dechant Bader legte langsam den Hörer zurück. Wehrmann und Corbeck saßen wie Wachsfiguren auf dem Ledersofa. Auch Bader brauchte eine Zeit, bis er reden konnte.
    »Kurz und knapp … wie immer …«, sagte er rauh. »Dr. Wehrmann … jetzt sollten auch Sie Gott danken für diese Gnade … denn das ist Gottes Hand gewesen, die über Michael Pohland lag.«
    »Ich glaube es.« Dr. Wehrmann senkte den Kopf. Seine Stimme war ganz klein, als er weitersprach. »Jetzt sollten wir hinausfahren nach Heidfeld … und Sie werden es ihr sagen!«
    »Ich?« Bader schüttelte den Kopf.
    »Ja. Sie. Ich … ich kann das nicht … Verdammt, ich würde dabei losheulen …«
    »Fahren wir, meine Herren.« Dr. Corbeck stand schwankend auf. Er hielt sich an der Schreibtischkante fest und ließ den Kopf hin und her pendeln. »Nur Mut. Nur Mut.«
    »Wenn einer fährt, bin ich es.« Dechant Bader schob die beiden Trunkenen vor sich her in die große Diele. Die Haushälterin sah entsetzt aus der Küche, als sie den Lärm hörte.
    »Wir fahren fort!« schrie Bader, aber er wußte nicht, daß er schrie. Auch ihn versetzte der Alkohol in eine laute und ausbruchartige Stimmung. »Wann wir wiederkommen, weiß ich nicht. Die Abendmesse soll Vikar Klothe lesen.«
    »Jawohl, Herr Dechant.« Mit weiten Augen sah die Haushälterin den drei Männern nach, die sich untergefaßt zu dem Auto zogen und vor der Tür nicht einigen konnten, wer fahren sollte.
    Schließlich siegte der Dechant, der Motor heulte auf, der schwere Wagen machte einen Kavalierstart, schoß nach vorn, ließ die Räder pfeifend durchdrehen und rauschte wie die wilde Jagd aus dem Pfarrhof auf die Chaussee.
    So kamen sie auf Gut Heidfeld an. Wie ein donnernder Spuk, der sich in drei schwankende, laute Gestalten menschlichen Aussehens verwandelte. Gotthelf Petermann, der aus dem Verwalterhaus stürzte, prallte zuerst auf den Dechanten.
    »Die gnädige Frau zu Hause, mein Sohn?« dröhnte Bader.
    »Ja, aber … Herr Dechant.« Petermann roch den alkoholischen Nebel, der den drei Herren vorausschwebte. Der Doktor, dachte er. Und der Herr Dechant. Und der Herr Syndikus … und alle besoffen. Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu … vor allem der Herr Dechant …
    »Was aber?«
    »Die gnädige Frau liegt schon …«
    »Um so besser! Dann kann sie nicht umfallen.« Dr. Wehrmann nickte zufrieden. Er dachte wie immer praktisch, nur behinderte ihn der Alkohol, auch angemessen feierlich zu denken.
    »Wieso umfallen?« Petermann spürte ein Jucken unter den Haaren. »Ist irgendwas geschehen? Bringen die Herren eine Nachricht?«
    »Ein kleiner Schlaumeier, unser Gotthelf, was?« Dechant
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