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Geliebte Suenderin

Geliebte Suenderin

Titel: Geliebte Suenderin
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Schnick-schnack für die Armen?« höhnte Bonnie Charlie, als sie beim Herzog angelangt waren.
    »Na los, nicht so schüchtern«, forderte Bonnie Charlie ihn mit ironischer Freundlichkeit auf. Die Augen des Herzogs bohrten sich wie brennende Kohlen in die seinen, als er ihm mit einem gleichgültigen Achselzucken eine goldene Schnupftabaksdose und eine goldene Uhr reichte.
    »Unser narbengesichtiger Gentleman ist sehr klug«, bemerkte er spöttisch. »Er hat wohl Angst, daß ihm die andere Backe auch noch entstellt wird.«
    Das Gesicht des Herzogs wurde zusehends grimmiger. Er fixierte die Augen des Räubers, die im Schatten der Maske lagen, und sagte gelangweilt: »Ich freue mich darauf, dir wieder zu begegnen, Bonnie Charlie, dann wird mein Schwert mehr als nur deine Wange zu spüren bekommen.« Seine Stimme war leise und ruhig, aber der drohende Unterton war unmißverständlich.
    Bonnie Charlie lachte leise. »So? Ihr feinen Herren wißt doch nicht einmal, welches Ende eines Schwertes man packt, ge-schweige denn, wie man es führt.«
    »Diese Unverschämtheit wird dir den Kopf kosten«, drohte Lord Newley.
    »So blutrünstig, Mylord? Ihr solltet froh sein, daß ich mir nicht alles nehme und Euch an die Lehne dieses Satinstuhls spieße. Aber ich glaube, ich muß Euch noch einen Grund geben, um nach meinem Blut zu lechzen. Euer diamantener Krawattenschmuck gefällt mir recht gut.« Spöttisch grinsend trennte er ihn mit der Schwertspitze von Lord Newleys Brust.
    »Und Euch, Lord Malton, werde ich von diesem bezaubernden silbernen Salzfaß befreien.«
    Das Schmuckstück folgte der anderen Beute in. den Sack.
    »Ihr lächelt, mein narbengesichtiger Freund«, bemerkte der Räuber ironisch, »aber Euer Krawattenschmuck gefällt mir auch ... wenn Ihr so großzügig wäret?«
    »Aber selbstverständlich.« Der Herzog grinste übers ganze Gesicht. »Mein Kompliment für Euren guten Geschmack. Aber es ist nur eine Leihgabe. Ich werde sie mir zu gegebener Zeit zurückholen.«
    »Dieser Transaktion sehe ich mit Freuden entgegen.« Der Maskierte griente und zeigte sehr ebenmäßige, weiße Zähne. Die Drohung des Gentleman beunruhigte ihn nicht im geringsten.
    Bonnie Charlie machte eine leichte Verbeugung und ging rückwärts zum Fenster, die Pistolen seiner Handlanger hielten sein unfreiwilliges Publikum in Schach. »Adieu, die Herren, und meine Empfehlung an die Damen.«
    Mit dieser letzten Beleidigung verschwand er durchs Fenster, schnell gefolgt von seinen Gefährten. Eine Weile herrschte betretenes Schweigen, dann fing Lord Newley heftig an zu fluchen und wollte aufstehen, ebenso Lord Malton, als plötzlich ein silberner Blitz an ihnen vorbeischoß und ein Messer sich mit dumpfem Knall in den Tisch bohrte.
    »Gütiger Gott!« murmelte Lord Malton und tastete vorsichtig nach seinem Taschentuch, aus Angst, ein weiteres Messer könnte seinen Weg in seine Brust finden.
    »Ich frage mich, was für Zugaben der Kerl noch auf Lager hat«, sagte der Herzog sarkastisch, als er sich langsam erhob und streckte. Der Vorfall hatte seltsam belebend auf ihn gewirkt.
    Die anderen starrten ihn einen Augenblick lang verdutzt an, dann fingen sie alle gleichzeitig an, erleichtert loszuplappern.
    Der Herzog ging zum Fenster und sah mit einem nachdenkli-chen Lächeln schweigend in die Nacht hinaus.
    »Dieser unverschämte Kerl! Am liebsten hätte ich ihn mit meinem Schwert durchbohrt.« Lord Malton goß sich mit zittriger Hand etwas zu trinken ein.
    »Dieser jakobitische Hund. Bestimmt ein Agent dieses Schurken von Stuart, da wette ich drauf. Beauftragt das Militär, die werden ihn bald aufstöbern!«
    »Bis jetzt haben sie ihn nicht erwischt«, meinte jemand. »Und ich hätte auch keine Lust, mich mit seinen zwei riesigen Kumpa-nen anzulegen.«
    Der Herzog wandte sich zu ihnen. »Wie heißt dieser Schuft doch gleich, der sich anscheinend so mühelos der Gefangennahme entzieht?«
    »Bonnie Charlie nennen sie ihn, wegen der verfluchten Tartanschärpe, die er um die Brust trägt, und der Adlerfeder in seinem Hut. Verhöhnt uns alle, dieser Wilde aus den Highlands.«
    Der Herzog lächelte nachdenklich. »Aber er spricht und be-nimmt sich wie ein perfekter Gentleman. Ein recht interessantes Rätsel, nicht wahr? Wie lange treibt er denn schon sein Unwesen?«
    »Drei, vielleicht vier Jahre, denke ich«, erwiderte Lord Newley. »Der ist verflucht lästig. Das ist schon die dritte Uhr, die er mir abgenommen hat.«
    »Und trotzdem hat keiner eine Ahnung,
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