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Geliebte Suenderin

Geliebte Suenderin

Titel: Geliebte Suenderin
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Befehl, und wir werden alles Notwendige tun, um unsere Position zu sichern, selbst wenn wir das Schloß zerstören müssen«, erwiderte der Colonel. Zufrieden eilte der Sergeant davon.
    Terence Fletcher sah ihm kopfschüttelnd nach. Was erwartete er eigentlich von diesen Männern? Die meisten waren Gesindel: arme, ungebildete Söldner, die nur Befehlen zu gehorchen hatten, wie Dreck behandelt wurden und kaum etwas bezahlt beka-men. Es wunderte ihn nicht, daß sie sich von den herumliegen-den Kleidern und Nahrungsmitteln nahmen, was zu kriegen war.
    Er ließ den Blick über die unwirtlichen Hügel und den grauen Himmel schweifen und wünschte, er wäre in England. Überall war es besser als hier in diesen trostlosen schottischen Highlands, wo anscheinend die Zeit stehengeblieben war und die Männer immer noch kämpften wie ihre Ahnen vor dreihundert Jahren. Jetzt war ihre Lebensweise von Zerstörung bedroht, weil sie leichtsinnig den jungen Prätendenten Charles Stuart oder, wie sie ihn liebevoll nannten, Bonnie Prince Charlie unterstützten. Als Nachfolger der Stuart-Könige, die im siebzehnten Jahrhundert ihre Macht verloren hatten, wurde er jetzt von diesen Jakobiter-Schotten in seinem vergeblichen Versuch unterstützt, Georg von Hannover vom Thron Großbritanniens zu vertreiben.
     
    »Um Himmels willen, beeil dich!« drängte Sabrina ihre Tante.
    »Wir müssen weg von hier.«
    »Aber wo ist denn Angus? Er sollte wirklich hier sein«, erwiderte ihre Tante gelassen und faltete sorgfältig ein zartes, spitzenbesetztes Taschentuch. »Hetze ist mir so zuwider«, klagte sie leise.
    »Bitte, Tante Margaret. Versuch dieses eine Mal, dich zu beeilen«, flehte Sabrina die ältere Frau an, die seelenruhig einige Habseligkeiten zusammenpackte. Ihr graues Haar schimmerte silbern und war von einer kleinen weißen Spitzenkappe bedeckt, die am Hinterkopf eine hohe, gestärkte Krone hatte.
    Sabrina sah ihre Tante ungeduldig an, als diese ihr mit abwe-senden, verträumten Augen zulächelte.
    »Ich habe Hobbs nie erlaubt, meine Näharbeiten anzufassen.
    Sie ist absolut unfähig, richtig zu packen - außerdem hab’ ich sie immer bei mir. Eine Dame sitzt nicht einfach herum und legt die Hände in den Schoß, mein Schatz«, erklärte sie, als sie den Rest ihrer Sachen in der Gobelintasche verstaute.
    »Sabrina!« rief eine Jungenstimme. Kurz darauf stürzte ihr Bruder Richard völlig außer Atem ins Zimmer. »Wir sind start-bereit. Mary ist schon unten.«
    »Hilf Tante Margaret hinunter, ich kümmere mich um den Rest«, sagte Sabrina und lief trotz Tante Margarets tadelndem Blick aus dem Zimmer.
    Sabrina eilte die abgetretenen Steinstufen zum großen Ban-kettsaal hinunter. Die Schilde und Waffen des Clans hingen ehrwürdig an den Wänden. Im großen Steinkamin brannte kein Feuer, und auf der langen Tafel stand kein Essen. Die Bedienste-ten hatten entweder an der Schlacht teilgenommen oder waren zu den Höfen ihrer Familien in den Bergen geflohen. Hobbs, die englische Zofe ihrer Tante, würde sie als einzige zu dem Fischer-boot begleiten, das sie alle zur Küste und dann zu einem franzö-
    sischen Schiff bringen sollte.
    Sabrina hörte, wie ihr Bruder Tante Margaret die Treppe hin-unterlockte. Unten in der Halle wartete Mary und lief nervös auf und ab, das Gesicht noch tränennaß.
    »Oh, da seid ihr ja endlich«, rief sie erleichtert, als sie die anderen kommen sah. »Ich dachte, ihr kommt überhaupt nicht mehr. Wir müssen uns beeilen, bevor die Engländer auftauchen.
    Oh, beeil dich doch bitte, Tante Margaret«, drängte sie die Tante, als diese stehenblieb, um ein zweites Mal ihr Gepäck zu überprü-
    fen.
    »Schon gut, Mary, wir werden es schaffen«, beschwichtigte Sabrina ihre ältere Schwester.
    »Das hat Großvater auch gedacht«, erwiderte Mary besorgt, und ihr hübsches Gesicht spiegelte ihre Angst wider.
    Sabrina nickte in schmerzhafter Erinnerung und sah sich wehmütig um. Was würde mit dem Schloß passieren? Würden es die Engländer niederbrennen, es zerstören wie schon so viele Häuser der Highlander seit Beginn der Kämpfe? Sie ließ ein letztes Mal den Blick durch den uralten Saal schweifen. Das Gesicht ihres Großvaters war jetzt nur noch ein Bild der Erinnerung, zusammen mit so vielen anderen Erinnerungen an diesen Tag und ihr Leben in den Highlands.
    »Sabrina!« rief Mary von draußen. Sie war bereits in den kleinen Karren, der von zwei Ponys gezogen wurde, gestiegen und wartete ungeduldig. Ihr Gepäck war
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