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Geliebte Suenderin

Geliebte Suenderin

Titel: Geliebte Suenderin
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wer er wirklich ist?
    Nie sein Gesicht gesehen, nie seine Spur verfolgt? Wie seltsam«, murmelte der Herzog, »daß er jedesmal nur ein paar Sachen mitnimmt. Er ist wirklich nicht gierig, nicht wahr?«
    »Das ist es ja gerade! Eine verdammte Frechheit. Ich komm’
    mir dann immer so überladen vor.«
    »Hat er schon jemanden ermordet?«
    »Würde mich nicht überraschen, wenn ja, aber ich weiß es nicht«, murrte Lord Malton. Der Herzog rückte sich seine Spitzenmanschette zurecht und griff ganz automatisch nach seiner Schnupftabaksdose, bis ihm einfiel, daß sie ja geraubt worden war. Er tat das mit einem leichten Achselzucken ab und sagte: »Ich schlage vor, wir begeben uns zu den Damen. Die werden sich schon fragen, wo wir bleiben.«
    »Die Damen! Gütiger Gott, die hab’ ich ganz vergessen.«
    Malton erhob sich eilends. »Wir sollten ihnen nichts erzählen.
    Aber ich weiß nicht, wie ich das vor meiner Frau verheimlichen soll. Sie errät alles. Kommen Sie, wir sollten sie nicht länger warten lassen.«
    Der Herzog sah ihnen nach, wie sie zur Tür hinausgingen, sich immer noch leise, aber aufgeregt unterhaltend. Dann ging er zum Tisch und zog das Messer aus der Platte. Er untersuchte den Griff, prüfte vorsichtig die scharfe Spitze, ließ es dann mit einem zögernden Lächeln zurück auf den Tisch fallen und folgte den anderen aus dem Raum.
     
    »Habt ihr das feiste Gesicht des alten Malton gesehen, als wir sein Fest unterbrochen haben?« lachte Bonnie Charlie vergnügt.
    »Und Lord Newleys Blick, als ich ihm seine Uhr abgenommen habe? Die wievielte ist das jetzt, die dritte oder vierte, die wir von ihm haben?«
    »Die dritte, glaub’ ich, Charlie«, sagte einer der großen Männer mit ernstem Gesicht.
    »Ja, und es wird noch eine sechste und eine siebte dazukom-men, bevor ich mit ihm fertig bin, was, John?«
    »Da wett’ ich drauf, Charlie. Denen hast du’s heut abend gezeigt. Hab’ schon gedacht, Will muß den Fetten erschießen.«
    »Denkt dran, keine Schießerei«, warnte Bonnie Charlie. »Wir wollen nicht auch noch eine Mordanklage am Hals haben. Dann schicken sie uns noch mehr Leute vom Militär hinterher.«
    Sie trieben ihre Pferde am Rande des Hügels entlang, in sicherem Abstand von der Straße, auf der bestimmt Patrouillen unterwegs waren. Die Nachtluft war erfüllt vom süßen. Duft von Geißblatt und wilden Erdbeeren, als sie sich ihren Weg durch Brombeerbüsche und dichtes Unterholz bahnten. Mit einem Mal scheuten die Pferde. Eine dunkle Gestalt tauchte schemen-haft vor ihnen auf. Bonnie Charlie kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können, aber die Maske behinderte seine Sicht. Die Gestalt bewegte sich, kam aber nicht näher.
    »Was ist das?« flüsterte Will nervös und packte die Zügel seines widerwilligen Pferdes fester.
    Der leise Ruf einer Eule schallte durch die Nacht, als sie sich vorsichtig der hängenden Gestalt näherten.
    »Großer Gott, das ist ja Nate Fisher«, sagte John, als er erkannte, wer da vom knorrigen Ast einer Eiche mit einer Schnur um den Hals hing.
    »Tot.«
    »Er hat wieder gewildert, aber diesmal haben sie ihn erwischt«, murmelte Bonnie Charlie leise, als er den Hasen sah, den man dem Toten um den Hals gebunden hatte.
    »Was hätte er denn sonst tun sollen? Seine Familie verhungert. Er mußte fünf kleine Mäuler stopfen und eine kranke Frau ernähren«, sagte Will voller Zorn.
    »Das ist wahr, und das hier war mal öffentliches Land, bevor Lord Newley und Lord Malton es an sich gerissen und abge-sperrt haben. Nate Fisher hatte doch keine Wahl!« John starrte voller Entrüstung auf die Leiche.
    »Ich weiß, es ist ungerecht. Da hocken sie und schlagen sich die Bäuche voll, während der arme Nate hier am Baum hängt, nur weil er seine Familie ernähren wollte. Ich wünschte, ich hätte ihnen alles abgenommen. Ich schwöre, daß ich das beim nächsten Mal wiedergutmachen werde«, versprach Bonnie Charlie. »Schneidet ihn ab. Er soll nicht als Aas für die Krähen enden. Du kennst die Fishers gut, John, bring ihn nach Hause.
    Die Hälfte unseres Profits heute nacht geht an sie«, fügte er hinzu, spornte sein Pferd an und verschwand langsam zwischen den Bäumen. John blieb zurück, um sich um die Leiche zu kümmern.
    Bonnie Charlie und Will ritten vorsichtig hinunter in ein kleines bewaldetes Tal, in dem mehrere Flüßchen plätscherten, die das Geräusch der Hufe übertönten. Sie lenkten ihre Pferde in einen flachen Bach mit weichem Untergrund und
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