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Geliebte Nanny

Geliebte Nanny

Titel: Geliebte Nanny
Autoren: Eileen Schlueter
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offenem Mund und riesigen Kulleraugen, als ich die Treppe hinunter zur Eingangshalle schreite. Klodias Chauffeur wartet bereits auf mich. Na, dann mal los – auf zur Traumhochzeit .
     
     Yasemin und Cengiz sind ein ungleiches Paar. Yasis Vorstellungen von der idealen Eheschließung, gleichen denen einer Deutschen. Cengiz dagegen würde eine traditionelle türkische Hochzeit begrüßen.
    Allein die hitzige Diskussion des Brautpaares, über die mutmaßliche Location, die nach mehren Stunden zu einem hochexplosiven Wortgefecht inklusive Handgemenge ausartete, hätte wohl eher zu einer Scheidung, als zu einer Trauung führen müssen. Am Ende einigten sich die beiden erschöpft darauf, die Verlobung auf altbewährte Weise, mit allem türkischen Pipapo zu feiern. Dabei sollte Yasi auch der traditionelle Henna - Abend nicht erspart bleiben. Die darauf folgende Hochzeitsfeier sollte jedoch ganz nach Yasis Vorstellungen ausgerichtet werden.
     Ich wusste gar nicht, dass meine Freundin so romantisch geprägt ist. Nach einer ausgedehnten Autofahrt in der Brautlimousine, tut sich ein barockes Wasserschloss vor uns auf. Mein Kleid ist am Hintern bestimmt total zerknittert.
    Schloss Nordkirchen bei Coesfeld im südlichen Münsterland, auch westfälisches Versailles genannt. Hier wird also die Standesamtliche Trauung vollzogen. Genauer gesagt im sogenannten Hochzeitstürmchen. Die eigentliche Feier findet danach im Schloss - Restaurant statt. Wenn ich ehrlich bin, freue ich mich am allermeisten auf’s Essen. Ich habe den ganzen Tag noch nichts gegessen, um in meinem perfekt anliegenden Marc Jacobs - Kleid eine gute Figur zu machen und so langsam schwubbert es mir vor Augen.
    Für klaustrophobische Trauzeugen wie mich, ist so ein Hochzeitstürmchen kein Sympathie erweckender Ort. Nimmt dieser Andrang an Hochzeitsgästen gar kein Ende?
    Also ehrlich, Yasis Schwiegermutter sitzt mir gleich auf dem Schoß. Und die ist wirklich alles andere als zierlich. Ich fächele mir mit einer Hand Luft zu. Endlich macht der Letzte die Tür zu, was sich nicht gerade förderlich auf die Luftqualität auswirkt. Mann, ist das heiß hier drin. Da hätten Yasi und Cengiz auch gleich in einem Backofen heiraten können. Aber egal, da muss ich jetzt durch!
    Ich sitze auf meinem Trauzeugenstuhl gleich neben dem Brautpaar, an einem Schreibtisch. Yasi sieht atemberaubend aus in ihrem A - linienförmigen Traum, aus cremeweißem Satin und minimaler Spitze, der ihr kleines Dreimonatsbäuchlein perfekt kaschiert. Sie trägt schlichten Schmuck aus Gold und einen wunderschönen Schleier auf ihrer Hochsteckfrisur, die es glatt mit meiner eigenen aufnehmen könnte. Sogar Cengiz sieht für meinen Geschmack ganz passabel aus. Er trägt einen anthrazitfarbenen, sehr eleganten Anzug mit Seidenkrawatte und passender Weste über dem weißen Hemd. Kürzlich war er beim Frisör. Die Schmalzlocken sind weg – endlich! Die kurzen Haare stehen ihm eindeutig besser.
    Ich werfe einen Blick in die Hochzeitgesellschaft, die aus ungefähr zweihundertachtzig Leuten und mindestens zwanzig Kleinkindern besteht. Und das, in einem Raum mit einer Kapazität für höchstens sechzig Personen. Mir gegenüber steht eine junge Frau mit Kopftuch und mit einem plärrenden Kleinkind auf dem Arm. Ihrem farbenfrohen Kleidungsstil nach zu urteilen, muss es sich bei ihr um Yasis Cousine Birgül handeln. Die, die mir damals ihre Altkleidersammlung vererbt hat.
    Der Standesbeamte wirft einen Blick auf die vor ihm liegenden Unterlagen und hüstelt in seine Faust.
     »Liebes Brautpaar. Verehrte Trauzeugen, sehr geehrte Hochzeitsgäste«, fängt er an und räuspert sich. Er schwitzt, was an der überhitzten, beklemmenden Atmosphäre liegen könnte, wobei es eher den Anschein hat, als wäre dies sein erster Tag als Standesbeamter. Alle Gäste sind still und warten gespannt, was nun kommt. Er will gerade wieder zum Sprechen ansetzen, da ertönen von draußen geräuschvolle Schritte und wenig später öffnet sich mit einem furchtbar quietschenden Geräusch, die Tür zum Trausaal. Jemand trampelt eilig herein. Diese Unterbrechung bringt den armen Standesbeamten nun völlig aus dem Konzept, er schaut angespannt in Richtung Tür, genau wie ich. Aber es ist mein Herz, das zu stolpern anfängt, beim Anblick der Bernsteinaugen, der haselnussbraunen Haare und der smarten Erscheinung des Mannes, der mich total verrückt macht und wegen dem meine frisch manikürten Fingernägel soeben am Sitzpolster eines
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