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Geliebte Nanny

Geliebte Nanny

Titel: Geliebte Nanny
Autoren: Eileen Schlueter
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verlangt Ehrlichkeit von anderen. Auf mich ist er mindestens genauso stinkig wie auf Sie , Melissa. Mein Vater hat es mit der Ehrlichkeit nicht so genau genommen. Ich habe es David damals spüren lassen, dass er das unerwünschte Resultat des Betrugs an meiner Mutter war und er hat sehr darunter gelitten. Ich war so ein Biest. Trotzdem war David immer loyal zu mir. Die Stelle als Geschäftsführer war das Mindeste, was ich zur Wiedergutmachung für ihn tun konnte. Er ist so empfindlich, wenn es um Aufrichtigkeit geht. Dass er sich mit dieser Verkleidungs - Sache hintergangen fühlt, hätte ich ahnen müssen, aber ich dachte ja, er würde einer unscheinbaren Nanny, die ein Kopftuch trägt, keinerlei Beachtung schenken.«
     »Das dachte ich auch.« So kann man sich irren.
     »Ich will gar nicht wissen, wie Arndt reagiert, wenn er rausbekommt, dass das alles meine Idee war.« Klodia sieht richtig betrübt aus. Beinahe könnte sie mir leid tun. Aber es war ja ihre eigene Blödheit. Genau wie es übrigens meine eigene Blödheit war, bei dieser ganzen Sache mitzuspielen. Tja, so hat jede von uns ihr Fett wegbekommen. Dennoch gehe ich davon aus, dass Arndt seiner Frau, die ja jetzt endlich eingesehen hat, dass sie Fehler gemacht hat, verzeihen wird. Aber ob David je wieder etwas mit mir zu tun haben will, wage ich zu bezweifeln.
    Im nächsten Moment wird die Tür aufgerissen und David stürmt blindlings ins Kinderzimmer.
     »…und noch was Claudia…!« Abrupt verstummt er und bleibt wie vom Donner gerührt auf der Stelle stehen. Seine verachtenden Blicke durchbohren mich. Ich senke beschämt meinen Kopf.
     »Das hat sicher Zeit. Ich glaube Mel hat dir etwas zu sagen, David.«
    David feuert grimmige Blicke auf seine Schwester ab und schnaubt: »Ich brauche keine weiteren Lügengeschichten von Mel …von wegen Bruder!«
     »Hör ihr doch bitte erst mal zu«, versucht Klodia ihren Bruder zu beschwichtigen. »Kommt Kinder, wir lassen David und Melissa lieber allein.« Sie ergreift Paulines Hand und verlässt mit den beiden Kindern das Zimmer.
     »Aber Mama, das ist doch unser Kinderzimmer. Sollen die doch rausgehen«, mault Pauline. Typisch.
    David steht mit verschränkten Armen mitten im Kinderzimmer zwischen Barbie, Ken und einer Herde Plastikpferden. Mit diesem wütenden Gesichtsausdruck, ist seine Ähnlichkeit mit Klodia unverkennbar. Demütig schweige ich ihn an.
     »Ich dachte, du wolltest was sagen. Fass dich kurz. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit, muss meine Sachen noch packen.«
    Seine Schärfe treibt mir Tränen in die Augen, die ich wie wild wegzublinzeln versuche.
     »Es tut mir leid, David. Ich wollte dich nicht belügen.«
     »Hast du aber! Wenn man etwas wirklich nicht will, dann tut man es nicht. So ist es jedenfalls bei mir.«
     »Ich weiß, ich wollte es dir die ganze Zeit sagen, aber ich wusste nicht wie. Ich hatte doch diesen Deal mit Klodia.«
     »Es ging dir also um das Geld, das meine Schwester dir bezahlt hat? Pff, du bist wirklich genauso , wie ich es erwartet habe Melissa ! Du kannst das Kopftuch jetzt abnehmen.« Seine Worte sind so hart, dass mir das Herz wehtut.
     »David bitte…«, winsele ich, »…ich wollte doch nur, dass du mich wegen meiner inneren Werte magst und nicht wegen meines Aussehens. Aber ich hatte nicht erwartet, dass du dich wirklich in Melek verliebst. Es kam mir so absurd vor und als es doch passiert ist, war es schon zu spät, um dir die Wahrheit zu sagen. Es war alles so verzwickt.«
     »Es ist nie zu spät.« Er holt tief Luft. »Außer jetzt.«
     »Kannst du dir vorstellen, welche Überwindung es mich gekostet hätte, dir die Wahrheit zu sagen, nachdem du mir erzählt hast, dass du solche Frauen wie mich – also solche Frauen wie Melissa, nicht ausstehen kannst? Das wäre ja praktisch so, als würde man sich freiwillig mitten auf eine vielbefahrene Autobahn stellen.«
    Er schweigt. Nachdenklich mustert er den Fußboden. Doch dann schaut er auf. »Wie lange hättest du dieses Spielchen weitergetrieben? Bis wir irgendwann als Brautpaar in einer Moschee gestanden hätten, weil ich Idiot mittlerweile konvertiert wäre?« Er gerät beinahe aus der Fassung, wobei ich ihn in dieser Angelegenheit gut verstehen kann. Aber warum muss er auch so ein Idiot sein, der für jede nächstbeste Tussi, in die er sich verknallt, seinen Glauben wechselt? Sören beispielsweise, ist immer noch Atheist.
     »Ich habe dir vertraut, Melek –« Er beißt sich auf die Unterlippe und
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