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Geliebte Nanny

Geliebte Nanny

Titel: Geliebte Nanny
Autoren: Eileen Schlueter
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es schwierig.«
     »Versuch’s wenigstens, Ceng’!« Yasis Ton lässt keinen Kompromiss zu.
    Wenig später verlassen Yasi und Cengiz mein Zimmer. Ich bleibe reglos im Bett liegen und gucke an die Decke. Ich weiß nicht wie lange ich den Fleck anschaue, irgendwann aber verschwimmt er vor meinen Augen und ich schlafe ein.
     
    Mein Spiegelbild ist eine Katastrophe. So sieht man also aus, wenn man ein ganzes Wochenende lang vor sich hinvegetiert, nichts isst, zu wenig trinkt und zu viel heult.
    Heute ist Montag. In weniger als zweieinhalb Stunden, beginnt meine neue Arbeitswoche als Nanny bei den von Degenhausens. Das Problem dabei ist: Ich traue mich nicht dorthin. Immerhin habe ich zwei gute Gründe, die dafür sprechen, zu Hause zu bleiben – Klodia und David.
    Nichtsdestoweniger gibt es zwei ebenso gute Gründe, die meine Absicht blauzumachen ins Schwanken bringen – Pauline und Gerald.
    Seit einer Stunde stehe ich vor dem Spiegel und setze das rote Kopftuch mit der Stickerei auf und wieder ab. Und wieder auf und wieder ab. Melissa oder Melek?
    Auf die Frage, als welche der beiden ich auftreten soll, fällt mir keine Antwort ein. Noch nie ist mir eine Entscheidung so schwer gefallen wie jetzt; nicht mal damals mit 16, als mein absoluter Schwarm, Markus – aus der Parallelklasse, mich zu sich nach Hause einlud, weil er bis spät in die Nacht sturmfreie Bude hatte. Dummerweise hatte ich am gleichen Tag ein Backstagetreffen mit Robbie Williams gewonnen. Wofür entscheidet man sich da? Nun ja, ich hatte auf jeden Fall die falsche Entscheidung getroffen. Schwamm drüber.
     Ich schaue auf mein Handy. Kein Anruf, keine Kurzmitteilung, rein gar nichts von David. Selbst mein letzter Funke Hoffnung, den ich vertrauensvoll in Cengiz gesetzt habe, ist verglimmt. Cengiz hat David das ganze Wochenende nicht erreichen können.
     Mit zitternden Knien stehe ich vor dem schmiedeeisernen Tor. Es öffnet sich, vor mir liegt die eindrucksvolle Villa von Degenhausen. Mit jedem Schritt schlägt mein Herz ein bisschen schneller. Ruhelos zupfe ich an meinem knallroten Kopftuch, dabei sitzt es perfekt.
    Howard öffnet mir die Tür und ich betrete die Eingangshalle.
     »Guten Morgen, Fräulein Yildiz.«
     »Schön wär’s!«
     »Wie bitte?«
     »Ach, schon gut, Horst «, sage ich zu ihm gewandt. »Sagen Sie, ist die gnädige Frau zu sprechen? Ich habe ein dringendes Anliegen.«
     »Sie ist im Spielzimmer.«
    Ich muss mich verhört haben.
      »Bitte, wo…?«
     »Im Spielzimmer!«
     »Pardon, ich glaube, ich hab da was falsch verstanden…«
     »Ja, mir ging es genauso, als ich die gnädige Frau dort vorgefunden habe. Sie saß auf dem Spielteppich, mit einer männlichen Barbiepuppe in der Hand. Ich dachte zuerst, es sei eine Sinnestäuschung.«
    Ich gebe ein erstauntes »Oh…aha…« von mir.
     »Stellen Sie sich vor Fräulein Yildiz, sie hat Ken ihre Stimme geliehen.« Howard schüttelt den Kopf.
    Sollte ich mir ernsthafte Sorgen um Klodia machen? Howard jedenfalls sieht so aus. Er ist in höchster Alarmbereitschaft.
     »Danke Howard , äh…Horst.«
    Ich steige die Treppe hinauf.
    Was meinte er damit? Sie hat Ken ihre Stimme geliehen?
    Vor Paulines und Geralds Spielzimmer bleibe ich stehen und lausche. Ich hyperventiliere vor Nervosität. Drinnen höre ich jemanden reden.
      »Ist das nicht ein schöner Tag, Barbie? Sollen wir ausreiten?« Tatsächlich, Klodia verstellt ihre Stimme. Sie redet für Ken.
      »O ja, gerne, Ken!« antwortet Pauline für Barbie.
    Ist ja unglaublich! Klodia spielt mit Pauline. Mit Barbiepuppen. Für eine Sekunde hüpft mein Herz vor… Freude? Erleichterung? Ich weiß es nicht genau. Ist es möglich, dass Klodia die Kurve gekriegt und mein Appell an ihr Pflichtgefühl gefruchtet hat?
    Ich halte immer noch mein Ohr an die Tür. Ich höre Gerald plappern und dann höre ich Schritte. Aber nicht von drinnen. Ein Handy piepst. Das war eindeutig Davids SMS - Signal. Die Schritte kommen näher. Mit einem Satz schnelle ich von der Tür weg und renne lautlos den Flur entlang, bis zu einer Wandnische, vor der eine Palme in einem überdimensionalen Terracottakübel steht. Ich springe hinter die tropische Dekoration und gehe in Deckung.
    Sekundenlang höre ich nichts. Ich recke meinen Hals, vorbei an den blöden Palmwedeln, die mir die Sicht verhängen.
    Ah, da ist er! David geht den Flur entlang und bleibt vor der Kinderzimmertür stehen. Er öffnet sie und tritt ein. Die Tür fällt ins Schloss. Für
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