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Geliebte Nanny

Geliebte Nanny

Titel: Geliebte Nanny
Autoren: Eileen Schlueter
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einen Moment bleibe ich mucksmäuschenstill hinter der Palme hocken, unschlüssig, ob ich es wagen sollte, an der Tür zu lauschen.
    Lautlos schleiche ich zurück und lehne erneut mein Ohr an die Tür, doch im ersten Moment höre ich nur meinen eigenen Herzschlag, der alles andere übertönt. Dann dringt Klodias Stimme durch die Tür.
     »David, willst du es dir nicht noch mal überlegen?«
      »Auf keinen Fall, ich fliege heute Abend!«
      »David glaub’ mir, sie kann ja nichts dafür.«
      »Das ändert auch nichts mehr daran. Ich will nichts mit eurem betrügerischen Abkommen zu tun haben, Claudia. Jeder Mensch hat immer die Möglichkeit, die Wahrheit zu sagen!«
      »Bitte bleib doch David. Es tut mir leid. Ich wusste ja nicht, dass du und sie…«
    Ich nehme mein Ohr von der Tür und sprinte wieder in Richtung Palme. Ich schaffe es gerade noch rechtzeitig, mich dahinter zu verstecken, als David schnellen Schrittes das Zimmer verlässt und die Treppe hinunterstürmt.
    Er will weg?
    Nein, er darf nicht weggehen! Ich muss doch mit ihm reden, ihm alles erklären. Wie kann er einfach abhauen, ohne das Bedürfnis zu verspüren, sich meine Entschuldigung anzuhören? Das ist doch nicht normal. Wie versteinert kauere ich in der Nische, hinter dem Palmenkübel. Ich könnte heulen.

»Ich habe auf Schweinefleisch verzichtet und Weingummi mit Rindergelatine im Reformhaus gekauft.«
     
    Klodia trägt lässige Jeans und ein blauweißes Poloshirt. Barfuß steht sie am Fenster des Spielzimmers. Sie hat Gerald auf dem Arm. »Schau Gerald, ein Eichhörnchen. Pauline komm schnell, ein Eichhörnchen!« Klodia zeigt auf die Birke, die vor dem Kinderzimmerfenster steht.
    Auf einem Ast sitzt ein kleiner, pelziger Nager und knabbert an etwas, das wie eine Nuss aussieht. Gerald reckt seinen Hals und Pauline stolpert ans Fenster. Klodia nimmt ihre Tochter an der Hand. Der Anblick, der sich mir bietet ist überwältigend. Wie liebevoll Klodia auf einmal wirkt. Ich komme mir etwas fehl am Platz vor, als ich so unangemeldet in diese harmonische Dreisamkeit hineinplatze. Leise schließe ich die Tür. Klodia dreht ihren Kopf in meine Richtung.
    Ihr Gesichtsausdruck bleibt mild.
     »Entschuldigung, dass ich störe, ich wollte…«
    Gerald lacht mich an.
     »Gut, dass Sie kommen, Melek...« Klodia räuspert sich, bevor sie weiter spricht. »…Ich meine natürlich Frau Bogner . Wir müssen reden.«
    Erleichtert trete ich neben sie ans Fenster.
     »Ich weiß…äh, ich meine…ich glaube, ich weiß, worum es geht.«
     »Ich hatte ja keine Ahnung, dass mein Bruder Gefühle für Sie hat.«
    Hatte , meint sie wohl.
    Ich atme schwer.
     »Ich…ich wollte eigentlich gar nicht, dass es soweit kommt, aber es ist einfach passiert. Er…ich meine…« Ich bin den Tränen nahe.
     »Zum Jammern bleibt jetzt keine Zeit, Melissa. Sagen Sie, empfinden Sie auch etwas für David, oder nicht?« Ihre strenge Haltung lässt keine Ausreden zu.
     »Ja«, gebe ich kleinlaut zurück.
     »Das habe ich vermutet. Also, dann müssen wir ihn so schnell wie möglich umstimmen.«
     » Wir? Umstimmen? « Habe ich gerade richtig gehört? Sie ist auf meiner Seite und will mir helfen, David zurückzugewinnen?
     »Er will heute noch nach Boston fliegen«, setzt sie mich in Kenntnis, sichtlich empört über diese Tatsache. »Jetzt wo Arndt nicht hier ist und keiner sich um die Firma kümmert, kann er doch nicht einfach abhauen! Was denkt der sich eigentlich?«
    Ach so, es geht ihr lediglich ums Geschäft. Und ich dachte, sie hätte sich geändert.
    Sie streichelt Pauline über’s Haar.
     »Es tut mir leid, dass ich so egoistisch war und Ihnen diese Verkleidung zugemutet habe. Und das alles nur wegen meiner krankhaften Eifersucht, die eigentlich völlig unbegründet ist.«
     » Ööh… «
     »Sie haben mir die Augen geöffnet, Melissa. Ohne Sie hätte ich wahrscheinlich nie im Leben begriffen, was für eine schreckliche Mutter ich bin. Ich schäme mich so dafür.«
     » Ööh… « Ihr Geständnis verschlägt mir die Sprache. Pauline wendet sich von dem Eichhörnchen ab.
     »Melissa heißt du? Das ist fast genauso schön wie Melek.« Sie strahlt mich an.
     »Selbstverständlich können Sie weiterhin bei uns arbeiten. Und zwar ohne Kopftuch.«
    Nanny ohne Kopftuch? Der Gedanke daran, stimmt mich beinahe wehmütig.
     »Au ja«, jubelt Pauline, »mach’ das Kopftuch ab!«
     »Mein Bruder ist anders als ich. Er ist ein absolut ehrlicher Mensch und er
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