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Geliebte Nanny

Geliebte Nanny

Titel: Geliebte Nanny
Autoren: Eileen Schlueter
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lässt augenblicklich meinen Arm los. Durch den unerwarteten Ruck gerate ich ins Wanken. Ich sehe mich schon die Treppe hinunter stürzen und gebe ein unkontrolliertes Quieken von mir. Doch da lässt David von Sören ab und streckt seine Hände nach mir aus. Im letzten Moment erwischt er meine Hand und schleudert mich direkt in seine Arme. Dabei löst sich mein Handtuchturban. Das Handtuch rutscht mir vom Kopf, über meine Schultern und landet auf dem Boden. Meine Haare sind kaum noch feucht. Wirre, blonde Strähnen fallen in alle Richtungen über meine Schultern. Sören, der kampfunfähig über dem Treppengeländer hängt, rappelt sich auf und reißt mich aus Davids Umarmung.
     »Was soll die ganze Scheiße, Melissa?«, donnert Sören los.
    Beim Klang meines Namens zuckt David zusammen. Das blanke Entsetzen steht ihm ins Gesicht geschrieben.
     »David, bitte ich…«, krächze ich gerade noch, bevor meine Stimme sich verabschiedet. Mit hängenden Schultern stehe ich vor ihm und schaue flehend in seine braunen Augen. Doch er wendet sich ab, mustert Sören für eine Sekunde und dann nimmt sein Gesicht diesen Aha-ich-verstehe-Ausdruck an. Ohne mich noch einmal anzusehen spurtet David die Treppe hinunter. Er nimmt gleich drei Stufen gleichzeitig. Paralysiert stehe ich am Treppenansatz und nehme nur noch sein Aftershave wahr.
    Jetzt ist er weg. Dabei liebe ich ihn doch auch. Ich blöde Kuh.

»…Jeder Mensch hat immer die Möglichkeit, die Wahrheit zu sagen!«
     
    Ich habe keine Ahnung, wie lange ich schon regungslos in meinem Bett liege. Ich stiere auf einen schwarzen Fleck an der Decke, der von einer zerquetschten Spinne stammt und warte darauf, dass Yasi von ihrem dämlichen Familientreffen aus der Geburtsklinik zurückkehrt, um mich endlich zu erlösen und mir zu versichern, dass alles nur ein unheimlich fieser Traum war. Seit Stunden rede ich mir ein, dass Sören nicht wirklich vor meiner Tür stand, um mich mit seinen lästigen Eifersüchteleien zu behelligen. Und David…?
    NEIN…! Das ist alles nicht wahr!
    Die Ereignisse im Treppenhaus laufen zum wiederholten Male wie ein Film in meinem Kopf ab. Davids überstürzte Flucht. Sören, der David triumphierend hinterher grinste, in der Annahme er hätte den Zweikampf zu guter Letzt gewonnen.
     »Weichei…!«, rief Sören ihm verunglimpfenderweise hinterher. »Was willst du von so einem Spießer, Melissa?«
    Machomäßig legte er seinen Arm über meine Schultern, während ich immer noch wie gelähmt ins Leere gaffte, wo David noch vor ein paar Sekunden gestanden hatte.
     »Unglaublich! Du hast ihm erzählt, ich sei dein Bruder?« Sören war sichtlich pikiert. Seine nervtötende Stimme löste schlagartig einen unsagbaren Groll in mir aus. Ich riss mich aus seinem Arm los und rannte, so schnell ich konnte, zurück in meine Wohnung, knallte die Tür zu und verriegelte sie von innen. Mein Weg führte mich schnurstracks in mein Zimmer, wo ich mich tränenüberströmt auf’s Bett warf. Sören schlug von Außen gegen die Wohnungstür.
    Sage und schreibe eine halbe Stunde hat es gedauert, bis zwei Polizisten ihn endlich abführten. Dabei habe ich dem Beamten am Telefon ziemlich Dampf gemacht, indem ich schlichtweg beteuerte, es ginge um Leben und Tod.
     
     Dieser widerliche Spinnenfleck. Immer wenn ich ihn betrachte, denke ich automatisch an den Tag zurück, an dem ich die fette Spinne mit den ekligen, langen Beinen, dort an der Decke entdeckt habe: Es war an einem Samstag gewesen. Ich lag gemütlich im Bett und verfolgte gerade die Lottozahlen im Fernsehen. Panisch fing ich an, Sörens Namen zu kreischen. Doch der stand gerade unter der Dusche. Aber Sekunden später kam er tatsächlich splitterfasernackt und klatschnass ins Schlafzimmer gerauscht. Auf meinen alarmierten Gesichtsausdruck hin, flog sein Blick in Windeseile zum Fernsehbildschirm.
     »NEIN…! Im Ernst jetzt!?«, rief er völlig überwältigt. »Jetzt sag schon, Melissa…sechs Richtige und Superzahl?« Gebannt starrte er den Fernseher an, in dem gerade die Zahlen 8 - 17 - 23 - 34 - 40 - 47 Zusatzzahl 11 und die Superzahl 4 verkündet wurden; ich werde sie nie vergessen, wenngleich sie doch so absolut unbedeutend waren.
     »Häh…? Wie kommst du darauf? Wir haben nicht mal drei Richtige«, gab ich verwirrt zurück.
     »Wie jetzt? Warum rufst du dann wie eine Irre nach mir?« Er stellte sich breitbeinig vor mich. Sein Ding baumelte hin und her und der Fußboden war schon ganz nass von dem Wasser,
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