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Geisterschiff Vallona

Titel: Geisterschiff Vallona
Autoren: dtv
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Schulter, aber als Karl seinem Blick begegnete, sah er auch in seinen
     Augen die Angst.
    Sara löste das Tau zwischen den beiden Schiffen und startete den Motor. Kurz darauf stießen sie schon auf die ersten Wrackteile
     und einen Stuhl, der im schwarzen Wasser auf und ab schaukelte.
    In das Polster der Stuhllehne war der Name des Schiffes gestickt. Juno. Mamas Forschungsschiff. Aber die Juno schien schon
     von der Oberfläche verschwunden zu sein.
    Langsam füllte sich das Wasser in ihrer Nähe mit Schiffstrümmern und Gerümpel. Die Sicht betrug nicht mehr als ein paar Meter,
     mittlerweile waren die Rufe und Schreie aus dem Nebel verstummt.
    »Mama!«, brüllte Karl. »Mama, wo bist du?«
    Es war, als würde der Graue sie höhnisch umkreisen und ihnen dabei zusehen, wie sie in demkalten Wasser vergeblich nach Leben suchten. Karl weinte. Alles war seine Schuld. Er war es, der alles mit seiner idiotischen
     Neugier in Gang gesetzt hatte.
    »Louise!«, schrie Großvater. »Hallo? Ist da jemand? Könnt ihr uns hören?«
    Ziellos trieben sie zwischen den Resten des Forschungsschiffs. Karl stand auf, zog seine Jacke aus und wollte ins Wasser springen.
     Was, wenn Mama mit dem Schiff untergegangen war? In letzter Sekunde bekam sein Großvater ihn zu fassen.
    »Bist du verrückt, Junge?«
    »Seht mal da!«
    Sara zeigte auf etwas, das zwischen den Nebelbänken auftauchte, etwas, das aussah wie ein aufgeblasenes Zelt. Eine Rettungsinsel!
     Sie griff nach dem Bootshaken, bekam damit die Zeltplane zu fassen und schaffte es, die Rettungsinsel heranzuziehen.
    »Hallo?!«, rief Großvater.
    »Ist da jemand?«, rief Karl.
    »Papa?! Karl?! Was macht ihr denn hier draußen?«
    Aus dem Inneren der Rettungsinsel kam eine Stimme, die Karl sehr gut kannte. Es war Mama!
    Schon hatte sie die Plane geöffnet und schaute nach draußen.
    »Ich dachte, ich könnte mich auf euch verlassen«, schimpfte sie aufgebracht. »Euch bei dem Nebel hier rauszuwagen! Seid ihr
     denn komplett lebensmüde?«
    Karl war so erleichtert, dass ihm schon wieder die Tränen kamen. Unglaublich, wie froh man sein konnte, jemanden zu sehen,
     der so sauer war. Die anderen Passagiere der Rettungsinsel wirkten weitaus glücklicher über ihren Anblick als seine Mutter.
    Die ganze Besatzung der Juno hatte sich rechtzeitig in Sicherheit bringen können. Sie waren nass und durchgefroren, aber alle
     am Leben.
    »Der Leuchtturm von Krabbsjögrund ist ausgefallen«, setzte Großvater an, um Mama alles zu erklären. »Da habe ich mir Sorgen
     um dich gemacht.«
    Aber dann verstummte er und ließ sie noch eine Weile weiterschimpfen und schon bald gingen Mamas zornigen Worte in Tränen
     über. Sie umarmte ihren Vater und Karl ganz fest. Die Lippen an Karls Haare gelegt flüsterte sie ihm zu, wie groß ihre Angst
     gewesen war. Dass sie gedacht hatte, sie würde ihn nie mehr wiedersehen. Karl schluchzte und schluckte. Nur zu gut wusste
     er, was sie meinte.
    »Ich habe keine Ahnung, was überhaupt passiert ist«, sagte einer der Forscher. »Es hat einfach gekracht. Wir haben es nicht
     mal mehr geschafft, irgendwas zu retten   …«
    »Aber die ganzen Messungen?«, fragte Großvater. »Habt ihr nicht eine Menge spannender Ergebnisse bekommen?«
    Mit einem Mal sah Mama müde aus.
    »Wir hatten Beweise«, sagte sie langsam. »Zahlen, die exakt auf das hindeuten, was wir vermuten. Aber jetzt ist alles mit
     der Juno verschwunden   …«
    »Das war genau das, was Dr.   Ekwall erreichen wollte«, sagte Karl leise zu sich selbst. »Ich dachte, es ging ihm nur darum, das Forschungsprojekt zu verhindern,
     aber in Wirklichkeit hängt das alles zusammen. Die Vallona und der Lotse. Er hat schreckliche Angst, dass einer dem Geheimnis
     auf die Spur kommen könnte. Dass einer zu neugierig ist, rumschnüffelt und Untersuchungen anstellt. Wie Mama. Oder ich. Wir
     sind dem Geheimnis, das er bewacht, zu nahe gekommen.«
    »Was murmelst du da?«, fragte Mama.
    Es war unmöglich für Karl, jetzt alles zu erklären.
    »Ach nichts.«
    »Hört mal alle her. Vielleicht sollten wir lieber zusehen, dass wir an Land kommen.«
    Sara zeigte hinaus in den Grauen. Schrott-Jansson und Ursula hatten es endlich geschafft, das Leuchtfeuer von Krabbsjögrund
     in Gang zu bringen. Das Licht des Leuchtturms strahlte über das Wasser und wies ihnen den Weg nach Hause.
     
    Schrott-Janssons kleines Plastikboot war zu klein, um sie alle aufzunehmen, aber mit der Rettungsinsel im Schlepptau gelang
     es ihnen,
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