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Geisterschiff Vallona

Titel: Geisterschiff Vallona
Autoren: dtv
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zu Großvaters Boot zurückzufinden, das den Rest von ihnen an Bord nehmen konnte. Saras Dichtung hielt offenbar immer
     noch. Großvater startete den Motor und streckte Sara eine Hand entgegen, um ihr auf die Barbarella hinüberzuhelfen, aber sie
     schüttelte den Kopf.
    »Ich bringe Opas Boot nach Hause«, erklärte sie mit einem Lächeln. »Das ist okay, deins ist auch so schon voll genug.«
    Karl stand neben seiner Mutter auf der Barbarella und schaute Sara an. Da rührte sich die Holzfigur in seiner Tasche und in
     diesem Augenblick wusste er, dass es für ihn noch etwas zu tun gab. Es war endlich an der Zeit, Sara die Figur zu zeigen und
     ihr von Doktor Ekwall und den Ereignissen in der Sakristei zu erzählen. Er umarmteseine Mutter und sprang dann mit einem Satz zurück auf Schrott-Janssons Boot.
    »Ich fahre mit dir«, sagte Karl. »Wenn du einverstanden bist   …«
     
    Die Barbarella mit Großvater und den Forschern an Bord drehte ab, um Ursula und Schrott-Jansson am Leuchtturm aufzusammeln.
     Sara ließ den Motor des Plastikbootes an. Karl hob den Daumen und gab seiner Mutter Zeichen, dass sie ruhig vorausfahren konnten.
     Der Leuchtturm wies ihnen sicher und einladend den Weg nach Krabbsjögrund.
    Karl atmete tief ein. Seine Lungen füllten sich mit Seeluft. Alles war wieder in Ordnung. Trotz Nebel, Stromausfall, lebensgefährlicher
     Untiefen, gespenstischer Lotsen und des Geisterschiffs. Jetzt musste er nur noch Sara von der Figur erzählen, dann war alles
     geklärt.
    Aber genau in diesem Moment verstummte der Motor erneut.
    »Was ist los?«, rief Karl.
    Er sah sich auf dem Wasser um. Das Licht des Leuchtturms war nicht mehr zu sehen. Stattdessen hörte er, wie all die anderen
     Nebelhörner der Leuchttürme anfingen zu tuten, eines nach dem anderen.
    Da war Tyska Grund, dann Stavskär, Måsudde und Drakbankar. Und schließlich tönte auch das Warnsignal des Leuchtturmes von
     Krabbsjögrund dumpf und wehklagend durch die Dunkelheit.
    Aber das war doch unmöglich! Großvater hatte doch selbst schon vor Jahren alle Nebelhörner abgenommen! Die Leuchttürme konnten
     gar nicht mehr tuten. Und doch taten sie es.
    »Was ist mit dem Motor?«, rief er. »Lass ihn doch an!«
    Aber Sara schien ihn nicht zu hören. Sie starrte an ihm vorbei aufs Wasser. Ihre Augen waren weit aufgerissen und Karl dachte
     noch, dass sie sehr blass aussah. Sara öffnete den Mund, aber sie bekam kein Wort heraus, sondern hob nur langsam die Hand.
     Karl drehte sich in die Richtung, in die sie zeigte. Und dort wuchs nach und nach ein riesengroßer Schatten aus dem grauen
     Nebel.
    »Die Vallona!«, keuchte er.
    Schweigend standen Sara und Karl da und sahen zu, wie sich das Schiff aus dem Nebel löste. Es war düster und leer. Über dem
     verlassenen Deck lag eine unheimliche Stille, dennoch glitt das Geisterschiff schnell über die Wasseroberfläche auf sie zu.
     So dicht kam es an sie heran, dass Sara und Karl es mit ausgestreckterHand hätten berühren können, aber es rammte das kleine Plastikboot nicht.
    Karl spähte zur Brücke hoch, die genauso dunkel war wie der Rest des Schiffs.
    »Sie ist auf dem Weg zum Riff«, flüsterte Sara.
    Karl verstand sofort, was das bedeutete.
    »Mama! Großvater! Die Vallona wird sie zerschmettern!«
    Aber Sara beruhigte ihn.
    »Die Barbarella ist schon daran vorbei, sie haben die Untiefen längst passiert. Sie schaffen es. Alles wird gut.«
    Karl atmete auf, aber im selben Augenblick hörte er die Figur in seiner Tasche aus vollem Hals schreien. Schrecklicher als
     je zuvor. Und plötzlich wusste er, was er zu tun hatte. Worum ihn die Schwarze Sara eigentlich gebeten hatte. Ohne nachzudenken,
     stand er auf und sprang über den Rand des kleinen Bootes, direkt auf das Geisterschiff zu.
    »Karl!«, rief Sara.
    Aber sie konnte ihn nicht aufhalten.
     
    Karl klammerte sich an der Reling der Vallona fest und versuchte, mit dem Fuß Halt zu finden. Er strampelte mit den Beinen,
     bis er einen Absatz gefunden hatte, von dem aus er sich hochstemmenkonnte, und zog sich über die Kante. Mit einem dumpfen Schlag landete er auf dem kalten Deck.
    Schnell kam er wieder auf die Füße und sah sich auf dem düsteren Deck um. Feuchtigkeit schien aus allen Ritzen und Spalten
     zu sickern. Überall wucherten Schlick und Algen. Und die Figur in Karls Tasche wand sich wie ein Wurm.
    Karl entdeckte einen umgestoßenen Eimer, Wasser hatte sich über das dunkle Deck verteilt. Genau wie auf dem Votivschiff. Er
    
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