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Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd
Autoren: Ian Whates
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habe Ihre Nachricht erhalten.« Die, die er hinterlassen hatte, als er die Verfolgung aufnahm. »Was ist so dringend?«
    Leyton holte tief Luft. Er hatte das Gefühl, dass er seinem Boss den Tag ruinieren würde.
    »Philip?«
    »Mal? Was tust du hier?«
    »Spielt das eine Rolle? Ich wünschte nur, ich hätte schon früher hier sein können, aber ich bin gerade erst in New Paris angekommen.«
    »Wieso bist du überhaupt hier?«
    »Meine Güte, Philip, musst du immer alles hinterfragen? Also gut, hier ist die Kurzfassung: Ich befand mich an Bord der The Noise Within – ich bin in deinem Computer per Anhalter mitgefahren und wurde im Schiff gefangen gesetzt. Ich konnte mich befreien, als es beim Gefecht mit der ULAW beschädigt wurde, und dann suchte ich Zuflucht in der Ausrüstung einiger ULAW-Spezialisten, die an Bord kamen, um die The Noise Within zu untersuchen. Und jetzt bin ich hier. Ehrlich gesagt ist das alles im Augenblick unwichtig. Die Zeit wird knapp. Es fällt mir nicht leicht, es dir zu sagen, mein Sohn, aber du stirbst.«
    »Was?«
    »Diese Reporterin, Julia Cirese, hat dich vergiftet. Der Kuss …«
    »Julia? Nein, das kann nicht stimmen.« Aber er erinnerte sich an die letzten entsetzlichen Sekunden in dem Restaurant, die unmittelbar nach diesem wundervollen Kuss folgten.
    Julia? Wirklich?
    Das Gespräch mit Mal kam ihm seltsam distanziert vor. Emotionen waren da, aber nur ein blasser, fader Abglanz dessen, was sie hätten sein sollen. Etwas in ihm wollte glauben, dass er dies alles nur träumte, während er gleichzeitig wusste, dass dem nicht so war.
    »Vertrau mir, es ist so. Dass du überhaupt noch lebst, hast du der ULAW zu verdanken. Sie konnten dich bis jetzt noch am Leben halten, weil sie massenhaft Equipment und Experten nach New Paris verschifft haben, um die Byrzaen zu studieren, aber es ist ein aussichtsloser Kampf. Das Gift ist ein Nano-Konstrukt mit gewissen Eigenschaften eines intelligenten Virus. Es greift dein Nervensystem an und mutiert schneller, als die Ärzte entgegenwirken können. Es tut mir leid, mein Sohn, aber viel Zeit bleibt dir nicht mehr.«
    »Das kann doch nicht sein. Es ist viel zu früh – ich möchte noch so vieles tun …«
    »Ich weiß, ich weiß. Die ULAW will dich auch nicht verlieren, und deshalb bin ich hier. Du wurdest an einen Punkt gebracht, wo du gerade mal unterhalb der Bewusstseinsschwelle bist, und ich durfte in die Systeme eindringen, die deine Gehirnaktivität überwachen, um mit dir zu reden. Sie wollen dich retten, Philip, so viel von dir speichern, wie nur irgend möglich.«
    »Speichern …?« Ein fürchterlicher Verdacht keimte auf. »Du meinst als Download, wie du einer bist.« Ein sogenannter Transhumaner.
    »Ja. Nun, ich weiß ja, was du davon hältst, aber verwirf diese Idee nicht, ohne darüber nachzudenken.«
    Die schreckliche, schuldbewusste Wahrheit war, dass er sie nicht verworfen hatte. Er war zu jung – es gab noch so vieles, was er vom Leben wollte, so vieles, das unerledigt geblieben war. Für Mal war es in Ordnung, er hatte bis zu einem hohen, reifen Alter gelebt und alles erreicht, was ein Mann sich nur wünschen konnte, Philip indessen befand sich erst auf halbem Weg. Der Tod konnte ihn jetzt noch nicht holen!
    »Das ist nicht fair«, entschied er.
    »Ich weiß, mein Sohn, aber es geschieht nun mal, ob es nun fair ist oder nicht. Wir müssen schnell handeln, wenn wir dich retten wollen. Zum Glück hast du eine Version von Phil mitgebracht. Die ULAW-Spezialisten nehmen ihn als Bezugssystem und können darauf aufbauen. Mit den Einrichtungen, die ihnen zur Verfügung stehen, werden sie imstande sein, so gut wie alles zu erfassen, das vom Gift noch nicht zerstört wurde. Du wirst mindestens so komplett sein wie ich, vermutlich sogar noch vollständiger.«
    Dabei hatte er gegen all das so vehement opponiert, es war überhaupt der Grund, weshalb er sich geweigert hatte, Mal in sein Leben hineinzulassen, es ablehnte, ihn als Vater anzuerkennen.
    »Aber ich werde nur eine Kopie sein.«
    »Den Unterschied wirst du gar nicht merken, das verspreche ich dir. Nicht in den Dingen, die wirklich wichtig sind.«
    Die bloße Vorstellung war abstoßend, zumindest hatte er das früher so empfunden. Nun jedoch konnte Philip sich nur noch die Erinnerung an diese Abneigung ins Gedächtnis rufen, nicht die Emotion selbst. Er kam sich vor wie ein Heuchler, weil er so dachte, aber wenn es um das eigene Leben ging, sah man alles plötzlich aus einer anderen
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