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Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd
Autoren: Ian Whates
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rechten Schulter auf sie zu. Trotzdem musste sie etwas gemerkt haben, vielleicht hatte irgendeine Reaktion der Leute in ihrer Nähe sie gewarnt. Im letzten Moment blickte sie sich um, sah ihn, erkannte ihn, wusste, warum er da war.
    Sie duckte sich, schwenkte herum und wich seinem Zugriff aus. Behände war sie, das musste er ihr lassen. Mit voller Wucht knallte sie ihm ihren Fuß gegen die Rippen und war weg, ehe er reagieren konnte.
    Ein weiterer Tritt, dieses Mal höher, zielte auf seinen Kopf; doch dieses Mal war er darauf gefasst. Er zog den Kopf ein, blockte ab, packte ihren Knöchel, ehe sie ihn zurückziehen konnte, und verdrehte ihn. Entweder musste ihr ganzer Körper die Drehung mitmachen, oder sie riskierte es, dass ihr Knöchel oder das Knie ausgerenkt wurden und höchstwahrscheinlich brachen. Sie ging mit der Drehung mit und landete mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden. Aber noch im Fallen trat sie heftig mit dem freien Fuß nach ihm, traf seinen linken Unterarm und schaffte es, ihren anderen Knöchel loszureißen.
    Leyton hechtete vor, in der Absicht, sie am Boden festzunageln. Doch wieder war sie flinker als er, rollte sich zur Seite und schnellte in die Höhe. Er setzte ihr hinterher, um sie einzufangen, als sie auf die Füße kam. Julia Cirese mochte zwar verhältnismäßig zierlich sein, aber sie verstand zu kämpfen; zweimal in rascher Folge boxte sie ihm in die Nieren und rammte ihr Knie hoch, das in seiner Leiste gelandet wäre, hätte er den Stoß nicht blockiert.
    Dann verlor er die Geduld und verpasste ihr eins in ihr ach-so-hübsches Gesicht.
    Sie sackte zusammen und lag eine Sekunde lang wie benommen am Boden, bevor sie sich wieder auf die Knie stemmte. Eine angedeutete Bewegung, und sie hielt etwas in der Hand – ein Schallmesser. Er konnte nicht sehen, wie lang die Klinge war, und hatte auch nicht vor, es herauszufinden.
    Mit vergleichbarer Geschicklichkeit erschien in seiner Hand plötzlich die Gun, deren Lauf direkt auf die Frau zielte.
    »Es ist aus, Julia Cirese. Lassen Sie das Messer fallen.«
    »Geh weg von mir, du Dreckskerl!« Auf einmal sah sie ängstlich und verletzlich aus, und dabei war sie so bildschön wie immer, trotz der bereits anschwellenden Beule im Gesicht. »Hilfe! Hilft mir denn niemand?! Der Mann will mich umbringen!«
    Leyton musste zugeben, dass sie die Rolle der Jungfrau in Nöten perfekt spielte. Während sie miteinander kämpften, hatte sich ein unregelmäßiger Kreis von Zuschauern um sie gebildet; manche Passanten wichen zwar vor ihnen zurück, lungerten jedoch nahe genug herum, um zu gaffen. Leyton kam sich vor wie jemand, der vor einem mit morbider Neugier glotzenden Publikums eine unfreiwillige Vorstellung gab. Nur dass sich nicht alle aufs Zuschauen beschränkten, denn ein paar dieser Gaffer machten Anstalten, ihm auf die Pelle zu rücken. Er nahm es ihnen nicht einmal übel. Wenn er nicht gerade mitangesehen hätte, wie diese Frau seinen Bekannten vergiftete, wäre er wahrscheinlich auch eingeschritten.
    »Bleiben Sie stehen!«, warnte er die beiden Männer, die sich ihm von der linken Seite näherten. »Ich bin ein U LAW-Offizier, und das ist kein hilfloses Mädchen, sondern eine äußerst raffinierte Attentäterin.«
    »Wie können Sie so etwas behaupten?«, schluchzte das schwache, schutzlose Mädchen, in das Cirese sich verwandelt hatte. »Ich flehe Sie an, hören Sie nicht auf ihn.«
    Dennoch blieben die beiden Männer stehen und blickten einander Rat suchend an. Leyton wusste, sie stellten keine Bedrohung mehr dar. Fast zu spät spürte er, dass jemand sich von hinten auf ihn stürzte. Er wich seitwärts aus, wandte sich halb um und trat zu; sein Fuß traf einen stämmigen Mann in grüner Militäruniform; danach verpasste er dem überrumpelten Soldaten noch einen Boxhieb, der ihn glatt umwarf.
    Aus dem Augenwinkel sah er, wie Julia Cirese lächelte.
    Etwas krachte gegen seinen Hinterkopf; jemand aus der Menge hatte einen Gegenstand nach ihm geschleudert, der hart genug war, um wehzutun, aber keine blutige Verletzung hinterließ. Der Soldat hatte ihn vorübergehend so abgelenkt, dass er die Umstehenden nicht daran gehindert hatte, ihm zu nah auf den Pelz zu rücken. Dieses Mal war es eine Gruppe, nicht bloß eine Einzelperson, sondern vier oder fünf Mann, alle in Armeeuniform – vermutlich die Freunde des Soldaten, den er k. o. geschlagen hatte. Sie warfen sich auf ihn, nicht um ihn zu verprügeln, sondern um ihn niederzuringen. Unter dem
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