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Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd
Autoren: Ian Whates
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Minos III, den er vor ein paar Jahren schätzen gelernt hatte; die Krönung des Ganzen war eine Prise Delphy-Samen, die darauf gestreut wurden und langsam durch den Drink nach unten sanken, für einen leicht bitteren Beigeschmack sorgten, das Getränk aber verführerisch glitzern ließen.
    Das Mädchen nippte vorsichtig daran, blickte hoch und lächelte ihm zu, um sich dann einen größere Schluck zu gönnen. »Mmmm … das schmeckt köstlich«, lobte sie. »Eine gute Wahl.«
    »Ich freue mich, dass es Ihnen schmeckt. Übrigens, ich heiße Jim.«
    »Kethi. Schön, Sie kennenzulernen, Jim.«
    Kethi? Der Name kam ihm irgendwie bekannt vor, aber er wusste nicht recht, warum. War er einer Frau, die so hieß, früher mal begegnet? Er glaubte es nicht. Vielleicht hatte jemand diesen Namen mal in einem Gespräch erwähnt. »Ein ungewöhnlicher Name«, erwiderte er bloß.
    »Meinen Sie ›ungewöhnlich‹ in einem positiven Sinn oder in einem negativen?«
    Er lächelte. »Oh, in einem positiven, schätze ich.«
    »Dann ist es okay.« Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder ihrem Drink zu. »Wie nennt man das hier noch mal?«
    »Sternenregen.«
    »Ah, wegen der Delphy-Samen. Sehr passend.« Sie nahm noch einen Schluck. »Diesen Cocktail würde ich mir noch mal bestellen, keine Frage.«
    Ihm fiel auf, wie selbstverständlich sie die Delphy-Samen identifizierte. Eigentlich nichts, worüber man staunen konnte, allerdings gab es sie nicht überall. Die Frau imponierte ihm gleich noch ein bisschen mehr. Seine Faszination für dieses sonderbare Mädchen mit der blassen Haut und dem elfengleichen Gesicht verstärkte sich zunehmend.
    »Was machen Sie beruflich?«
    »Verschiedene Dinge, um ehrlich zu sein. Aber ich würde sagen, dass ich im Grunde eine Analytikerin bin.«
    »Ein Mensch, der Analysen erstellt? Ich dachte, heutzutage würden Computer und Als solche Aufgaben übernehmen.«
    Dieses Mal fiel ihr Lächeln ein wenig dünn aus, als hätte sie ähnliche Kommentare bereits bis zum Überdruss gehört. »Sie haben natürlich recht. Computer können viel schneller und effektiver Daten durchsieben als wir, aber sie besitzen keine Intuition. Sie können keine logischen Sprünge vollziehen und in vagen Hinweisen und verstreuten Anhaltspunkten eine Bedeutung erkennen, so wie es einem Menschen möglich ist. Deshalb gibt es für uns Organische immer noch einen Platz im analytischen Spiel.«
    »Wirklich?« Ihr Argument leuchtete ihm ein, doch aus dieser Perspektive hatte er das Problem noch nie betrachtet. »Das klingt ja richtig aufregend.«
    Sie schnaubte durch die Nase. »Finden Sie? Versuchen Sie mal tagelang auf ihrem Hintern zu sitzen und pausenlos Daten zu durchsieben. Ich garantiere Ihnen, dass Sie sich ziemlich schnell sehr langweilen würden.«
    Er lachte. »Das glaube ich Ihnen aufs Wort.«
    Der Abend verging mit entspanntem Geplauder. Jims Gedanken kreisten allmählich darum, wie der Abend mit etwas Glück enden würde, doch dann stellte er die falsche Frage.
    »Und was führt Sie nach New Paris?«, fragte er in völliger Arglosigkeit.
    »Ob Sie es glauben oder nicht, ich muss jemandem eine Botschaft überbringen.«
    Er starrte sie an. »Und das ist alles?«
    »Das ist alles.«
    »Dann muss diese Botschaft ja sehr wichtig sein.«
    »Ist sie auch.«
    »Fänden Sie es indiskret, wenn ich Sie fragen würde, für wen sie bestimmt ist?«
    »Vermutlich. Wird es Sie davon abhalten zu fragen?«
    »Nein«, gab er zu.
    »Na schön, wenn das so ist: Ich hätte es Ihnen ohnehin erzählt. Die Nachricht ist für Sie, Jim.«
    Das Blut gefror ihm in den Adern. »Wie bitte?«
    Ein Trick. Das hätte er sich denken können – wie kam ein so hübsches Mädchen dazu, sich ausgerechnet neben ihn zu setzen?
    »Ich kam eigens hierher, um mit Ihnen zu sprechen.«
    »Gut gemacht. Wissen Sie, ich fing tatsächlich schon an, Sie zu mögen.« Seine Fröhlichkeit war wie weggeweht. Plötzlich war er stocknüchtern und völlig sachlich; argwöhnisch, beleidigt und wütend. »Aber warum dieses ganze Theater? Wieso konnten Sie nicht einfach zu mir kommen und Ihren Spruch aufsagen?«
    »Es war kein Theater. Ich musste wissen, ob Sie auch wirklich Jim Leyton sind, und ob Sie würdig sind, diese Nachricht zu erhalten.«
    Ziemlich anmaßend, aber sein Interesse war wieder geweckt. »Und habe ich den Test bestanden?«
    Sie lächelte. »Ja, in beiden Punkten.«
    »Fein. Dann sagen Sie, was Sie mir ausrichten sollen, und verschwinden Sie.« Aus der Bar, aus seinem
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