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Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd
Autoren: Ian Whates
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Ansturm ging er zu Boden.
    Bis jetzt hatte Leyton sich noch zusammengenommen, selbst in dem Augenblick, als er diese angebliche Reporterin geschlagen hatte, doch nun platzte ihm der Kragen, und er dachte gar nicht mehr daran, sich zu beherrschen. Mit einem Wutschrei rammte er seine Fäuste nach oben und merkte, dass er einen sauberen Treffer gelandet hatte. Er trat, leistete Widerstand, krallte eine Hand in eine Uniform und schleuderte jemanden zur Seite. Dann hatte er sich so weit befreit, dass er sich abrollen und auf die Füße springen konnte. In dem Chaos hatte er sein Gewehr verloren, doch das konnte er später wieder einsammeln. Er stand gerade rechtzeitig auf den Beinen, um den Angriff eines der Soldaten abzuwehren. Der EyeGee trat einen Schritt zur Seite, holte zu einem linken Aufwärtshaken aus, und seine geballte Faust landete in der Magengrube des Mannes. Er spannte den Bizeps an, fing den Vorwärtsschwung des Soldaten auf und ließ den Arm gestreckt; der Getroffene gab vor Überraschung und Schmerzen ein lautes »Ummpf« von sich, ehe er an Leytons Arm abrutschte und zu Boden sackte.
    Einer der anderen Soldaten, die hinter ihrem Kameraden vorgerückt waren, zögerte bei diesem Anblick; nur für den Bruchteil einer Sekunde, doch das genügte. Als er sich zum Weitergehen rüstete, tänzelte Leyton zu ihm hin, drehte sich auf dem rechten Fuß, beugte das Knie und lehnte sich zurück, um sein linkes Bein auszubalancieren, mit dem er zustieß; in diesen Tritt legte er all seine Frustration und seinen Groll über diese Einmischung, egal, welch noble Gesinnung dahinterstecken mochte.
    Der Soldat kippte hintenüber, worauf der Kreis aus Schaulustigen sich unter erschrockenem Gemurmel auflöste.
    »Zurück!«, brüllte er den einzigen noch auf den Beinen stehenden Soldaten an; dieser jedoch, ein junger Bursche mit großen Augen, schien schockiert zu sein, wie schnell der EyeGee seine Kameraden ausgeschaltet hatte, und machte nicht den Eindruck, als sei er erpicht auf einen Kampf. »Zum allerletzten Mal, ich gehöre zur ULAW.«
    Dann drehte Leyton sich wieder in die Richtung, in der Julia gestanden hatte; er befürchtete, sie hätte die Gelegenheit genutzt, um zu fliehen.
    Aber sie war geblieben. Sie hatte sich kaum von der Stelle gerührt, an der er sie noch kurz vor der Prügelei gesehen hatte, und lächelte ihm immer noch zu. In der Hand hielt sie seine Gun, mit der sie nun auf ihn zielte.
    »Hübsche Waffe«, meinte sie. »Ich denke, ich werde sie behalten. Leben Sie wohl, Mr. Leyton. Es war mir ein Vergnügen.«
    Erinnerungen an eine winzige Kabine an Bord eines Raumschiffs kamen plötzlich in ihm hoch. Die Gun hatte ihn schon einmal verraten, würde sie ihn wieder im Stich lassen? Ganz sicher nicht; zu dem betreffenden Zeitpunkt hatte die Waffe so gehandelt, weil sie glaubte, der ULAW damit einen großen Dienst zu erweisen, nicht wahr? Und trotzdem hielt er den Atem an, als die Frau auf den Abzug drückte.
    Nichts passierte. Leyton konnte wieder durchatmen. Er hatte vorgehabt, Julia Cirese gefangen zu nehmen und sie am Leben zu lassen, doch mit einem Mal, nachdem er ihretwegen die Soldaten seiner eigenen Seite verprügeln musste, war es ihm einerlei, ob sie starb oder weiterlebte.
    »Gun«, sagte er, »Energie-Feedback.«
    Man hörte kein Geräusch; an der Stelle, an der sie den Griff der Waffe festhielt, sah man weder eine funkensprühende Energieentladung noch ein Wölkchen Rauch aufsteigen. Sie zitterte nur ein bisschen; ihre Augen weiteten sich und ihre Lippen pressten sich zu einer dünnen Linie zusammen, bevor sie kollabierte. Ihr Körper war so schlaff wie der einer Stoffpuppe.
    Leyton schlenderte hinüber, um seine Waffe wieder an sich zu nehmen. Niemand schickte sich an, ihn daran zu hindern, nicht einmal die Soldaten, die sich allmählich wieder erholten. Offenbar hatte ihr Kampfgeist sie verlassen.
    Cirese war mausetot. Leyton blickte hinunter auf ihr schönes Gesicht – es war selbst im Tod noch schön, das stand außer Frage – und wusste, dass Benson nicht begeistert sein würde, weil er sie getötet hatte, doch in diesem Moment war es ihm völlig gleichgültig. Sollten sich andere den Kopf darüber zerbrechen, wer diese Frau geschickt hatte und warum. Er hob die Waffe auf und steckte sie ins Halfter; just in dem Augenblick geruhte ein Trupp schwarz gekleideter Sicherheitsoffiziere der Station in Erscheinung zu treten. Besser spät als nie.
    Leytons Taschen-Komm summte. Benson.
    »Leyton, ich
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