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Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd
Autoren: Ian Whates
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schaute hinunter auf seinen Tischmonitor, und auf den ersten Blick sahen die zahlreichen Messwerte, die er wiedergab, ideal aus. Dies war fraglos der beste Probelauf gewesen.
    Dabei fiel es Philip schwer, sich auf die Zahlen zu konzentrieren. Seine Gedanken kreisten immer noch um all das, was am vergangenen Abend und an diesem Morgen passiert war. Gleich nach der Ankunft in seinem Büro hatte er sämtliche Termine für den Tag gestrichen und seinen Angestellten eingeschärft, er wolle nicht gestört werden, es sei denn, es drohe ein unmittelbares globales Desaster. Den größten Teil des Vormittags verbrachte er mit Herumbasteln – er zerlegte die Bilder, die Mal ihm am letzten Abend geschickt hatte, nahm sie auseinander und erstellte dann ein Programm, das exakt die Demontage der Aufbauten auf dem Schiff imitieren konnte. Dann verbesserte er es dahingehend, dass die ersten drei Stufen in immer kleineren Schritten erfolgten, bis sich jeder einzelne Zusatz nach Belieben entfernen ließ. Als das Programm optimal funktionierte, probierte er es an einer Reihe von standardmäßigen Rumpfkonstruktionen aus, ließ es rückwärts- und vorwärtslaufen, bestückte die Schiffshüllen mit Schichten aus Apparaturen, Sensorphalangen, Waffensystemen und den anderen Zusätzen, welche die The Noise Within kennzeichneten, um dann den Vorgang rückgängig zu machen und das ganze Zeug wieder abzustreifen, nur um gleich noch mal von vorn anzufangen.
    Mehrere Male war ein Ergebnis herausgekommen, das äußerlich der The Noise Within ähnelte, jedoch keiner eingehenderen Prüfung standhielt; die Maße stimmten einfach nicht. Egal, wie stark das resultierende Bild der The Noise Within glich, eine detaillierte Analyse ergab, dass die tatsächlichen Proportionen signifikant von denen des geheimnisvollen Piratenschiffs abwichen. Lediglich in einem einzigen Fall wurde in jedem erkennbaren Punkt eine völlige Übereinstimmung erzielt – bei dem letztmöglichen Rumpf, an dem er das Prozedere anwandte; dem Rumpf des Schiffs The Sun Seeker.
    Die The Sun Seeker war das Produkt einer Fülle bahnbrechender Ideen, die während des Kriegs entwickelt worden waren und aus der unersättlichen Gier nach einem taktischen Vorteil resultierten. Sie war das einzige Schiff ihrer Art – musste es sein. Gewiss, begonnen hatte Kaufman den Entwurf mit den Spezifikationen für den Rumpf eines Standardschiffs, doch er und sein Team waren ständig dabei, sie neu zu figurieren, und während das Projekt gedieh, änderten sie dauernd die Dimensionen und Proportionen. Der Rumpf, den die Schiffswerft schließlich für ihn baute, unterschied sich von allen anderen, die man vorher und auch später herstellte.
    Und nun vertiefte sich Malcolms Sohn und Erbe, inspiriert durch den Geist dieses Schiffs, total in Analysen, nahm die Aufgabe mit einer obsessiven Konzentration in Angriff, die alles andere ausschloss. Als er an diesem Vormittag mit seiner Arbeit fertig war, hegte er bezüglich der wahren Identität der The Noise Within nicht mehr den leisesten Zweifel. Sein Bauchgefühl hatte sich wieder einmal bestätigt: Das Partial seines Vaters war tatsächlich auf die Wahrheit gestoßen. Die The Noise Within war definitiv die wiedergeborene The Sun Seeker.
    Welche Vorbehalte auch immer er gegen Mal pflegen mochte – das Partial hatte ihm genau das gegeben, was er brauchte, was sie alle benötigten. Wenn das nicht diejenigen Aufsichtsratsmitglieder anspornte, deren Enthusiasmus seit Kurzem abgeflaut war, dann würde sie nichts mehr auf Trab bringen.
    Nachdem er zu diesem Schluss gelangt war, nahm er sich die Zeit, alles noch einmal zu überdenken, um sicherzugehen, dass er sämtliche Perspektiven berücksichtigt und jede Fallgrube abgedeckt hatte. Erst dann lud er die anderen Aufsichtsratsmitglieder zu einem außerordentlichen Treffen ein.
    Es überraschte ihn nicht, dass Catherine ihn als Erste anrief.
    Catherine Chzyski gehörte zu den bemerkenswertesten Menschen, denen Philip je begegnet war. Man hatte ihm erzählt, in ihrer Jugend sei sie eine große Schönheit gewesen. Er glaubte es nicht.
    Philip hatte Fotografien und holografische Aufzeichnungen von der jüngeren Catherine gesehen, und er glaubte es immer noch nicht. Vielleicht wurde seine Wahrnehmung durch das Bild der Frau mit den harten Zügen, die er kannte, zu sehr getrübt – das pfeffergraue, für gewöhnlich straff aus der vorspringenden Stirn zurückgezurrte Haar betonte zusätzlich den grimmigen
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