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Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd
Autoren: Ian Whates
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»Kaufman« in der breiten Öffentlichkeit bald als Synonym für sämtliche Schiffsantriebe galt.
    Ein derartiger Erfolg forderte seinen Preis: Die Konkurrenz zögerte nicht, sich in Kaufman Industries’ kometenhaften Aufstieg einzuklinken und sich an KI’s Hemdzipfel zu hängen. »Imitation ist die höchste Form von Schmeichelei; außer, wenn sie dein Einkommen schmälert!«, hatte seit Malcolms Zeit eine der Firmenmaximen geheißen. KI’s Vergangenheit war übersät mit Gerichtsverfahren gegen Produzenten von Geräten mit dubiosen Beinamen wie »Kouffman-Antrieb« und »Kautman- Antrieb« und den entsprechenden verdächtig vertrauten Logos.
    Doch trotz des hohen Ansehens und Zweigniederlassungen auf mehr als der Hälfte der besiedelten Welten – auf jedem Planeten von Bedeutung befand sich eine Filiale – waren die Wurzeln der Firma überraschend provinziell, und die Machtbasis blieb irgendwie spießig. Die sieben Personen, die sich am Ende dieses Tages mit Philip in dem Konferenzzimmer trafen, repräsentierten fast den gesamten Aufsichtsrat von Kaufman Industries. Lediglich Daniel Ackermann erschien nicht, denn er befand sich außerhalb der Stadt und schaffte es nicht, rechtzeitig da zu sein.
    Philip war sich der Ironie der Situation sehr wohl bewusst: Erst am vergangenen Abend hatte er die Organisatoren des Gügenhall verflucht, weil sie darauf bestanden, er müsse zu einem Event persönlich erscheinen, und jetzt schleifte er sieben genauso widerstrebende Seelen quer durch die Stadt, weil er ihre physische Anwesenheit forderte. Aber er hatte seine eigenen Motive sorgfältig geprüft. Er war sich absolut sicher, dass die Situation die größtmögliche Vorsicht verdiente und er die ihm aufgenötigte Unbequemlichkeit nicht aus einer perversen Laune heraus auf andere übertragen wollte. Zumindest nicht gänzlich.
    Er wartete, bis sich alle gesetzt hatten, ehe er selbst Platz nahm; sein Sessel stand am Kopfende des prächtigen Tisches aus poliertem Rosenholz – so herrlich retro mit seinen runden Ecken und den Intarsien aus Gold und importiertem Mahagoniholz an den Rändern; so erfreulich unpassend in diesem Ambiente. Das Konferenzzimmer war ein rechteckiger, zweckdienlicher Raum mit schlichten Wänden und drei großen Flachglasfenstern. Die Scheiben trugen eine patentierte Nano-Beschichtung, die den Rhythmus von Vibrationen störte und somit verhinderte, dass eventuelle Lauscher sie als Resonanzboden benutzten. Der imposante Tisch mit den dazugehörigen zehn handgeschnitzten und gleichermaßen beeindruckenden Sesseln – vier an jeder Seite und je einer an den beiden Enden – hätten von einer anderen Welt, aus einer anderen Zeit stammen können. Das Mobiliar und der Raum stellten eine krasse Mischung aus Praktischem und Dekorativem dar, eine schrille Komposition, an der Philip sich ergötzte.
    »Ich hoffe, es ist wirklich wichtig, Philip!«, knurrte Benn, noch ehe Philip die Gelegenheit hatte, die Konferenz zu eröffnen.
    »Also, David, ich bin mir sicher, dass unser Vorsitzender nicht so hartnäckig auf unser persönliches Erscheinen bestanden hätte, wenn es sich um eine Bagatelle handelte«, verlautbarte Catherine Chzyski, bevor sie ihrem übellaunigen Kollegen ein trügerisch freundliches Lächeln rüberschickte. »Nicht wahr, Philip?«
    Ihre Mundwinkel waren nach oben gezogen, doch das Lächeln drang nicht bis zu ihren stechenden blauen Augen vor, die sie nun auf ihn richtete. Philip konnte beinahe hören, wie in ihrem milden Tadel an Benn der unausgesprochene Nachsatz mitschwang, der da lautete: »Das hätte er niemals gewagt.« Er schluckte, weil seine Kehle sich plötzlich trocken anfühlte. »Danke, Catherine. So etwas wäre mir im Traum nicht eingefallen.«
    Von ihr hing nun alles Weitere ab, sie war der Schlüssel für die Zukunft. Selbst in einer so kleinen Gruppe wie dieser bildeten sich unweigerlich Allianzen und Cliquen, die sich umbildeten, wenn man sich gewisse Vorteile von neuen Bündnissen versprach. Catherine vertrat die Traditionalisten im Vorstand, und sie hatte bereits großen Einfluss ausgeübt, lange bevor Philip den Vorsitz übernahm. Man munkelte sogar, sie hätte mit Malcolm eine Affäre gehabt, aber Philip hatte niemals die Neigung verspürt, sich diese Gerüchte anzuhören oder auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu prüfen. Zumindest zwei der hier Anwesenden würden sich Catherines Meinung anschließen; wenn er Catherine von der Wichtigkeit der ganzen Geschichte überzeugen konnte und
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