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Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd
Autoren: Ian Whates
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was all das für ihr eigenes Projekt bedeutete, hätte er schon gesiegt. Philip holte tief Luft und begann.
    »Ich bitte um Entschuldigung, weil ich Sie persönlich hierher zitiert habe, aber wie wir alle wissen, ist jede Form von elektronischer oder virtueller Besprechung anfällig für einen Spionageangriff, egal, wie modern die Sicherheitsvorkehrungen sind, und was ich Ihnen gleich zeigen werde, ist viel zu sensibel, um ein Leck zu riskieren, ehe wir bereit sind, damit an die Öffentlichkeit zu gehen.« Er ließ unerwähnt, dass er selbst ausgerechnet mittels der elektronischen Kommunikation von der Angelegenheit erfahren hatte.
    Ein holografisches Bild der The Noise Within erschien und positionierte sich mitten über dem Tisch.
    »Ich nehme an, wir alle erkennen, was das ist?«, erkundigte er sich. Dem Stimmengemurmel und dem allgemeinen Kopfnicken nach zu urteilen, war jedem bewusst, was er vor sich hatte.
    »Die The Noise Within«, grummelte jemand hilfreich.
    »In der Tat, aber vielleicht überrascht es Sie zu erfahren, dass noch viel mehr dahintersteckt.« Das Bild fing an, sich langsam horizontal zu drehen.
    Dieses Mal ging die Verwandlung wesentlich eindrucksvoller vonstatten, als Mal sie am Abend zuvor seinem Sohn demonstriert hatte. Seine nüchterne, simple Präsentation glich eher einem akademischen Unterrichtsmodul. Philip hatte seine Version auf maximale Wirkung getrimmt, indem er den größeren Maßstab und sein eigenes überarbeitetes Programm voll ausschöpfte. Während das Schiff rotierte und dabei beinahe unmerklich schneller wurde, schwebten einzelne Konstruktionen und Aufbauten hintereinander von der Hülle weg, um im Wegfliegen zu verschwinden. Anfangs passierte dies in gemäßigtem Tempo, das sich indessen im Einklang mit der Zunahme der Rotationsgeschwindigkeit des Bildes steigerte. Bald sausten die Teile in rasanter Folge davon. Choreografiert, als sei es ein eleganter Tanz, begann der Vorgang mit huldvoller Gemessenheit, bis er in einem wirbelnden Crescendo aus entweichenden Objekten gipfelte und von dem Schiff binnen weniger Augenblicke nur noch der nackte Rumpf übrig blieb.
    Verstohlen beobachtete Philip seine Kodirektoren, während die Show ablief. Zu seiner Genugtuung sah er, dass alle der Metamorphose gebannt zuschauten, und er war geradezu entzückt, als er hörte, wie mehrere von ihnen scharf den Atem einsogen, während sich die leicht verkümmerte, ungewöhnlich bauchige Form der The Sun Seeker allmählich herauskristallisierte. Nachdem das Schiff völlig freigelegt war, herrschte ein paar Sekunden lang betroffenes Schweigen.
    »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein«, meinte jemand -dem verkniffenen, näselnden Quengeln nach war es Pete Bianco. Einer von Catherines Lakaien.
    »O doch, es ist mein voller Ernst. Dieses berüchtigte Schiff, der jüngste Favorit der Medien, ist kein anderes als die wiedergeborene The Sun Seeker.«
    Danach plapperten alle durcheinander.
    »Aber wo hat sie die ganze Zeit über gesteckt?«
    »… das ist unmöglich!«
    »Und woher stammen die Waffen und die Modifikationen?«
    »Absurd!«
    Philip wartete, bis die erste heftige Reaktion abflaute, dann hob er beschwichtigend eine Hand. »Bitte!« Das Geplapper verstummte, und aller Augen richteten sich auf ihn. »Ich habe keine Ahnung, wo da Schiff gesteckt hat oder was in der Zwischenzeit damit passiert ist, aber das ist nicht der springende Punkt. Bin ich etwa hier der Einzige, der begreift, was diese Entwicklung bedeutet?«
    Catherine hatte stumm dagesessen und ihn nicht aus den Augen gelassen. Er vermutete, dass zumindest sie die Implikationen verstand.
    »Dieses lange zurückliegende Experiment, von dem jeder glaubte, es sei fehlgeschlagen, war ein Erfolg«, fuhr Philip fort. »Den Beweis findet man direkt da draußen. Denken Sie doch mal nach. Dieses Schiff, von dem wir alle so viel gehört haben, dieses Raumschiff, das aus dem Nichts auftaucht, um den Weltraum-Service regelrecht vorzuführen und dabei die Behörden aussehen lässt wie eine Schar unfähiger Trottel, ist die The Sun Seeker!« Die letzten Worte brüllte er beinahe hinaus.
    Ein paar berechnende Blicke huschten um den Tisch.
    Mit verhaltener, ruhiger Stimme sprach Philip in die nachfolgende Stille hinein: »Welchen Beweis braucht man noch, um zu wissen, dass wir uns auf dem absolut richtigen Weg befinden? Durch das Projekt sind wir unseren Konkurrenten um Lichtjahre voraus. Wir hatten immer unsere Kritiker und ich weiß, dass auch einige der
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