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Geisterhauch (German Edition)

Geisterhauch (German Edition)

Titel: Geisterhauch (German Edition)
Autoren: Darynda Jones
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raste über den Parkplatz, so schnell mich meine Superstiefel trugen, und stolperte praktisch die Kellertreppe hinunter. Der Keller war die einzige Möglichkeit. Da es mitten im Semester war, waren alle Wohnungen vermietet. Reyes musste da unten sein.
    Als ich unten ankam, fiel oben die Tür ins Schloss, und ich merkte, dass ich eines vergessen hatte: das Licht. Der Schalter war oben an der Treppe. Ich war im Begriff, umzukehren, hielt dann aber inne. Eine sonderbare Unruhe überkam mich, als stünden sämtliche Nerven unter knisternder Spannung. Das Erste, was ich wahrnahm, war ein Geruch. Ein stechender Geruch hing in der Luft. Er brannte im Hals und brachte meine Augen zum Tränen.
    Ich hielt mir die Hand vor Mund und Nase und starrte in die Dunkelheit. Allmählich wurden Umrisse erkennbar. Spitze Winkel und vorragende Gelenke materialisierten vor meinen Augen. Als sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannte ich, dass sich die Umrisse bewegten, übereinanderkrochen wie Riesenspinnen. Sie ließen sich von der Decke fallen und drängelten um einen Platz in der vordersten Reihe.
    Ich wich taumelnd zurück und bemerkte, dass sie überall waren. Ich drehte mich einmal im Kreis. Ich war praktisch umzingelt.
    »Zweihunderttausend haben sie geschickt.«
    Ich fuhr herum und sah Reyes mit dem blanken Schwert. Er sah so grimmig, so wild, so atemberaubend aus, dass ich erschauerte.
    »In numeris firmatis«, sagte er. Stärke durch Zahl.
    Sie wollten ihn so dringend, sie lechzten, sie geiferten. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ein dunkler Geifer tropfte ihnen von den messerscharfen Zähnen und sammelte sich am Boden zu Pfützen. Dann sah ich seinen Körper daliegen. Er war nur noch eine zerfetzte Hülle. Meine Knie gaben nach. Ich fasste nach dem Treppengeländer, um mich aufzustützen, und vertrieb kopfschüttelnd ein Schwindelgefühl, dann sah ich wieder klar. Er war bewusstlos und überschwemmt von Blut und dickem, schwarzem Dämonenspeichel.
    »Das sind alle, die durchgekommen sind«, sagte er.
    Alle? Der Keller war nicht klein. Es waren gut zwei-, vielleicht auch dreihundert. Dämonen. Wie schwarzer Ruß und Asche mit Zähnen.
    Flackernd ging das Licht an, und in dem Moment begriff ich. Sie waren vom Licht verbannt worden. Und im Licht verschwanden sie. »Mach das Licht aus!«, schrie ich, weil ich sie nicht mehr sehen konnte.
    »Was ist?«, frage Onkel Bob oben von der Treppe.
    »Dreh das Licht aus und bleib oben.«
    »Nein, lass das Licht an«, sagte Reyes. »Wenn du sie sehen kannst …«, wiederholte er seine Warnung.
    Aber Onkel Bob gehorchte.
    Reyes knurrte verärgert. Er war in seinen wogenden Umhang gehüllt. Die Schwertklinge funkelte selbst im dunklen Keller. Die Dämonen näherten sich langsam, und immer mehr drängten sich heran, sickerten aus Ritzen und Spalten und fielen von der Decke, rangelten um den besten Platz.
    Mir schlug das Herz bis zum Hals, während ich die Wesen ringsherum betrachtete. Und wie Reyes warnend gesagt hatte, konnten sie mich sehen. Einer nach dem anderen drehte seinen Totenschädel in meine Richtung. Sie grinsten mich an, aber das sah nur so aus, denn ihre breiten Mäuler und spitzen Zähne bildeten einen konkaven Halbkreis, als sie angriffsbereit die Köpfe senkten.
    »Mach das Licht an«, sagte Reyes noch einmal mit angespannter Stimme und schwenkte das Schwert, als ihm einer zu nahe kam. »Das wird sie blind machen und dir Zeit verschaffen.«
    »Charley, was ist da unten los?«, rief Ubie durch die Tür. Ich schaute hinauf. Die Treppe war jetzt komplett von echten Dämonen vom allerneusten Typ versperrt.
    Es dauerte einen Moment, bis ich das verarbeitet hatte, und stand wie gelähmt da.
    Dann stand Reyes vor mir, holte mit dem Schwert aus und rief in einem Ton verzweifelter Entschlossenheit: »Zwing mich nicht, dich zu töten.« Mir blieb die ohnehin knappe Luft weg.
    Die Dämonen rückten vor. Reyes blieb vor mir stehen, bereit zum Hieb. Angel erschien mit schreckgeweiteten Augen neben mir. Und zwischen zwei Herzschlägen wurde mir klar, dass ich es verbockt hatte. Ich hätte auf Reyes hören sollen. Ich hätte seine Warnung ernst nehmen sollen.
    Andererseits, wenn ich auf ihn gehört hätte, wenn ich mich herausgehalten hätte, wie lange wäre das noch so weitergegangen? Wie lange hätten sie ihn noch gefoltert? Wie viele Fetzen hätten sie noch aus ihm herausreißen können, ohne dass er daran starb?
    »Dutch«, sagte Reyes warnend und holte noch ein Stück weiter
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