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Geisterhauch (German Edition)

Geisterhauch (German Edition)

Titel: Geisterhauch (German Edition)
Autoren: Darynda Jones
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Klar?«
    »Klar.« Sie warf noch etwas, hatte aber nicht gut gezielt, und die Nachttischlampe ging fliegen. Der Lampenschirm landete auf meinem Fuß. »Anziehen!«
    »Den Lampenschirm?«
    Doch Cookie war schon weg. Es war sonderbar. Sie rauschte zur Tür hinaus und hinterließ eine unheimliche Stille. Eine Stille, bei der einem die Lider schwer werden und der Atem ruhig, tief und gleichmäßig wird.
    »Charley!«
    Bei Cookies Kreischstimme wäre ich fast aus dem Hemd gesprungen und neben dem Bett gelandet. Was für ein Organ. Sie hatte aus ihrer Wohnung quer über den Flur gebrüllt.
    »Du weckst ja Tote auf!«, schrie ich zurück. Um zwei Uhr nachts kam ich mit Toten nicht gut zurecht. Aber wer tat das schon?
    »Ich werde noch was ganz anderes tun, wenn du deinen Hintern nicht aus dem Bett schwingst.«
    Für eine beste Freundin, Nachbarin und spottbillige Sekretärin wurde Cookie allmählich penetrant. Vor drei Jahren waren wir in unsere einander gegenüberliegenden Wohnungen eingezogen. Ich kam gerade frisch aus dem Friedenskorps und sie mit einem Kind aus ihrem Scheidungsprozess. Wir gehörten zu den Leuten, die sich auf Anhieb verstehen. Als ich eine Detektei aufmachte, bot sie mir an, die Anrufe für mich entgegenzunehmen, bis ich jemanden dafür einstellen könnte, und dabei blieb es dann. Seitdem ist sie meine Sklavin.
    Ich betrachtete die Kleidungsstücke, die auf meinem Bett verstreut lagen, und hob zwei davon skeptisch in die Höhe. »Häschenpantoffeln und Ledermini?«, rief ich hinüber. »Zusammen? Als Ensemble?«
    Sie kam wieder hereingestürmt mit ihren kurzen schwarzen Haaren, die in alle Richtungen zeigten, nur nicht nach unten, und stemmte die Hände in die Seiten. Sie sah mich genauso böse an wie meine Stiefmutter, wenn ich ihre Befehle sallutierend entgegennahm. Ihre Ähnlichkeit mit einem Feldmarschall machte sie echt empfindlich.
    Ich seufzte verärgert. »Gehen wir zu einer dieser abgefahrenen Partys, wo man im Tierkostüm hinkommt? Bei solchen Leuten kriege ich eine Gänsehaut.«
    Ihr Blick fiel auf eine Trainingshose. Die schleuderte sie mir entgegen und gleich noch ein T-Shirt hinterher, auf dem »Gevatter Tod ist unwiderstehlich« stand. Dann rauschte sie wieder hinaus.
    »Heißt das Nein?«, fragte ich niemanden im Besonderen.
    Ich schlug mit dramatischer Geste meine Bugs-Bunny-Steppdecke zurück, schwang mich aus dem Bett und strampelte mich in die Trainingshose – wie das bei Menschen eben ist, die sich nachts um zwei anziehen. Als Nächstes zog ich einen von den Spitzen-Push-ups an, die ich in letzter Zeit so klasse fand. Meine Mädels verdienten jegliche Unterstützung.
    Ich bemerkte, dass Cookie zurückgekommen war, als ich gerade meine Doppel-Ds in die Körbchen schob, und blickte auf.
    »Sind sie fertig angeschnallt?«, fragte sie, krempelte das T-Shirt auf und zog es mir über den Kopf, dann drückte sie mir eine Jacke in die Hand, die ich seit der Highschool nicht mehr angefasst hatte, schnappte die Pantoffeln und zerrte mich am Arm aus dem Zimmer.
    Cookie war wie Orangensaft auf weißen Hosen: entweder knirschte man mit den Zähnen oder man fand sie lustig, je nachdem, wer die weißen Hosen anhatte. Auf der Treppe nach unten hüpfte ich in die Häschenpantoffeln und fuhr in die Jackenärmel, während sie mich zur Haustür hinausschob. Ob ich »Warte!«, »Autsch!« oder »Mein kleiner Zeh!« rief, es nützte gar nichts. Ihr Griff um meinen Arm lockerte sich erst bei der Frage: »Hast du dir Rasierklingen an die Nägel kleben lassen?«
    Als wir zu ihrem Wagen hasteten, hüllte uns die frische schwarze Nacht ein. Es war eine Woche her, dass ich einen der schwierigsten Fälle in der Geschichte von Albuquerque gelöst hatte – drei Morde an Anwälten im Zusammenhang mit Menschenhandel. Die Ruhe nach dem Sturm war wunderbar erholsam gewesen. Und augenscheinlich zu Ende.
    Ich gab mir Mühe, ihr seltsames Benehmen mit Humor zu nehmen, und ließ mir die grobe Behandlung gefallen, bis Cookie mich – aus noch nicht ersichtlichen Gründen – in den Kofferraum ihres Taurus bugsieren wollte. Daraus ergaben sich prompt zwei Probleme. Erstens verfing ich mich mit den Haaren im Verschlussmechanismus. Zweitens lag schon jemand drin, ein Verstorbener. Ich sah sein geisterhaftes Abbild im Schein der Kofferraumbeleuchtung. Ich überlegte, es Cookie zu sagen, ließ es dann aber bleiben. Ihr Benehmen war auch so schon sonderbar genug, ohne dass ich sie mit einem toten blinden Passagier belastete.
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