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Geisterhauch (German Edition)

Geisterhauch (German Edition)

Titel: Geisterhauch (German Edition)
Autoren: Darynda Jones
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gleißendes Licht brach aus mir hervor, flutete den Kellerraum und verschluckte allen Schatten. Das Tosen reiner Energie verzehrte alles und übertönte das Kreischen der Dämonen. Sie gingen in Flammen auf und verbrannten wie Papier zu Asche. Als das Licht in mich zurückkehrte, sich wieder in meinem Innern einnistete, stand ich eine Weile da und staunte nur, wie cool das gerade gewesen war.
    »Charley!« Onkel Bob stürmte die Treppe herunter. »Was war das für ein Brausen?« Dad war direkt hinter ihm.
    »Wartet«, rief ich ihnen zu und hob die Hand. »Haltet mal kurz an.«
    »Ist das Farrow?«, fragte Onkel Bob.
    »Ruf einen Rettungswagen.« Ich ging ein paar vorsichtige Schritte und stellte fest, dass Reyes’ immaterielles Ich nicht da war. Mein Herz krampfte sich zusammen, bis ich seine Stimme von den Wänden hallen hörte.
    »Er ist noch immer verwundbar.«
    Ich fuhr herum und sah ihn auf einem Regal hocken. Er balancierte auf den Fußballen, eine Hand am Heft des Schwertes, das vor ihm mit der Spitze den Boden berührte. Es war fast so lang wie er. Sein Umhang bauschte sich um ihn und füllte den Raum bis in den letzten Winkel, wogte hin und her, ich fühlte mich wie von einer schwarzen Masse verschluckt. Er war das herrlichste Wesen, das ich je gesehen hatte.
    Und er war da. Lebendig. »Ich dachte, ich hätte dich auch besiegt.«
    Er drehte den Kopf, aber ich konnte sein Gesicht nicht erkennen. »Ich bin kein Dämon. Ich wurde im Licht geschmiedet.«
    »Im Licht der Höllenfeuer«, erinnerte ich ihn. Er antwortete nichts. Plötzlich war er wütend. Wieso musste mein Schnitterdasein so schwierig sein? »Warum hast du mir nicht einfach erklärt, wie ich sie besiegen kann?«
    »Wie gesagt, man kann einem Nestling nicht sagen, dass er fliegen kann. Er muss es unwillkürlich tun. Ich hätte dir damit keinen Gefallen getan.«
    »Und was, wenn ich nicht darauf gekommen wäre, Reyes?«
    Er neigte seinen kapuzenverhüllten Kopf zur Seite. »Wozu solche Fragen stellen? Du hast es getan. Du hast gesiegt. Ende der Geschichte. Aber der da ist trotzdem noch verwundbar«, sagte er mit Blick auf seinen irdischen Körper, der nur noch eine blutige, zerfetzte Hülle war.
    »Du kommst wieder auf die Beine, wenn wir dich ins Krankenhaus bringen.« Ich wandte mich zur Treppe.
    »Wozu?«
    Ich drehte mich zu ihm um. »Wie meinst du das?«
    »Glaubst du, das war’s? Glaubst du, mein Vater wird einfach aufgeben? Das war ein Sieg für ihn. Jetzt hat er Gewissheit, dass ein Portal auf der Erde wandelt. Er wird vor gar nichts zurückschrecken und ein Mittel finden, mit dem er dich erledigen kann. Er wird dich in Stücke reißen, um an dein Inneres, deine Essenz heranzukommen. Und er kennt jetzt deinen schwachen Punkt.« Er schaute auf seinen Körper. »Du verstehst nicht, was passiert, wenn mein Vater mich zu fassen bekommt. Ich gebe meinen Körper nicht grundlos auf, Dutch. Ich kann das Risiko einfach nicht eingehen.«
    »Charley, ich muss zu ihm. Er liegt im Sterben.«
    Ich konnte schon die Sirene des Rettungswagens hören. »Nur einen Moment noch«, sagte ich zu Onkel Bob. Ich wusste nicht, was Reyes tun würde, wenn Ubie sich ihm näherte. »Was meinst du? Welchen Grund hast du?«
    Reyes sprang von dem Regal und landete mühelos vor seinem Körper. »Sie können mich finden. Durch diesen Körper aufspüren.«
    »Das hast du mir schon gesagt. Aber es gibt noch einen anderen Grund. Welchen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Du hast den Weg freigemacht. Jetzt kann ich es beenden.«
    Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag. Ich trat einen Schritt näher. »Warum hast du mich nicht einfach getötet, als du die Gelegenheit dazu hattest? Warum das alles?«
    »Charley«, mahnte Dad, »was geht da vor?«
    Reyes hob eine Hand an mein Gesicht. Seine Hitze streichelte mich. »Dich töten?« Seine Samtstimme wand sich bis in mein Innerstes. »Als würde ich die Sonne auslöschen.«
    Ich sah hilflos zu, als Reyes sich umdrehte und das Schwert, diese schwere Waffe, mit beiden Händen bis über den Kopf hob. Als die Klinge herabfuhr, sauste ich durch die Zeit, duckte mich unter seinen Armen hinweg und warf mich auf seinen Körper. Die Schneide kam einen Millimeter über meinem Nacken zum Stillstand.
    Knurrend hob er sie an. »Weg da«, sagte er drohend.
    »Nein.« Ich konnte nicht verhindern, dass der Beweis für meine Gefühle in meinen Augen brannte. Ich biss die Zähne zusammen und blieb auf Reyes liegen. Selbst blutüberströmt war sein Körper
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