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Geisterhauch (German Edition)

Geisterhauch (German Edition)

Titel: Geisterhauch (German Edition)
Autoren: Darynda Jones
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aus. »Bitte.«
    Hätten sie mich trotzdem gefunden? Hätte ich trotzdem vor diesem Kampf gestanden? Leider war das einer, den ich nicht gewinnen konnte. Es waren einfach zu viele. Reyes hatte recht. Wenn sie durchkämen, wenn sie den Weg zum Himmel fänden, würde ein neuer Krieg beginnen, und ich wäre daran schuld. Ich durfte nicht der Auslöser dieses Krieges sein. Das Portal musste geschlossen werden.
    Ich machte ein letztes Mal die Augen zu, und Reyes zögerte nicht. Ich hörte die Klinge durch die Luft sausen, als könnte sie Atome spalten. Wieder mal kam die Welt zum Stillstand. Mein Herz wurde ruhig, und ich beschloss, mein Schicksal erhobenen Hauptes anzunehmen. Ich öffnete in dem Moment die Augen, da ein Dämon, den Blick auf meine Halsschlagader geheftet, zum Sprung ansetzte. Die Luft flimmerte, als die Klinge mit voller Wucht herabsauste. Eine Tausendstelsekunde später stand ich unversehrt da, wogegen der Dämon jetzt aus zwei Teilen bestand. Reyes hatte ihn im Sprung geköpft.
    Dann lief die Zeit wieder normal, und die Dämonen griffen an. Reyes drehte sich und schlug sie in Stücke. Sein Können war unbestreitbar. Und im Hinterkopf schwelgte ich in dem Gedanken, dass er mich nicht getötet hatte, dass er für mich gegen sie kämpfte. Einer nach dem anderen fiel, doch die Übrigen griffen weiter an. Und sie kannten Reyes’ schwachen Punkt.
    Einer stand mitten im Kampfgetümmel und beobachtete den Schlachtverlauf. Er wirkte intelligenter als die anderen, und entschlossener. Er beobachtete Reyes’ Schwerthiebe, wie sicher er tötete, dann blickte er auf dessen menschlichen Körper, der vor ihm lag, und schlug zu. Seine langen sägeartigen Pranken fuhren in die Brust, und der Gott vor mir taumelte. Der Umhang, der ihn schützte, zerstob, und Reyes griff sich an die Brust. Zu Dutzenden fielen die Dämonen wie die Aasgeier über ihn her.
    Unter enormer Willensanstrengung kam er auf die Beine, schüttelte sie ab, schwang das Schwert und kämpfte weiter. Sein Umhang hüllte ihn von Neuem ein, legte sich um die harten Konturen seiner Muskeln, schloss sich über der Brust.
    Doch kaum war er vollends materialisiert, schlug der Dämon wieder zu und bohrte ihm die Krallen in die Schulter. Der Umhang verschwand, Reyes fiel auf Hände und Füße. Zu sehen, wie ein so mächtiges Wesen in die Knie gezwungen wurde, erschütterte mich zutiefst. Unwillkürlich machte ich einen Schritt nach vorn, aber er drehte den Kopf zwischen den hochgezogenen Schultern und stoppte mich mit wütendem Blick. Die Bestie in ihm war entfesselt.
    »Geh!«, knurrte er, bevor er unter einem Meer von Dämonen verschwand. Meine Lungen verkrampften sich, als ich das sah, und diesmal gaben meine Knie komplett nach. Ich sank zu Boden und sah wie gelähmt mit an, wie der Haufen spinnenartiger Dämonen weiter anwuchs. Bedauern durchströmte jede Zelle in mir. Dann wandten sich die Übrigen zu mir um. Schwarzer Geifer tropfte von ihren Zähnen. Sie rückten näher und ließen sich Zeit damit, da ihr einziger Widersacher gerade schwer beschäftigt war.
    »Charley, hau ab!«, rief Angel und zog mich hoch. Schwankend kam ich auf die Beine und setzte einen Fuß vor den anderen, als mir ein scharfer Atem in den Nacken blies.
    Die Angst packte mich so heftig, dass mir schwindlig wurde und mein Blickfeld sich verengte. Und dabei kam mir eine Erkenntnis, die mir die Tränen in die Augen trieb: Gleich bin ich tot.

20
    Das Einzige, wovor wir Angst haben müssen,
    ist die Angst. Und Spinnen.
    – Autoaufkleber
    Meine Lider senkten sich, als diese Kreaturen näherkamen. Ich war die Schnitterin, um Himmels willen. Buchstäblich. Reyes hatte gesagt, ich könne sie besiegen. Aber wie? Ich hatte nicht mal eine Sense. Aber ich strahlte, verflucht noch mal. Das war mein Vorteil. Ich strahlte so hell, dass die Verstorbenen mich über Kontinente hinweg sehen konnten. So hatte ich es jedenfalls gehört. Wenn die Dämonen vom Licht verbannt worden waren, wieso konnten sie mir dann so nahekommen? Warum hielt mein Licht sie nicht fern?
    Ich riss die Augen auf.
    In dem Moment, als mir dieser Gedanke durch den Kopf schoss, keimte eine intuitive Kraft in mir auf, vibrierte vor Energie, bebte vor Gier, wirbelte und wuchs, schwoll an, bis ich sie nicht mehr halten konnte.
    »Angel«, sagte ich, nicht imstande, die wirbelnde Kraft in mir zu beherrschen, »hau ab!«
    Dann passierte dreierlei. Angel ließ mich los, die Spitzen messerscharfer Zähne ritzten meine Nackenhaut, und
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