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Geisel der Leidenschaft

Titel: Geisel der Leidenschaft
Autoren: Heather Graham
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dunkle Wolken zusammengeballt, als wollten sie die Seeschlacht ankündigen. Seufzend untermalte der Wind das Klirren der Schwerter.
    »O Gott, Eleanor!«, jammerte Bridie. »Ihr wollt doch nicht...«
    »Ins Wasser springen? Meinst du das?«
    »Und was habt Ihr vor? In der Kabine wären wir besser dran.«
    »Bevor ich verbrenne, möchte ich lieber ertrinken.« Eleanor blickte wieder ins aufgewühlte Wasser. Aye, sie konnte schwimmen. Zur Küste? Von hier aus? Wohl kaum. Und welche Bestien lebten im Meer? Haie mit messerscharfen Zähnen, tödlicher als alle Schwerter. Meeresungeheuer, über die man in den Tavernen die schaurigsten Geschichten erzählte. Kreaturen, die Menschen zerquetschten und aussaugten ...
    Immer noch besser als die Flammen!
    »Alors!«
    Erschrocken drehte sich Eleanor um und sah einen der französischen Piraten heranstürmen, einen Mann mit tintenschwarzem, fettigem Haar, tückischen Augen und einem seltsamen Spitzbart. »Kommt zurück!«
    »Bei Gott, ich springe!«, flüsterte Eleanor und umklammerte die Reling.
    Ehe sie sich emporschwingen konnte, rannte ein anderer Mann nach achtern und zog ein Messer aus seinem Stiefelschaft, warf sich auf den Franzosen und erstach ihn mühelos.
    Das Schwert des Piraten schlitterte über die Planken und Eleanor griff instinktiv nach der scharf geschliffenen Waffe, einem französischen Rapier ... Abschätzend wog sie es in einer Hand, dann sah sie den Feind auf sich zulaufen, der den Franzosen innerhalb weniger Sekunden getötet hatte. Der dunkelhaarige Barbar, der zuerst auf das Deck gesprungen war, der Anführer ... Irgendetwas hatte er an sich ...
    »Legt die Waffe nieder, Lady«, befahl er leise in kultiviertem normannischem Französisch.
    Doch sie ließ sich nicht täuschen. Diese Männer kannte sie zur Genüge.
    »Nein, verschwindet, Hochländer! Geht in Frieden und lasst mich in Ruhe!«
    »Seid Ihr Engländerin?«
    »Auf dem Weg zu meinem französischen Verlobten. Also nehmt Euch in Acht!«
    In seinen kobaltblauen Augen funkelte unverhohlene Belustigung, noch intensiver als zuvor in Thomas de Longuevilles dunklem Blick. Und wie seltsam er sie anschaute ... Kannte er sie?
    »Lasst das Schwert fallen, Lady. Danach wollen wir uns über Euren Verlobten, Eure Reise - und Eure Zukunft unterhalten.«
    »Sobald man Schotten gegenübersteht, gibt es keine Zukunft mehr!«, fauchte sie verächtlich.
    »Gebt mir das Schwert oder ich muss es mir nehmen.«
    »Bitte, Mylady!«, flehte Bridie. »Um Himmels willen, übergebt ihm die Waffe!«
    Eleanor raffte ihre Röcke und trat vor. Nein, sie würde nicht verbrennen - vielleicht ertrinken, aber niemals verbrennen und sich niemals der Gnade eines Schotten ausliefern!
    »Lasst endlich die Waffe fallen!« Der Mann zog sein eigenes Schwert und stürzte sich auf Eleanor, um ihr das Rapier aus der Hand zu schlagen.
    Aber sie parierte den Streich so schnell, dass sie ihn überrumpelte. Blut quoll aus seinem Arm. Verwirrt starrte er die Wunde an und Eleanor genoss ihren kleinen Triumph in vollen Zügen. Doch sie hätte das Überraschungsmoment sofort nutzen müssen. Als sie ihn schließlich angriff, war er längst bereit zum Kampf und trieb sie an die Reling zurück. Sie erkannte die Gefahr ihrer mangelnden Bewegungsfreiheit und versuchte, eine bessere Position zu erreichen. Obwohl jeder Schwerthieb sie schwächte, kämpfte sie verbissen weiter. Bald schien die Welt nur noch aus klirrendem Stahl zu bestehen.
    Und dann merkte sie, dass der Schlachtenlärm an Bord verstummt war. Sekundenlang hielt sie inne und sah sich um. Wer den Sieg errungen hatte, wusste sie nicht.
    Da standen Schotten, Franzosen und Norweger. Captain Abram und seine Besatzung waren verschwunden.
    Getötet oder ins Meer geworfen. Eleanor war von Feinden umringt - von Piraten und barbarischen Hochländern.
    Plötzlich prallte das Schwert ihres Gegners mit einer Wucht gegen die Schneide ihres Rapiers, die ein heftiges Zittern durch ihren Arm und den ganzen Körper jagte. Sogar die Zähne klapperten.
    In den blauen Augen des Schotten, die dem stürmischen Meer glichen, las sie grimmige Entschlossenheit. Seine Lippen waren zusammengepresst. Eine Hand verbarg er hinter seinem Rücken, mit der anderen schwang er sein Schwert. Allzu viel hatte Eleanor ihm nicht angetan. Doch sie freute sich über das Blut, das seinen linken Ärmel tränkte.
    Und sie weigerte sich immer noch, das Rapier loszulassen, holte tief Atem und bat den Allmächtigen um neue Kräfte.
    Als sie
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