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Geisel der Leidenschaft

Titel: Geisel der Leidenschaft
Autoren: Heather Graham
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einer bitteren Farce glich.
    »Und wenn's mich nicht kümmert, was ich an Euch verdienen würde?«, konterte er, immer noch amüsiert.
    »Und wenn mir gar nichts wichtig ist? Wenn ich ins Meer springe?«
    Ärgerlich runzelte er die Stirn. Ehe er antworten konnte, kehrte Jean zurück. »Ein Schiff!«
    »Ein Schiff?«
    »Aye, und es segelt auf uns zu!«
    Trotz der drohenden Gefahr nahm sich Thomas de Longueville genug Zeit für eine höfliche Verbeugung. »Entschuldigt mich vorerst. Welch eine bedauerliche Störung, Lady Eleanor, wo wir uns doch eben erst kennen lernen! Ich werde diesen neuen Feind möglichst schnell erledigen und dann zu Euch zurückkehren. Natürlich will ich mit ansehen, wie Ihr im Meer versinkt!«
    Die Tür fiel hinter den beiden Piraten ins Schloss. Als Eleanor hörte, wie der Riegel vorgeschoben wurde, schrie sie verzweifelt auf.
    »Mylady ...«, rief Bridie und eilte zu ihr.
    Eingesperrt! Das ertrug Eleanor nicht.
    Plötzlich wurde sie zurückgeworfen und prallte gegen den Schreibtisch des Kapitäns. Das Schiff erzitterte, Holz ächzte und knackte.
    Und dann - Rauchgestank ...
    »Feuer!« Angstvoll wandte sie sich zu Bridie.
    »Bis hierher werden die Flammen nicht dringen ...«
    »Wir werden nicht verbrennen. Lieber lasse ich mich erstechen!«
    »Eleanor ...«
    »Das halte ich nicht aus ...« Von wachsender Panik getrieben, schaute sich Eleanor in der Kabine um, auf der Suche nach einer Waffe, mit der sie die Tür aufbrechen konnte. Endlich fand sie eine Axt hinter dem Vorhang, der das Bett des Kapitäns abschirmte. Vielleicht eine Streitaxt oder einfach nur ein Werkzeug - das wusste sie nicht und es war ihr auch gleichgültig.
    Entschlossen hob sie die Axt.
    »Nicht, Mylady!«, mahnte Bridie. »Captain Abram hat gesagt, wir müssen hier bleiben. Sonst werden wir womöglich getötet, versehentlich oder sogar mit Absicht ...«
    Entgeistert starrte Eleanor ihre Zofe an. »Riechst du das Feuer nicht? Sollen wir wie gefangene Ratten verbrennen?«
    »Aber - Mylady ...«
    »Wie ich sterbe, ist mir egal, solange ich nicht in lodernden Flammen umkomme! Hör doch, Bridie! Feuer an Bord!«
    Da stieg der Brandgeruch auch in Bridies Nase. »O Gott - ja! Was kann ich tun, Eleanor? Lasst Euch helfen ...«
    »Tritt zurück, Bridie! Mit solchen Geräten kann ich gut umgehen.«
    Eleanor schwang die Axt. Mit einem einzigen Schlag zertrümmerte sie die Tür.
    »Können wir das Schiff kapern?« Brendan schaute durch das Fernglas des Kapitäns.
    »Aye, wenn du willst...«, erwiderte Eric Graham, ein Verwandter, der die Wasp kommandierte.
    »Natürlich will ich's.«
    Auf dem Meer bot sich ein sonderbarer Anblick. Piraten hatten ein englisches Schiff geentert, das unter der Flagge Edwards I. segelte, und der Kampf tobte noch. Auf beiden Seiten waren mehrere Männer umgekommen, beide Schiffe hatten schwere Schäden erlitten.
    Zur Besatzung der schnittigen, im norwegischen Stil erbauten Wasp zählten Seemänner, in deren Adern Wikingerblut floss. Und Schotten, in vielen Schlachten erprobt - zu oft besiegt.
    »Kennst du das Piratenschiff?«, fragte Eric. Im Gegensatz zu seinem schwarzhaarigen Vetter war er kupferblond, mit einem Lockenkranz, der eine Glatze umgab, und einem dichten Bart. Beide Männer hatten blaue Augen - Eric in hellerem nordischem Blau, Brendan in leuchtendem Kobalt. »Nun, kommt dir die Flagge bekannt vor?«
    »Die meiste Zeit habe ich an Land gekämpft, Vetter«, erwiderte Brendan. So viele Jahre lang ... Jetzt erinnerte er sich kaum noch an die Zeiten, wo er ein Junge aus gutem Haus gewesen und die Kriegskunst erlernt, aber seine Nächte mit Büchern und Fremdsprachen, Mathematik, Geschichte und Musik verbracht hatte. »Ich fahre noch nicht lange zur See.« Und seine Gedanken waren meist woanders. Um die verschiedenen Flaggen kümmerte er sich nicht. »Willst du's mir nicht verraten, Eric?«
    »Das Schiff gehört Thomas de Longueville.«
    »Dem berüchtigten Franzosen?« Sogar Brendan hatte diesen Namen schon gehört.
    »Aye, ein faszinierender Mann. Immer schlägt er im richtigen Augenblick zu.«
    »Und er hat ein englisches Schiff gekapert? Los, greifen wir an!«
    »Wäre Wallace damit einverstanden? Wir sind in nationaler diplomatischer Mission unterwegs.«
    »Glaubst du, er hätte was dagegen, wenn wir auf der Reise nach Frankreich einen französischen Piraten besiegen, der ein Schiff unter Englands Flagge gekapert hat? Sicher nicht!«
    Eric drehte sich um und richtete das Fernrohr nach achtern,
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