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Geisel der Leidenschaft

Titel: Geisel der Leidenschaft
Autoren: Heather Graham
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vollen Segeln! Hart am Wind! Diesen Bastarden müssen wir davonfahren!«
    Aufgeregt beugte sich der weißhaarige, bärtige Kapitän über die Reling.
    Lady Eleanor of Clarin aus Yorkshire in England stand im Bug, spürte die salzige Gischt im Gesicht und den Wind, der an ihrem Haar und ihrer Kleidung zerrte. Die Stirn gerunzelt, wandte sie sich zu Abram - sie zweifelte an seiner Vermutung. Noch vor dem Wachtposten im Ausguck hatte sie das Schiff entdeckt und den Kapitän darauf hingewiesen. Ein schnelles Schiff ... Erstaunt beobachtete sie, wie es über die Irische See zu fliegen schien.
    »Ein Piratenschiff?«, wiederholte sie. Sollte sie dem Kapitän glauben? Sie hatte von Seefahrern gehört, die vor keinem Wagnis zurückschreckten, um sich zu bereichern. Aber es gab nur wenige. Die Zeiten der Wikingerherrschaft über die Meere war vorbei. Und obgleich in den Adern vieler Menschen, die in Britannien, Irland und Europa lebten, Wikingerblut floss, würden die harten Strafen, die den Piraten drohten, die meisten Seemänner - von solchen Missetaten abhalten. Gnadenlos verfolgte König Edward die Schurken, die seine Schiffe plünderten und das Geld stahlen, das er für seine endlosen Kriege brauchte.
    »Aye, Piraten«, bestätigte Captain Abram erbost. »Und Ihr, Mylady, geht sofort unter Deck, in meine Kabine.«
    »Wenn Piraten dieses Schiff kapern, bin ich in Eurer Kabine nicht sicherer als anderswo, Captain.«
    »Lady Eleanor, ich beabsichtige, die Stellung an Bord zu halten!«
    »Schon viele Männer haben dies oder jenes beabsichtigt.«
    »Selbstverständlich werde ich kämpfen ...«, entgegnete er ärgerlich.
    »Daran zweifle ich nicht.«
    Seufzend musterte er die junge Frau, die schon so viel mit angesehen hatte. »Wenn diese Halunken das Schiff entern, könntet Ihr ermordet werden, Mylady. Von der zivilisierten Welt wissen die Piraten nichts.«
    Falls sie in einer zivilisierten Welt lebte, hatte sie noch nicht viel davon gesehen. Ihre zivilisierte besorgte männliche Verwandtschaft hatte sie zu dieser Reise veranlasst. »Vielleicht sind es gar keine Piraten, sondern meine Vettern.«
    »Dieses Schiff kenne ich. Es gehört einem französischen Seeräuber namens Thomas de Longueville. Mylady, ich werde Euch nicht gestatten zu sterben!«
    Natürlich nicht, dachte sie bedrückt und fragte sich, ob sie vielleicht nach Frankreich fuhr, weil sie den Tod herbeisehnte. Diesen Gedanken behielt sie indes für sich. »Ich musste auf meinem Familiensitz nördlich von York miterleben, wie Wallace, dieser wilde Schotte, einen Stall anzündete, in dem dreißig Männer gefangen saßen. Um die Holzwände zu zerhacken, trotzte ich einem Schlächter trupp. Also kann ich es auch mit Piraten aufnehmen.«
    Abram wich ihrem Blick unbehaglich aus. »Aye, die Leute halten Euch für eine Heilige und die Krieger von York sind Euch zum Schlachtfeld von Falkirk gefolgt. Aber hier sind wir auf dem Meer. Ein Enterhaken könnte Euch tödlich treffen - oder ein Mast, der herabstürzt ... Bitte, ruft Eure Zofe und geht unter Deck.«
    »Bei allem Respekt, Captain ...«
    »Hört Ihr eigentlich auf niemanden, Mädchen?«, stieß er hervor und der heisere Klang seiner Stimme jagte ihr endlich Angst ein. Als sie über ihre Schulter spähte, stellte sie erschrocken fest, wie nahe das Piratenschiff inzwischen herangekommen war.
    Jetzt erschien ihr Abrams Schiff wie ein armseliger, ächzender Kahn, der im Schneckentempo dahinkroch. Vom Ersten Offizier kommandiert, rannte die Besatzung umher. Was sie in den Augen der Männer las, warnte sie noch eindringlicher als die Worte des Kapitäns vor dem drohenden Unheil.
    Stolz und kühn, alle Segel gebläht, durchpflügte der Verfolger die Wellen.
    »Eleanor!« Die Zofe Bridie lief die Stufen herauf, die zur Kapitänskajüte führten. »Seid Ihr taub, Kindchen? Gleich werden die Piraten über uns herfallen!«
    Trotz der prekären Lage hob Eleanor die Brauen, pikiert über diesen Ton, den Bridie für gewöhnlich nicht anschlug. Glaubte die Zofe tatsächlich, sie müssten um ihr Leben bangen? »Bridie ...«, begann sie.
    Aber da rannte Bridie bereits über das Deck und wich den Seemännern aus, die sich verzweifelt bemühten, das Tempo des Schiffs zu beschleunigen. Nur drei Jahre älter als Eleanor, war sie ihr eine treue, tapfere Gefährtin. Entschlossen nahm sie ihre Herrin in die Arme. »An jenem Tag war ich dabei, Mylady. Ich weiß, welche Angst Ihr ausstehen musstet. Und dann seid Ihr auch noch aufs
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