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Geisel der Leidenschaft

Titel: Geisel der Leidenschaft
Autoren: Heather Graham
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Schlachtfeld geritten ... Das alles ist mir bewusst. Aber ich flehe Euch beim Blut der Heiligen Jungfrau Maria an - redet Euch nicht ein, Ihr wärt so stark wie ein Mann. Kommt mit mir!«
    Eleanor schluckte krampfhaft. Bei diesen Worten verließ sie der Mut. O ja, sie hasste das Blutvergießen, die Angst, die Kämpfe, den Tod ... Und es war kein Mut gewesen, der sie auf Castle Clarin angetrieben hatte, sondern reiner Wahnsinn. Doch sie hatte viel gelernt. Über Schlachten und Männer.
    »Bitte!«, flüsterte Bridie.
    »Schon gut, gehen wir unter Deck.« Eleanor folgte ihrer Zofe zur Treppe, spürte das Schwanken des Schiffs, geriet aber nicht aus dem Gleichgewicht. Vor Wind und Wellen fürchtete sie sich nicht. Nur vor der Gefahr, eingesperrt zu werden.
    Ehe sie die Stufen erreichten, wurden beide Frauen von einer gewaltigen Erschütterung zu Boden geworfen. Das ganze Schiff schien zu stöhnen - verwundet, gerammt, von gnadenlosen Feinden angegriffen. Hastig verließen die Besatzungsmitglieder ihre Posten und zückten die Waffen. Wie Silbervögel flogen Enterhaken durch die Luft, wie Stahlzähne bohrten sie sich in die Decksplanken. Piraten sprangen an Bord und ein wilder Kampf begann. Entsetzt sah Eleanor den Blick eines sterbenden Seemanns brechen, sein Blut floss zu ihr.
    »Steh auf!«, befahl sie der Zofe. Sekunden später rannten sie die Treppe hinab, und zwei Männer, die ihre Waffen verloren hatten, stürmten hinter ihnen in die Kabine. Eleanor erkannte den Ersten Offizier, den ein Angreifer an der Kehle gepackt hatte. Entschlossen nahm sie die schwere, kostbare Bibel vom Schreibtisch des Kapitäns und warf sie dem Piraten an den Kopf. Der verdrehte die Augen und stürzte auf die Planken.
    Verwirrt wandte sich der grauhaarige Erste Offizier zu seiner Retterin. Bridie hob die Bibel auf und hielt sie hoch. »Der Herr steht auf unserer Seite!«
    »Tatsächlich?« Alle Blicke richteten sich auf den hoch gewachsenen Mann, der am Türrahmen lehnte. »Das glaube ich nicht, Mademoiselle«, fuhr er fort, betrat die Kabine und nahm seinen Hut ab. »Darf ich mich vorstellen? Thomas de Longueville. Im Augenblick steht Gott auf meiner Seite.« Er mochte in mittleren Jahren sein. Aber Wind und Wetter auf hoher See hatten sein Gesicht gegerbt, sodass er älter wirkte. Er trug Breeches aus gefärbtem dunklem Leinen, ein weißes Hemd, eine preißelbeerfarbene Weste und hohe Stiefel. Mit schmalen Augen sah er sich aufmerksam um: »Ah - also stimmt es. Lady Eleanor of Castle Clarin, nehme ich an. Ihr segelt nach Frankreich, um einen reichen Mann aufzusuchen - um die Geldkisten, die Eure Feinde geplündert haben, wieder zu füllen. Gott segne die wilden Seelen der Schotten. Mal sehen, was dieser Mann bezahlen wird, um Euch zu gewinnen ...«
    Plötzlich sprang der Erste Offizier vor, der an die Wand zurückgewichen war. »Elender Schurke! Wenn Ihr die Lady anfasst ...«
    Der Pirat zog ein Messer und Eleanor trat hastig zwischen die beiden Männer. Dabei stieß sie mit dem Ersten Offizier zusammen und der Aufprall warf sie an die Brust des Piraten. In den Augen des Franzosen erschien ein beunruhigendes Glitzern und sie zuckte zurück. »Heute sind schon genug Männer gestorben!«
    »Wollt Ihr das entscheiden?«, fragte Thomas de Longueville und hob belustigt die Brauen.
    »Tötet Ihr Eure Gegner zum Vergnügen? Ihr habt das Schiff gekapert und keinen Grund, diesen Mann umzubringen.«
    »Aye, das Schiff gehört mir. Und was Euren Freund betrifft ...« Nach kurzem Zögern rief er: »Jean!« Einer der Piraten rannte in die Kabine. »Wirf den Kerl über Bord. Aber du darfst ihn nicht töten. Sieh zu, dass er lebend ins Wasser fällt!«
    »Setzt ihn in ein kleines Boot!«, fauchte Eleanor, als ein weiterer Pirat herbeieilte und der Erste Offizier hinausgeschleift wurde.
    »Was für eine Nervensäge Ihr seid!«, seufzte Thomas de Longueville. »Die Beschützerin von Castle Clarin, nicht wahr? Santa Leonora, eh?«
    »Sie ist eine vornehme, sanftmütige Lady!«, log Bridie und legte einen Arm um die Schultern ihrer Herrin. »Und wenn Ihr - wenn Ihr ...« Ihre Stimme erstarb. Brennend stieg das Blut in ihre Wangen.
    »Vielleicht darf ich erklären, was sie Euch mitzuteilen versucht«, stieß Eleanor hervor. »Wenn Ihr mir zu nahe tretet, werde ich meinem künftigen Bräutigam nicht mehr viel wert sein.« Spielte das überhaupt eine Rolle? In einem unterdrückten, gepeinigten Land geboren, führte sie seit dem Tod ihres Vaters ein Leben, das
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