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Geisel der Leidenschaft

Titel: Geisel der Leidenschaft
Autoren: Heather Graham
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vorsprang und auf sein Herz zielte, wich er erst in letzter Sekunde zur Seite. Diesmal konnte ihr die Angst vor den Flammen oder der ewigen Verdammnis nicht mehr helfen, den gewaltigen Schwertstreich zu parieren. Klirrend fiel das Rapier zu Boden. Eleanor stand reglos da und starrte den Schotten an.
    Nein, sie kannte ihn nicht. Oder doch? Irgendetwas Vertrautes, eine vage Erinnerung an diese Augen ...
    Ringsum erklang schrilles Geschrei. Vielleicht bejubelten die Piraten oder sogar die Schotten Eleanors Mut - und ihre Dummheit.
    Mit schmalen Augen erwiderte der schwarzhaarige Mann ihren Blick. Auch er wusste, dass sie einander schon einmal begegnet waren.
    »Wer seid Ihr?«, fragte er in sanftem Ton.
    »Wer seid Ihr?«
    Plötzlich entsann sie sich. Ihr Atem stockte. Vielleicht dachte er ebenfalls an jenen Tag, denn seine Miene schien sich zu verdüstern. Er trat einen Schritt näher und ihr Herz schlug wie rasend.
    So schnell ihre Beine sie trugen, rannte sie an ihm vorbei, geradewegs zum Heck. Ohne Bridies Schreckensschrei zu beachten, sprang sie über die Reling und warf sich ins Meer.

2. Kapitel
    Ungläubig stand Brendan an der Reling.
    Mitten im Winter war sie in die Irische See gesprungen, in eiskaltes, schäumendes Wasser. Ein düsterer Himmel hatte den schönen, sonnigen Tag verdrängt.
    Diese närrische Engländerin! Soll sie doch ertrinken!
    Der bittere Gedanke schien ihn zu lähmen. Vor über drei Jahren hatte er sie verschont. Fast wäre er deshalb gestorben, und er hatte sich geschworen, sie zu finden und Rache zu üben.
    Und jetzt war sie plötzlich in sein Leben zurückgekehrt. In der Zwischenzeit hatten sie sich beide verändert. Er hatte sie nicht sofort erkannt. Das verstand er nicht, denn sie hatte einzigartige graublaue Augen, so stürmisch wie das Gewitter, das sich gerade zusammenbraute. Ihre Züge hatte er sich eingeprägt, aber trotz seiner Rachsucht nicht erwartet, sie tatsächlich wieder zu sehen. Nach dem Kampf bei Falkirk war er von einem Schlachtfeld aufs andere gezogen. Und sie hatte außerhalb seiner Reichweite gelebt, im Herrschaftsbereich des englischen Königs. Da er nicht auf diese Begegnung gefasst gewesen war, hatte sie ihn zunächst nicht an jenes tückische Mädchen erinnert.
    Nun war sie hier.
    Wie ein Geschenk auf einer Silberplatte.
    Und sie hatte sich ins Meer gestürzt ...
    Ohne noch länger zu überlegen, stieg er auf die Reling und sprang hinterher. Die Eiseskälte der Irischen See drang ihm bis auf die Knochen, die Wellen zerrten an ihm, schleuderten ihn hin und her. Sekundenlang
    fühlte er sich den Gewalten der Elemente hilflos ausgeliefert. Energisch schlug er um sich und tauchte auf, blinzelte das Salzwasser aus seinen Augen, sah sich um und vergeudete seinen kostbaren Atem, um die Engländerin zu verfluchen.
    Bald hatte er sie zwischen den Wellenbergen entdeckt und tauchte wieder unter. Um sich zu erwärmen, schwamm er mit kraftvollen Zügen zu ihr. Als er emportauchte, um Luft zu schnappen, sah er sie sofort. Glücklicherweise konnte sie schwimmen und war nicht in einem tödlichen Strudel hinabgesogen worden, der in dunkler Tiefe endete ...
    Er schwamm unter der Oberfläche des Meeres weiter, tauchte wenig später wieder auf und trat Wasser. Inzwischen hatte er die Engländerin fast eingeholt -wahrscheinlich nur wegen der langen Röcke, die ihre Beine behinderten.
    Als sie versank, schwamm er hastig weiter und bekam ihr Kleid zu fassen. Unter Wasser starrte sie zu ihm herauf. Wie ein goldenes Banner trieb ihr Haar in den Wellen und glänzte sonnenhell, trotz der grauen Wolken, die das Meer trübten. Ihr Blick streifte seine Finger, die mehrere Falten ihres Rocks umfassten.
    Plötzlich hielt sie ein Messer in der Hand. Würde sie ihn erneut überrumpeln?
    Aber die Klinge traf ihn nicht. Stattdessen zerschnitt die Engländerin ihr Kleid, befreite sich und schwamm davon. Jetzt sah er schlanke, wohlgeformte Beine durch das Meer gleiten.
    Wohin wollte sie fliehen? Was glaubte sie, wie weit sie kommen würde, bevor sie ermüdete und ertrank?
    Nachdem er Atem geschöpft hatte, folgte er ihr, wieder unterhalb der Wellen, wo er schneller vorankam als die junge Frau an der Oberfläche. Ein paar Sekunden später umklammerte er ihren Fußknöchel und riss sie zurück. Unter Wasser wandte sie sich zu ihm, von schwebenden feurigen Haaren umrahmt, die einer Gloriole glichen. In ihrer Hand schimmerte das Messer. Blitzschnell packte er ihr Handgelenk, verdrehte ihr den Arm und
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