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Gehetzte Uhrmacher

Titel: Gehetzte Uhrmacher
Autoren: J Deaver
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sie kniff ein wenig die Augen zusammen, während sie das ungerahmte Pergament las, auf dem der Name ihres Vaters stand. Die Medaille hing baumelnd zwischen ihren zitternden Fingern.
    »He, das ist ja klasse«, sagte Pulaski und wies auf die Urkunde. »Diese ganzen Schnörkel und Verzierungen.«
    »Es steht alles in dem Bericht, Sachs«, sagte Rhyme. »Sein Kontaktmann in der Abteilung für innere Angelegenheiten musste sicherstellen, dass die anderen Cops ihm glauben würden. Er hat deinem Dad jeden Monat ein paar tausend Dollar zum Verteilen gegeben, damit es so aussah, als würde auch er sich bestechen lassen. Er musste überzeugend sein – falls man ihn als Informanten verdächtigt hätte, wäre sein Leben in akuter Gefahr gewesen, vor allem da jemand wie Tony Gallante beteiligt war. Das IAD hat vermeintlich auch gegen ihn ermittelt, um ihn weiter zu schützen. Das war der Fall, der angeblich aus Mangel an Beweisen eingestellt wurde. Es gab eine Absprache mit der Spurensicherung, die daraufhin die Registrierkarten der Beweismittel manipuliert hat.«
    Sachs senkte den Kopf. Dann lachte sie leise auf. »Dad war immer so bescheiden. Das sieht ihm ähnlich – die höchste Auszeichnung, die ihm je verliehen wurde, ist geheim geblieben. Er hat nie etwas davon erzählt.«
    »Du kannst die Details alle nachlesen. Dein Vater hat angeboten, ein verstecktes Mikrofon zu tragen und so viele Beweise wie nötig gegen Gallante und die anderen beteiligten Capos zu sammeln.
Aber er war nicht bereit, je vor Gericht auszusagen. Du und deine Mutter durften auf keinen Fall gefährdet werden.«
    Sie starrte die Medaille an, die hin- und herschwang – wie das Pendel einer Uhr, dachte Rhyme sarkastisch.
    Schließlich rieb Lon Sellitto sich die Hände. »Hört mal, die gute Neuigkeit freut mich wirklich«, brummte er. »Aber wie wäre es, wenn wir uns von hier verdrücken und rüber zu Manny’s gehen würden? Ich hätte nichts gegen ein Mittagessen einzuwenden. Und wisst ihr was? Ich wette, die haben ihre Heizkosten bezahlt.«
    »Ich würde ja gern«, sagte Rhyme und hoffte, man würde ihm nicht anhören, dass er absolut nicht den Wunsch nach einer Rollstuhlfahrt über vereiste Straßen verspürte. »Aber ich schreibe gerade einen Brief an die Times .« Er nickte in Richtung seines Computers. »Außerdem muss ich hier auf den Installateur warten.« Er schüttelte den Kopf. »Von dreizehn bis siebzehn Uhr.«
    Thom wollte etwas sagen – zweifellos um Rhyme zum Aufbruch zu drängen -, aber Sachs war schneller: »Tut mir leid, aber ich hab schon was vor.«
    »Falls es mit Eis und Schnee zu tun hat, bin ich nicht daran interessiert«, sagte Rhyme. Er nahm an, dass sie und Pammy Willoughby einen weiteren Ausflug mit dem Ziehkind des Mädchens unternehmen wollten, Jackson, dem Havaneser.
    Doch Amelia Sachs hatte offenbar etwas anderes im Sinn. »Es hat«, sagte sie. »Mit Eis und Schnee zu tun, meine ich.« Sie lachte und küsste ihn auf den Mund. »Aber mit dir hat es nichts zu tun.«
    »Gott sei Dank«, sagte Lincoln Rhyme, blies eine Atemwolke zur Decke und wandte sich wieder dem Computermonitor zu.
     
    »Sie.«
    »Hallo, Detective, wie geht’s?«, fragte Amelia Sachs.
    Art Snyder stand im Eingang seines Bungalows und starrte sie an. Er sah besser aus als bei ihrem letzten Zusammentreffen – als er betrunken auf der Rückbank seines Wagens gelegen hatte. Allerdings war er immer noch genauso wütend und schien Amelia mit seinen roten Augen regelrecht zu durchbohren.
    Doch wenn es zu deinem Beruf gehört, dass gelegentlich auf dich geschossen wird, können ein paar zornige Blicke dir nichts anhaben. Sachs lächelte. »Ich wollte mich nur bedanken.«

    »Ja? Wofür denn?« Er hielt einen Kaffeebecher, in dem sich eindeutig kein Kaffee befand. Sie sah, dass in dem Regal wieder einige Flaschen standen. Und bei den diversen Renovierungsprojekten hatte sich nichts getan.
    »Der St.-James-Fall ist abgeschlossen.«
    »Ja, hab ich gehört.«
    »Hier draußen ist es ziemlich kalt, Detective«, sagte sie.
    »Schatz?«, rief eine stämmige Frau mit kurzem braunem Haar und fröhlicher, unerschütterlicher Miene von der Küche aus.
    »Bloß jemand vom Department.«
    »Nun, dann bitte sie herein. Ich mache einen Kaffee.«
    »Die Lady hat viel zu tun«, sagte Snyder mürrisch. »Sie rennt in der ganzen Stadt umher, macht alles Mögliche und stellt jede Menge Fragen. Wahrscheinlich hat sie keine Zeit.«
    »Ich frier mir hier draußen den Hintern
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