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Gehetzte Uhrmacher

Titel: Gehetzte Uhrmacher
Autoren: J Deaver
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Von Suzanne Creeley, Ben Creeleys Frau. Sie hat sich bei mir bedankt, weil ich ihr geglaubt und herausgefunden habe, wer ihren Mann in Wahrheit getötet hat. Sie hat geweint. Sie sagte, der Gedanke an einen Selbstmord sei ihr unerträglich gewesen. Ein Mord sei eine schreckliche Tragödie, aber ein Selbstmord hätte außerdem alles in Frage gestellt, was zwischen ihr und ihrem Mann im Laufe der Jahre entstanden sei.«
    Sachs schüttelte den Kopf. »Ein Knoten in einem Seil und ein gebrochener Daumen... Ich habe begriffen, dass es das ist, worum
es in diesem Job geht, Rhyme. Nicht der ganze Mist, in den ich mich verstrickt hatte, die Politik, mein Vater, Baker und Wallace … Man kann es sich auch zu kompliziert machen. Ein Polizist zu sein heißt, die Wahrheit herauszufinden, die hinter einem Knoten und einem gebrochenen Daumen steckt. Das ist alles.«
    Du und ich, Sachs.
    »Also«, sagte sie in sachlichem Tonfall und deutete auf die Tafel. »Gibt’s was Neues über unseren Bösewicht?«
    Rhyme erzählte ihr von seinem Geschenk, der Breguet. »Ein Felskletterer oder Bergsteiger, vermutlich ausgebildet in Europa«, fasste er dann zusammen. »Er ist eine Weile in Kalifornien gewesen, in der Nähe der Küste. Und es ist noch nicht lange her. Eventuell lebt er immer noch dort. Er ist gebildet. Grammatik, Satzbau und Zeichensetzung sind korrekt. Und ich möchte, dass diese Uhr genauestens untersucht wird. Immerhin ist er ein Uhr macher , nicht wahr? Das heißt, er hat womöglich die Uhr geöffnet und darin herumgefummelt. Falls es da auch nur ein Spurenmolekül gibt, will ich es haben.« Rhyme nickte in Richtung des Briefes. »Er gibt zu, dass er Charlottes Hotel ungefähr zum Zeitpunkt der Festnahme beobachtet hat. Ich will, dass jeder in Frage kommende Aussichtspunkt auf Spuren überprüft wird. Das ist Ihre Aufgabe, Ron.«
    »Alles klar.«
    »Und vergessen Sie nicht, was wir über den Mann wissen. Vielleicht ist er weg, vielleicht auch nicht. Behalten Sie Ihre Waffe immer in Reichweite. Über dem Tyvek-Overall. Denken Sie an...«
    »Ich soll mir keine Einzelheit entgehen lassen, aber auf mich aufpassen?«, fragte Pulaski.
    »Das gibt eine Eins für Ihr gutes Gedächtnis«, sagte der Kriminalist. »Und jetzt an die Arbeit.«

VIERTER TEIL
    MONTAG, 12.48 UHR
    Was also ist die Zeit? Solange niemand mich danach fragt, weiß ich die Antwort. Sobald ich es aber jemandem erklären möchte, finde ich keine Worte.
    Saint Augustine

... Dreiundvierzig

    Der Dezembertag war nicht sonderlich kalt, aber der uralte Heizkessel in Rhymes Haus hatte den Geist aufgegeben, und alle im Erdgeschosslabor saßen in dicken Jacken da. Bei jedem Atemzug stiegen Dampfwolken aus ihren Mündern auf, und ihre Ohren, Nasen und Hände waren gerötet. Amelia Sachs trug zwei Pullover und Pulaski eine wattierte grüne Jacke, an der wie die Orden eines kampferprobten Soldaten mehrere Skilifttickets baumelten.
    Ein Cop, der Ski fährt, dachte Rhyme. Das war irgendwie seltsam, obwohl er es an keinem genauen Grund festmachen konnte. Vielleicht hatte es mit den Gefahren einer Schussfahrt auf einem steilen Berghang zu tun, während unter deinem Skianzug eine Neun-Millimeter-Pistole mit geringem Abzugswiderstand steckt.
    »Wo bleibt der Installateur?«, fuhr Rhyme seinen Betreuer an.
    »Er hat gesagt, er würde zwischen dreizehn und siebzehn Uhr kommen.« Thom trug die Tweedjacke, die Rhyme ihm letztes Weihnachten geschenkt hatte, und einen dunkelvioletten Kaschmirschal, der eines von Sachs’ Präsenten gewesen war.
    »Aha, zwischen dreizehn und siebzehn Uhr. Dreizehn und siebzehn. Ich weiß was. Du rufst ihn an und...«
    »So hat er es gesagt.«
    »Nein, hör zu. Du rufst ihn an und sagst ihm, seine Nachbarschaft werde von einem verrückten Killer unsicher gemacht, und wir würden zwischen dreizehn und siebzehn Uhr vorbeikommen, um den Kerl zu fangen. Mal sehen, wie ihm das gefällt.«
    »Lincoln«, sagte der Betreuer geduldig. »Ich kann doch nicht...«
    »Weiß dieser Mann, was wir hier tun? Weiß er, dass wir dienen und schützen? Ruf ihn an, und sag ihm das.«
    Pulaski merkte, dass Thom nicht nach dem Telefon griff. »Äh, soll ich vielleicht?«, fragte er. »Anrufen, meine ich.«
    Ach, die Freimütigkeit der Jugend …
    »Beachten Sie ihn gar nicht«, wandte Thom sich an den jungen
Beamten. »Er ist wie ein Hund, der an Ihrem Bein hochspringt. Ignorieren Sie ihn, und er wird aufhören.«
    »Ein Hund?«, fragte Rhyme. » Ich bin ein Hund? Das ist ein
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