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Gehetzte Uhrmacher

Titel: Gehetzte Uhrmacher
Autoren: J Deaver
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ungefähr.«
    »Damit haben wir ja praktisch seine Adresse«, sagte Rhyme sarkastisch. »Ruft das Sondereinsatzkommando.«
    Kathryn Dance runzelte die Stirn. »Die Westküste?« Sie überlegte kurz. »Wo ist die Aufnahme von seinem Verhör?«, fragte sie dann.
    Mel Cooper öffnete die Datei und ließ sie ablaufen. Zum dutzendsten Mal sahen sie den Killer in die Kamera schauen und sie alle anlügen. Dance beugte sich aufmerksam vor. Sie erinnerte Rhyme an ihn selbst bei der Untersuchung von Spuren.
    Er hatte die Befragung schon so oft gehört, dass er nicht mehr auf die Worte achtete; sie enthielten seines Wissens keine verwertbaren Informationen. Aber Dance lachte plötzlich auf. »Ich hab da so eine Idee.«
    »Welche?«
    »Nun, ich kann Ihnen nicht mit einer Adresse dienen, aber zumindest mit einem Staat. Ich glaube, dieser Mann kommt aus Kalifornien. Oder hat dort eine Weile gelebt.«
    »Warum glauben Sie das?«
    Sie spulte ein Stück zurück und spielte einen Teil der Aussage noch einmal ab. Er sprach über die Fahrt nach Norden, wo Baker und er den konfiszierten Geländewagen abgeholt hatten.
    Dance hielt die Aufzeichnung an. »Ich habe mich mit regionalen Besonderheiten des Sprachgebrauchs beschäftigt. Die Leute in Kalifornien bezeichnen ihre Autobahnen eher als Freeways , nicht als Expressways oder Interstates . Genau das hat er getan. Und er hat gesagt, sie hätten den Vier-fünfundneunzig genommen, also den Freeway, nicht etwa die Interstate. Er klingt eindeutig nach Westküste.«
    Das könnte hilfreich sein, dachte Rhyme. Ein weiterer Baustein
in ihrer Wand aus Beweismitteln. »Ab damit in die Tabelle«, sagte er.
    »Wenn ich zu Hause bin, leite ich bei uns eine formelle Untersuchung ein«, sagte Dance. »Ich übermittle unsere Erkenntnisse an alle kalifornischen Behörden. Mal sehen, was passiert. Okay, jetzt muss ich aber los... Oh, und ich erwarte Sie beide demnächst bei mir zu Besuch.«
    Thom warf Rhyme einen Blick zu. »Er muss unbedingt mehr vor die Tür. Er behauptet, er reise nicht gern, aber sobald er erst mal irgendwo ist, gefällt es ihm. Wenigstens solange es Scotch und ein gutes Verbrechen gibt, um ihn bei der Stange zu halten.«
    »Es geht um Nordkalifornien«, sagte Dance. »Hauptsächlich eine Weinregion, aber keine Angst, wir haben jede Menge Verbrechen.«
    »Wir werden sehen«, sagte Rhyme zurückhaltend. »Aber eines noch – tun Sie mir einen Gefallen?«
    »Gern.«
    »Schalten Sie Ihr Mobiltelefon ab. Ansonsten könnte ich nämlich versucht sein, Sie schon wieder auf dem Weg zum Flughafen anzurufen, falls sich noch etwas ergibt.«
    »Falls zu Hause nicht meine Kinder auf mich warten würden, würde ich das Gespräch glatt annehmen.«
    Sellitto dankte ihr erneut, und Thom brachte sie zur Tür.
    »Ron, machen Sie sich nützlich«, sagte Rhyme.
    Der Neuling schaute zu den Beweisen auf den Tischen. »Wegen des Seils habe ich schon angerufen, falls Sie das meinen.«
    »Nein, das meine ich nicht«, murmelte Rhyme. »Ich sagte nützlich .« Er nickte in Richtung der Flasche Scotch, die auf der anderen Seite des Raumes in einem Regal stand.
    »Oh, na klar.«
    »Für mich auch einen«, brummte Sellitto. »Und seien Sie nicht kleinlich.«
    Pulaski goss den Whiskey ein und reichte die beiden Gläser weiter – Cooper lehnte dankend ab.
    »Vergessen Sie nicht sich selbst«, sagte Rhyme zu dem Neuling.
    »Oh, ich bin in Uniform.«
    Sellitto unterdrückte nur mühsam ein Lachen.

    »Na gut, vielleicht einen kleinen.« Er schenkte sich etwas ein und nippte an dem starken – und äußerst teuren – Alkohol. »Schmeckt gut«, sagte er, obwohl sein Blick das Gegenteil verriet. »Sagen Sie, haben Sie den schon mal mit etwas Ginger Ale oder Sprite gemischt?«

... Zweiundvierzig

    Vorher und nachher.
    Menschen entwickeln sich aus dem einen oder anderen Grund weiter, und Vorher wird zu Nachher.
    Lincoln Rhyme hörte diese Worte wieder und wieder in seinem Kopf. Wie eine defekte Schallplatte. Menschen entwickeln sich weiter.
    Er hatte den Satz sogar selbst schon benutzt – als er seiner Frau nicht lange nach dem Unfall eröffnet hatte, er wolle die Scheidung. Ihre Beziehung hatte seit geraumer Zeit auf wackligen Füßen gestanden, und ob er den Genickbruch nun überleben würde oder nicht – er hatte beschlossen, seinen Weg in Zukunft allein fortzusetzen und seiner Frau kein entbehrungsreiches Leben an der Seite eines Krüppels zuzumuten.
    Aber die damalige Situation unterschied sich beträchtlich von
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