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Geheimnummer. Kein Sex nach Plan

Geheimnummer. Kein Sex nach Plan

Titel: Geheimnummer. Kein Sex nach Plan
Autoren: Sabine Leipert
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schnell gelangweilt wären.«
    Ruhig, Karina, bloß nicht deinen Interviewpartner vergraulen, erste Grundregel des investigativen Journalismus.
    »Dann lass dir doch einfach was einfallen. Am Ende schreibt ihr doch sowieso, was ihr wollt.«
    »Ach ja, was Interviews angeht, bist du wohl schon ein echter Profi, oder wie?«
    »Ich weiß zumindest, was hier abgeht. Ihr habt euren Artikel doch längst fertig und im Druck, oder wieso sollte deine Zeitung sonst eine Praktikantin zum Interview schicken!«
    Praktikantin??? Ich hatte mir schon viele dumme Sprüche von noch dümmeren Fußballspielern oder Vorstandsmitgliedern anhören müssen, die ihren Sinn für Gleichberechtigung mit den restlichen Manieren vor den Stadiontoren zurückgelassen hatten. Aber zur Praktikantin hatte mich noch keiner degradiert. Unter anderen Umständen hätte ich es vielleicht sogar schmeichelhaft finden können, aber mich von einem dreiundzwanzigjährigen Fliegenfänger mit Glückssträhne demütigen zu lassen, ging entschieden zu weit. Gut, ich war mit meinen ein Meter fünfundsechzig vielleicht etwas zu klein für mein Alter, ich hatte meine Haare heute Morgen nicht mehr gewaschen und trug möglicherweise nicht die richtige Arbeitskleidung, weil Jeans und T-Shirt in diesem Hotel nicht angebracht waren, aber ich war verdammt nochmal keine Praktikantin. Während ich noch an seinem Kommentar zu knabbern hatte, erhob Daniel sich von seinem Platz und wollte gehen. Das konnte ich auf gar keinen Fall zulassen. Wenn hier jemand eingeschnappt das Hotel verlassen durfte, dann ich. Ich erhob mich in Sekundenschnelle und warf dabei meinen Stuhl um. Daniel sah mich verdutzt an, während ich noch einmal tief Luft holte, um meinem ganzen Ärger über Udo, das Sonderangebot der Bahn, den stinkenden Geschäftsmann, die überhöfliche italienische Bedienung und Daniel Luft zu machen.
    »Jetzt reicht’s aber. Nur weil du in den letzten drei Spielen eine Glückssträhne hattest und plötzlich im siebten Torwarthimmel schwebst, musst du dich noch lange nicht wie eine Fußballdiva benehmen. Wenn du keine Lust hast, mit mir zu reden, hättest du das nur sagen müssen. Dann hätte ich mir diese beschissene Bahnfahrt in diese beschissene Stadt nämlich gespart, mich einfach zu Hause an meinen Computer gesetzt und mir etwas Nettes zu dir ausgedacht, anstatt mich hier in diesem piekfeinen Hotel von überfreundlichen Kellnern blöd anmachen zu lassen. Tja, Chance vertan. Jetzt werde ich meine Erfahrungen mit dir wohl oder übel in den Artikel einfließen lassen müssen, ganz so wie es sich für eine ehrliche Journalistin gehört. Erst recht, wenn man gerade sein erstes Praktikum absolviert. Echt dumm gelaufen. Für den Fall, dass dir noch weitere Nettigkeiten einfallen, die ich unbedingt in meinem Artikel erwähnen muss, kannst du mich gerne bis heute Abend unter dieser Nummer anrufen. Ansonsten werden sich deine Fans bestimmt sehr darüber freuen, endlich mal den wahren Daniel Schulte kennenzulernen. Tschüs.«
    Ich kritzelte meine Handynummer auf einen Zettel, knallte ihn auf den Tisch und ließ den verdutzten Torwart zusammen mit meinem Frühstück und der unbezahlten Rechnung im Hotel zurück.
    Dann lief ich minutenlang wie in Trance die Straße entlang, bis mir klar wurde, dass ich gerade ganz großen Mist gebaut hatte. Ich hatte soeben dem Fußballliebling der Nation eine Lektion erteilt, die mich wahrscheinlich den Job kosten würde. Ich hatte meine erste und vielleicht einzige Chance verbockt, Udo zu beweisen, was ich wirklich draufhatte – falls ich was draufhatte. Da war ich mir im Moment selbst nicht mehr sicher. Ich hatte keinen Artikel. Ich hatte Kopfschmerzen. Ich hatte schlechte Laune. Ich hatte … PMS.

Drei Scheiben Gouda
    Eine Stunde später saß ich auf dem Bett in einem winzigen Zimmer des Hamburger Stammhotels unserer Zeitung und las mir die Bedienungsanleitung zum Schwangerschaftstest durch, während ich darauf wartete, dass sich die Aspirin-Forte-Plus-C-Tablette vollständig im Wasser auflöste. Der Test war ein Spontankauf gewesen. Ich fühlte mich nicht schwanger. Aber als mich der nette Apotheker fragte, ob ich zu meinen Aspirintabletten noch etwas wünschte, hatte ich einfach einen Schwangerschaftstest bestellt. So wie ich an der Käsetheke bei dieser Frage auch immer drei Scheiben Gouda bestellte, weil ich es peinlich fand, nur ein kleines Stück Brie zu kaufen. Jetzt hatte ich diesen Test, und mir war mulmig zumute. Dabei waren zwei
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