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Geheimnummer. Kein Sex nach Plan

Geheimnummer. Kein Sex nach Plan

Titel: Geheimnummer. Kein Sex nach Plan
Autoren: Sabine Leipert
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Schulte.
    »Oh.« Mehr brachte ich zur Begrüßung nicht raus.
    »Ja, hallo, stör ich, bist du … bist du … gerade beschäftigt … oder in einer Besprechung?«, stammelte er nun plötzlich völlig eingeschüchtert.
    »Äh, nein, komm doch rein.« Abgesehen davon, dass ich meine Besprechungen selten im Handtuch und mit einem Schwangerschaftstest in der Hand abhielt, hätte mich in diesem Moment keine Beschäftigung der Welt davon abhalten können, Daniel hereinzubitten. Daniel blieb allerdings höflich vor der Tür stehen: »Willst du dich nicht erst anziehen?«
    »Ja, natürlich. Dauert nur einen kurzen Moment. Aber nicht weglaufen, versprochen?«
    Daniel nickte und ich schloss die Tür. Vor Aufregung wusste ich gar nicht, wo ich anfangen sollte. Als Erstes musste ich den Test entsorgen. Der wirkte eindeutig nicht professionell, und private Dinge hatten schließlich bei der Arbeit nichts zu suchen. Ich warf den Test in den Mülleimer, aber nicht, ohne vorher noch einen Blick auf das Testfeld zu werfen. Es hatte sich jetzt auf ein nicht allzu dunkles Rosa eingependelt. Das Ergebnis war also ein eindeutiges ›Eventuell schwanger, aber wahrscheinlich eher nicht‹. Dann schlüpfte ich in dieselben Klamotten wie vorhin, etwas anderes hatte ich nun mal nicht dabei, warf einen Blick auf meine strubbeligen Haare, die sich auch mit Bürste nicht an unsere Abmachungen gehalten hätten, und öffnete schwungvoll die Tür.
    »So, jetzt aber. Komm doch rein. Wie hast du mich überhaupt gefunden?«
    Daniel blieb etwas ungelenk mitten im Zimmer stehen. »Na ja, unter deiner Nummer habe ich dich nicht erreicht. Aber du hattest sie auf diese Karte hier vom Hotel geschrieben, da dachte ich, ich versuche mal mein Glück. Und wie du schon sagtest, ich habe eben gerade eine Glückssträhne.«
    Vielleicht war ich ja doch nicht so unprofessionell, wie ich dachte, auch wenn ich vorhin auf der Straße eine halbe Stunde lang nach genau dieser Karte gesucht hatte.
    »Ähm, ja, tut mir leid, mein Handy hat wohl einen Wackelkontakt, na ja.«
    Daniel sah mich etwas irritiert an, nahm die Erklärung aber so hin. Er war jetzt wesentlich legerer gekleidet als vorhin, mit einer dunklen ausgewaschenen Jeans, Turnschuhen und einer knallgrünen neumodisch alten Adidas-Jacke, wie man sie eigentlich nur in Hamburg tragen konnte. Für einen Sportler wirkte er trotz seiner einsneunzig eher schmächtig. Er war nicht gerade ein Muskelpaket. Seine blonden Haare waren strähnig, mittellang, mit einem strubbeligen Pony. Er hätte auch ohne weiteres als Student durchgehen können. Plötzlich wurde mir bewusst, dass ich ihn viel zu lange angestarrt hatte, ohne ein Wort zu sagen. Schnell gratulierte ich ihm zum gewonnenen Spiel und bot ihm einen Stuhl an.
    Daniel winkte ab. »Ich wollte mich bei dir entschuldigen, für eben. Meinst du, wir können das Interview noch nachholen, oder ist es jetzt zu spät?«
    Ich musste ein leichtes Grinsen unterdrücken. Sein ganzes Star-Gehabe und seine Arroganz waren mit einem Mal verflogen. Er hatte nur geblufft und in Wirklichkeit nicht die geringste Ahnung vom Mediengeschäft.
    »Na ja, wenn du jetzt bereit bist, auch mit einer Praktikantin zu reden, kann ich vielleicht noch ein paar Zeilen ändern, bevor das Blatt in den Druck geht.«
    »Sorry, echt. Das habe ich nicht so gemeint. Ich weiß im Moment einfach nicht mehr, wo vorne und hinten ist. Alle sagen, sei bloß vorsichtig mit den Leuten vom Fernsehen und von der Zeitung, weil die sowieso machen, was sie wollen. Ich meine, mal loben die dich ins Unendliche, und dann schreiben sie wieder irgendeinen Scheiß über deine Eltern, deine Freundin, Drogen, was weiß ich. Ich will am liebsten gar nicht mehr mit denen reden. Aber unser Manager meinte, dass das Interview mit eurer Zeitung absolut seriös wäre. Na ja, und dann habe ich dich gesehen und dachte: Hey, wollen die dich jetzt verarschen oder was, die ist doch nie im Leben eine richtige Fußballreporterin.« Daniel hatte sich richtig in Rage geredet, aber jetzt warf er mir einen schüchternen Blick zu. »Na ja, du siehst eben überhaupt nicht … Ich weiß auch nicht … tut mir leid.«
    Ein bisschen konnte ich seine Reaktion jetzt nachvollziehen, und ich versicherte ihm, dass ich tatsächlich eine fertige Journalistin und auch älter war, als ich womöglich aussehen würde, und dass ich einen ganz und gar seriösen Artikel über ihn schreiben wollte, da es mir ohnehin ein Rätsel war, wie man drei Tage lang auf
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