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Geheimnummer. Kein Sex nach Plan

Geheimnummer. Kein Sex nach Plan

Titel: Geheimnummer. Kein Sex nach Plan
Autoren: Sabine Leipert
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der Titelseite über einen einzigen Joint in der Umkleidekabine berichten konnte.
    Daniel nickte ernst: »Das ist mir dann auch aufgegangen, als du mich angemotzt hast.«
    Na gut, das war dann eher nicht so seriös, und ich wechselte schnell das Thema: »Sollen wir für das Interview irgendwo hingehen, wo es vielleicht gemütlicher ist?«
    Daniel sah mich erleichtert an: »Na ja, ich kenne da ein ziemlich teures französisches Bistro in einem ziemlich noblen Hotel, das ein sehr gutes und teures Frühstück anbieten soll …«
    Ach nee, wenn er aus sich rauskam, konnte er ja richtig witzig sein. »Das Geld für das Frühstück gebe ich dir natürlich zurück. Aber etwas weniger Stilvolles würde mir auch reichen.«
    »Ja, genau, ich dachte mir, wenn du wirklich über mich schreiben willst, können wir ja auch da hingehen, wo ich öfter bin.«

Sechs-Minuten-Ei
    Wir fuhren in Daniels knallgelbem Renault Twingo ins Schanzenviertel, und auf einmal wirkte er überhaupt nicht mehr wie der erfolgsverwöhnte Torwart von vorhin. Wir aßen eine Kleinigkeit in Omas Apotheke , einer Studentenkneipe. Diesmal kamen wir schnell ins Gespräch. Ich brauchte Daniel nur Stichwörter zu liefern und schon kam er von Hölzchen auf Stöckchen. Irgendwann machte ich mir keine Notizen mehr, sondern hörte ihm einfach nur zu. Er zeigte mir ein paar seiner Lieblingskneipen, und je länger wir durch die Straßen zogen, desto mehr wurde mir klar, dass es ihm schwerfiel, dieses Leben – sein altes Leben – hinter sich zu lassen. Dafür war der Wechsel vom Amateurtorwart, der eigentlich Lehrer werden wollte, zum Profifußballer und Nachwuchsstar zu plötzlich und unvorbereitet gekommen. Nach einem langen Spaziergang landeten wir wieder in einer winzigen Kneipe am Schulterblatt, und plötzlich drehte Daniel den Spieß um. Er holte uns zwei Bier und sagte: »So, jetzt weißt du alles über mich. Jetzt bist du an der Reihe.«
    Ich schaute ihn einen Moment lang verdutzt an. Sollte man sich als Journalistin nicht immer im Hintergrund halten, den Star reden lassen? Aber Daniel bestand darauf. Also erzählte ich ihm von mir. Zum Beispiel davon, dass ich meine kupferroten Haare hasste und deswegen mit zwölf einen ganzen Sommer lang mit Mütze herumlaufen durfte, da der Versuch, so blond auszusehen wie Madonna, sichtlich fehlgeschlagen war. Ich erzählte ihm, dass ich die besten Tiefkühlpizzen in ganz Köln zubereiten konnte und die Bestellnummer für Pizza Funghi von mindestens sieben verschiedenen Pizza-Services auswendig kannte. Und nach dem dritten Bier gestand ich ihm auch, dass ich tatsächlich eher durch einen Zufall zum Sportjournalismus gekommen war. Weil mein Chef ein schlechter Zuhörer mit großem Herzen war, der mich bei unseren Fachsimpeleien in der Mittagspause dank meiner viel zu großen Klappe und meinen an den richtigen Stellen eingeworfenen Jas und Neins für die Fußballexpertin schlechthin gehalten hatte. Als er kurz darauf die Leitung der Sportredaktion bei der seriösen Konkurrenz übernahm und mir eine Stelle anbot, ergriff ich die Gelegenheit beim Schopf. Und das, obwohl ich der unsportlichste Mensch war, den ich kannte. Aber nach einer ersten Panikattacke überzeugte ich mich schnell davon, dass ich nur das machen musste, was alle Journalisten taten, Texte in den Computer hämmern und so tun, als wüsste man alles besser. Und das war nun wirklich kein Problem, schließlich war ich lange genug für die Horoskope beim größten Kölner Boulevardblatt zuständig gewesen, ohne auch nur einen Funken Ahnung von Sternzeichen zu haben. Daniel prustete laut los, und ich versicherte ihm schnell, dass ich mich inzwischen gar nicht mehr so sehr verstellen musste, weil ich tatsächlich meistens alles besser wusste als die Spieler, Trainer oder Kollegen.
    Wir kicherten um die Wette. Ich hatte das Gefühl, Daniel schon ewig zu kennen. Als er mich ganz unverblümt über mein Privatleben ausfragte, erzählte ich ihm freimütig, dass meine Beziehung zu Tim trotz meines reifen Alters im Grunde meine allererste ernsthafte war. Bei unserer ersten Begegnung hatte er noch für den 1. FC Köln gespielt, was mir bei meiner heimlichen Umschulung zur Fußballexpertin zugutekam. Tim hatte sich bereit erklärt, mir einen Schnellkurs in Sachen Tore, Punkte und Meisterschaft zu geben, und mein aufkeimendes Interesse für Fußball nebenbei auch noch geschickt genutzt, um mich von seinen anderen Qualitäten zu überzeugen. Hätte mir damals jemand gesagt,
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