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Geheimnummer. Kein Sex nach Plan

Geheimnummer. Kein Sex nach Plan

Titel: Geheimnummer. Kein Sex nach Plan
Autoren: Sabine Leipert
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Fahrer mit einem großzügigen Trinkgeld davon, ebenso großzügig mit den Geschwindigkeitsbegrenzungen umzugehen. Pünktlich mit dem Anpfiff erreichte ich meinen Sitzplatz.
    Das Spiel war eher mittelmäßig. Nur Daniel musste natürlich mal wieder eine Glanzleistung abliefern und Hamburg den schwachen Eins-zu-null-Heimsieg über den Schlusspfiff retten. Er wurde wie ein Held gefeiert, und mir war klar, dass seine Fans von mir am Montag mit Sicherheit nicht lesen wollten, was für eine eingebildete Nullnummer er war. Erwartungsgemäß erschien Daniel nicht auf der Pressekonferenz. Damit war auch meine letzte Chance dahin, mit ihm noch in irgendeiner Weise ins Gespräch zu kommen. Mein ohnehin kaum vorhandener Artikel nahm immer konturlosere Formen an. In knapp drei Stunden würde ich die Heimreise antreten mit nichts im Gepäck außer unbeantworteten Fragen und zusammenhanglosem Gestammel auf dem Diktiergerät, an das ich mich immer noch nicht gewöhnt hatte. Am besten schrieb ich auf der Fahrt meine Kündigung.

    Völlig erschlagen kam ich ins Hotelzimmer zurück. Am liebsten hätte ich mich unter der Bettdecke verkrochen und wäre nie wieder aufgestanden. Stattdessen gönnte ich mir ein ausgiebiges Bad, um wenigstens einen Teil der überflüssigen Übernachtungskosten auszunutzen. Nach einer halben Stunde entspannendem Melissenkräuterbad fühlte ich mich wieder etwas weniger wie eine Praktikantin und mehr wie eine Journalistin an einem einfach nur erfolglosen Tag. Ich hatte noch anderthalb Stunden Zeit, bis das tolle Sonderangebot der Bahn mich zurück nach Köln verfrachten würde. Ich wickelte mich in ein Handtuch ein und suchte in meiner Tasche vergeblich nach einer Bürste, als mein Blick auf den Schwangerschaftstest fiel. Er wartete immer noch brav neben meinem leeren Handy auf dem Nachtschränkchen. Ich zögerte. An einem Tag wie diesem war im Grunde klar, dass das Ergebnis positiv sein würde. Bestimmt hatte ich entweder den einzigen fehlerhaften Test erwischt, stressbedingt irgendwelche Stoffe im Urin, die Schwangerschaftshormonen verdammt ähnlich waren, oder würde einfach die Bedienungsanleitung nicht richtig lesen können. Andererseits konnte mich heute nichts mehr umhauen, und wenn ich den Test unbenutzt mit nach Hause nehmen würde und Tim ihn dort entdeckte, könnte das vielleicht zu Missverständnissen führen. Mit dem Mut der Verzweiflung zog ich das Stäbchen aus der Verpackung und setzte mich aufs Klo. Dann blieb ich auf dem Klodeckel sitzen und starrte wie gebannt auf das Ergebnisfeld. Alles wäre gut, wenn alles so bliebe, wenn sich bloß nichts verfärbte, vor allem nicht rot. Ich versuchte das Stäbchen regelrecht mit meinem Blick zu hypnotisieren, aber anstatt mir zu gehorchen, erschien plötzlich ein schwacher rosa Schimmer in dem Feld. Oder war es eine optische Täuschung? Wenn man zu lange auf den roten Beispielstreifen schaute und dann auf das weiße Feld, spielten einem die Augen bestimmt einen Streich. Ich zwang mich, kurz in die weiße Badewanne zu schauen, um dann noch einmal völlig unvoreingenommen auf das Ergebnisfeld zu gucken. Tatsächlich, der rosa Schimmer war inzwischen schon eher dunkelrosa und sah, wenn man es pessimistisch betrachten wollte, dem Streifen daneben durchaus ähnlich. Mein Herz setzte für mindestens drei Schläge aus, mein Kopf fing an zu glühen, und gleichzeitig lief es mir eiskalt den Rücken runter. War ich wirklich schwanger? Oder war es doch umgekehrt und man war schwanger, wenn sich das Kästchen nicht verfärbte? Natürlich, viel logischer war doch, dass man nicht schwanger war, wenn sich das Feld rot färbte, wenn man also quasi den Test bestanden hatte. Rot im Feld bedeutete alles richtig gemacht, Klassenziel erreicht, kein Baby. Genau, so hatte es doch auch in der Bedienungsanleitung gestanden.
    Ich sprintete zum Bett, wo die Bedienungsanleitung lag, aber bevor ich sie lesen konnte, klopfte es an meine Tür. Das Zimmermädchen, natürlich. Wahrscheinlich stand der nächste Gast für dieses Zimmer schon an der Rezeption, obwohl ich ordentlich für seine Übernachtung mitblechen durfte.
    »Ist ja gut. Ich bin in einer Stunde weg. Darf ich so lange wenigstens noch meine Ruhe haben? Immerhin habe ich für diese Nacht bezahlt«, rief ich genervt durch die Tür, aber es klopfte noch mal. »Wenn Sie noch länger klopfen, bleibe ich doch noch bis morgen. Was ist denn?« Ich riss die Tür auf, aber statt des übereifrigen Zimmermädchens stand dort Daniel
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