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0844 - Tödliches Amsterdam

0844 - Tödliches Amsterdam

Titel: 0844 - Tödliches Amsterdam
Autoren: Jason Dark
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Wie lange er in dieser Lage verharrt hatte, wußte er nicht zu sagen. Es kam ihm vor wie Minuten, dabei konnten höchstens Sekunden vergangen sein. Durch seinen Kopf aber liefen Bilder des Grauens, denn er erinnerte sich an die schrecklich zugerichtete Leiche des Engländers, die er und seine Kollegen weggeschafft hatten.
    Von dem Toten war nicht mehr viel übriggeblieben. Niemand wußte, mit welcher Waffe ihm diese tödlichen Verletzungen zugefügt worden waren, aber der Kommissar brauchte sich nur die spitzen Krallen anzuschauen, um Bescheid zu wissen.
    Er hatte den Mörder, er kannte ihn, doch es nutzte ihm nichts, denn das Monstrum aus der Tiefe behielt die Trümpfe.
    Und es bewegte sich.
    Es kam hoch.
    Unter der Oberfläche zuckte es. Der Kommissar sah einen flachen Schädel, der dann das Wasser durchbrach, und zum erstenmal starrte er in das Gesicht der Kreatur.
    Nein, das war kein Gesicht mehr. Das war eine Fratze, ein furchtbares Zerrbild. Ebenfalls so grünlich wie Haut, dabei aber knochig, als hätte jemand einem Skelett eine Haut überzogen. Der Vergleich mit einem verzweigten Geäst kam ihm auch in den Sinn, es waren so viele Dinge auf einmal, die durch seinen Kopf schossen, und wie am Rande nur nahm er wahr, daß bei dieser Gestalt die Nase und die Augen fehlten.
    Dennoch lebte sie.
    Da lauerte etwas tief in den Schächten, etwas Bös- und Abartiges, eine ungemein starke Menschenverachtung und gleichzeitig auch der Wille, einen Menschen brutal zu vernichten.
    Der Mensch war er!
    Dieser Gedanke schoß ihm heiß wie Feuer durch den Kopf. Plötzlich war es mit seiner Starre vorbei, der Kommissar wußte, daß er etwas unternehmen mußte, denn die Menschen an den Ufern kümmerten sich nicht um ihn. Für die Grachten hatte keiner mehr einen Blick, und das nächste Touristenschiff war noch zu weit entfernt.
    Er war auf sich allein gestellt.
    Das Wesen wollte an Bord klettern. Van Steen spürte genau den Ruck, der durch das Holz ging, denn dieses Monstrum sah es einfach als Turnstange an.
    Es schob sich höher.
    Van Steens Gesicht verzerrte sich vor Wut und Ekel. Er hielt das Ruder nur mehr mit der linken Hand, holte mit der rechten aus und ballte sie gleichzeitig zur Faust.
    Er mußte es tun, und er tat es!
    So hart wie möglich rammte er seine Faust in das schreckliche Gesicht des Wesens. Er spürte den Widerstand, war froh, daß er Handschuhe trug, und sah, wie der Schädel zurückzuckte und mit seiner Rückseite auf die Wasserfläche klatschte.
    Spritzer wirbelten in die Höhe, für einen Moment war der Kopf der Gestalt unter Wasser verschwunden, und der Kommissar wollte die Ruderstange wieder an sich reißen.
    Die Hände hielten fest. Sie waren wie Klammern, die an das Holz festgeschraubt waren, und das Monstrum erschien auch wieder mit seinem widerlichen Kopf. Jetzt tauchte es noch schwungvoller auf als beim ersten Versuch. Es nutzte diesen Schwung aus und auch die Tragkraft des Wassers, damit es höher gespült werden konnte, um dann in das Boot zu klettern.
    Eine Klaue löste sich bereits vom Ruder. Sie umfaßte mit einem blitzschnellen Griff den Bootsrand und hatte so eine viel bessere Ausgangsposition erhalten.
    Das alles erkannte der Kommissar mit Schrecken, und er wußte auch, daß er diesem Wesen im Kampf unterlegen war, der Engländer war es schließlich auch gewesen.
    Natürlich trug van Steen eine Waffe. Um an sie heranzukommen, hätte er erst den Mantel aufknöpfen müssen, dabei wäre zuviel Zeit verlorengegangen.
    Es gab für ihn nur eine wirkliche Chance, sein Leben zu retten. Über Bord und ab in das eiskalte Wasser. Noch konnte er sich bewegen, denn das Wesen war dabei, ins Boot zu klettern, und es zerrte nach steuerbord.
    Wasser plätscherte über die Bordwand und näßte die Füße des Kommissars, der sich mit einer einzigen Bewegung erhoben hatte und noch für einen Moment die schwankenden Planken unter seinen Füßen spürte.
    Dann wuchtete er seinen Körper zurück.
    Er befürchtete, nicht schnell genug zu sein, und tatsächlich griff das Wesen nach ihm, kriegte aber nur den Mantelstoff an seinem unteren Rand zu fassen. Glücklicherweise rutschte ihm der Saum durch die Finger.
    Van Steen aber kippte nach hinten.
    Und er tauchte in das Wasser!
    Der Eisschock erwischte ihn nicht so stark, wie er befürchtet hatte. Das mochte an dem Mantel liegen, dessen dicker Stoff ihn schützte, der sich aber sehr schnell mit Wasser vollsog, so daß er ihn wie ein nasser Lappen umgab.
    Der zog ihn aber
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