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Geheimnisse des Himmels

Geheimnisse des Himmels

Titel: Geheimnisse des Himmels
Autoren: T Voosen
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aus und hinterließ eine Rauchwolke, die sich schnell in der wirbelnden Luft auflöste. Kaithlyn trat ans Fenster des Balkons. Der kalte Wind, der ihr Gesicht streifte, tat ihr gut. Es war angenehm kühl und entspannend. Die Benommenheit in ihrem Hirn begann nachzulassen. Kaithlyn sah in den Himmel hinauf. Sie konnte ein paar Sterne zwischen den dämmrigen Nebelschwaden erkennen. Sie gähnte laut und streckte sich. Das ganze Dorf schlief. Und dann diese unheimliche Stille…
    Sie zuckte zusammen als etwas die Ruhe der Nacht erschütterte, laut, wie tausend Kanonenschüsse auf einmal. Das Geräusch von Pferdehufen auf dem Steinpflaster war deutlich zuerkennen. Kaithlyn kannte es nur allzu gut; fast täglich fuhren Kutschen oder Lastkarren durch das Dorf. Pferde waren das übliche Transportmittel, ein Schiff konnte sich hier kaum einer leisten.
    Kaithlyn lauschte angestrengt.
    Sie konnte nicht hören, aus welcher Richtung das Getrappel kam, doch es wurde eindeutig lauter. Durch die Düsternis und den Nebel konnte sie kaum etwas sehen, also lauschte sie weiter. Sie war ziemlich neugierig. Wer würde wohl mitten in der Nacht noch Besuch erwarten? Zu so später Stunde? Vielleicht würde endlich etwas Aufregendes geschehen.
    Nach einigen Augenblicken erstarb der Galopp der Tiere. Der oder die Reiter mussten in der Nähe gehalten haben. Sie schloss die Balkontür und wollte sich gerade einen Weg zurück ins Bett bahnen, als ein lautes Klopfen von unten zu ihr hoch drang. Vor Schreck lief ihr ein eiskalter Schauer den Rücken herunter. Sie schlich zur Tür, wobei sie sich den Fuß am Bettpfosten stieß und laut fluchte, dann spähte sie durch einen Spalt in die Finsternis des Flurs. Unten ging das Licht an. Eine Tür, von der Kaithlyn wusste, dass es die Tür des Schlafzimmers ihrer Tante war, öffnete sich. Sie schob ihre eigene Tür ein Stück weiter auf, schlich in den Flur und hockte sich an das glatte Metall des Treppengeländers. Eine dumpfe Stimme, die einer Frau, drang nun zu ihr hoch.
    „Kaithlyn, warum schläfst du nicht?“
    Kaithlyn schrak auf.
    „Geh wieder ins Bett und schließ die Tür. Gute Nacht.“
    Unten wurde es noch heller, das Flurlicht war angegangen. Kaithlyn kauerte wie angewurzelt auf derselben Stelle und rührte sich nicht. Sie lehnte sich weiter nach vorne, um besser sehen zu können, doch ihre Tante hatte die Haustür noch nicht geöffnet.
    „Du bist ja immer noch da. Glaub nicht, ich sehe dich nicht, Kaithlyn. Geh wieder schlafen. Sofort!“
    Es klang unfreundlicherweise nach einem Befehl.
    „Ähm, gute Nacht.“
    Kaithlyn ging enttäuscht zurück in ihr Zimmer und schloss die Tür extra laut. Sie presste ihr Ohr an das dünne Holz und versuchte etwas zu hören. Die Dielen knarrten, der Besucher schien also eingetreten zu sein. Kaithlyn wüsste zu gerne, wer er war.
    „Danke, dass du so schnell kommen konntest, Karrow“, hörte Kaithlyn ihre Tante leise sagen.
    Ein weiteres Knarren verriet, das die beiden in Richtung Wohnzimmer gingen. Es wäre sinnlos zu lauschen oder gar hinunter zu gehen, das wusste Kaithlyn. Sie zündete die Kerze wieder an und ließ sich aufs Bett sinken.
    Ihr Zimmer war kleiner als die meisten Räume des Hauses, doch das störte sie nicht weiter. Gleich neben dem Bett war ein kleiner Hocker, auf dem die Kerze stand, das Wachs tropfte langsam herab. Gegenüber dem Bett war ein Schreibtisch, über dem sich Bücherbeladene Regale bogen. Eigentlich mochte sie keine Bücher, aber ihre Tante nutze jede Feierlichkeit dazu, um ihr ein neues zu schenken. Sie war der Meinung, dass die Bücher Kaithlyns kaum vorhandene Freunde ersetzten konnten.
    „Bücher sind für die Ewigkeit. Sie sind unvergänglich“, pflegte ihre Tante dann immer zu sagen, ohne schlechtes Gewissen, obwohl sie genau wusste, dass sie an Kaithlyns Misere die Schuld trug. Sie selber las kaum, was ein Widerspruch an sich war, daher waren die Bücher, die sie ihrer Enkelin schenkte ein bunt zusammen gewürfelter Haufen. Platzverschwendung dachte Kaithlyn gleichmütig. Kein Ersatz für Freunde, die Kaithlyn dank Relia nicht hatte.
    In der anderen Ecke des Raumes standen ein schmaler Kleiderschrank und ein runder Standspiegel, an dessen Rand ein paar Fotos, bunte Merkzettel und ein Zeitungsartikel klebten. Auf den meisten Fotos war Kaithlyn zu sehen, als sie noch jünger war. Ein anderes Foto zeigte Kaithlyns Tante, Relia Abadon. Eine ältere Dame, die ihre silbergrau melierten Haare zu einem Knoten im Nacken
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