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1349 - Lilians tödlicher Blumenzauber

1349 - Lilians tödlicher Blumenzauber

Titel: 1349 - Lilians tödlicher Blumenzauber
Autoren: Jason Dark
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An Daisys Tod dachte auch die Tierärztin Maxine Wells, die das Mädchen vor der Beerdigung noch mal besuchen wollte. Beide hatten sich gut gekannt, denn Daisy war hin und wieder mit ihren Katzen zu Maxine gekommen, um sie untersuchen zu lassen oder sich die nötigen Impfungen abzuholen.
    Jetzt würde sie nicht mehr kommen und bald in der feuchten Graberde des Friedhofs liegen. Für Maxine Wells war das unfassbar. Auch für sie war der Tod nicht nur ein Schock gewesen, sondern auch ein Rätsel. Sie hatte sich sogar mit dem behandelnden Arzt in Verbindung gesetzt, doch der hatte auch nur mit den Schultern gezuckt und so seine Machtlosigkeit demonstriert.
    Die Tierärztin war bis auf den kleinen Parkplatz gefahren, der zum Friedhof gehörte. Die Leichenhalle konnte nicht übersehen werden. Jetzt, mitten im Winter waren die Bäume kahl und boten deshalb einen guten Durchblick.
    Das dunkle Dach der Leichenhalle schimmerte silbrig hell. Der Frost hatte auf ihm Raureif hinterlassen, der auch im Laufe des Tages nicht verschwand, weil die Temperaturen unterhalb des Gefrierpunkts blieben. Hier im Norden waren die Winter strenger als im Süden der Insel. Geschneit hatte es auch schon, aber davon war bis auf ein paar Reste alles verschwunden. Erst danach hatte der Winter richtig zugeschlagen.
    Maxine streifte die helle, mit Daunen gefütterte Jacke über und machte sich auf den Weg. Es gab hier keine große Mauer, die das Areal des Friedhofs abschirmte. Erst an der Rückseite befand sich ein Zaun aus Metall. Der reichte aus.
    Maxine schritt über den glatten Boden. Auch auf ihm hatte der Frost seine Spuren hinterlassen. Hin und wieder schimmerte eine glatte Stelle. Blankes Eis, über das die Frau steigen musste. Der Weg verzweigte sich dann. Wenn sie die linke Seite nahm, gelangte sie direkt auf das Gelände des Friedhofs. Sie wandte sich jedoch nach rechts, um die Leichenhalle zu erreichen.
    Über das Knacken von Holz wunderte sie sich. Es war nicht so kalt, dass die Äste von den Bäumen brachen, also mussten die Geräusche eine andere Ursache haben.
    Sehr schnell erkannte sie, was sie bedeuteten. Der Eingang lag auf der Schmalseite der Leichenhalle. Da Maxine auf die Breitseite zulief, musste sie erst um die Ecke gehen.
    Die Ursache für das Geräusch war leicht zu erklären. Ein Mann war dabei, altes Gehölz aufzusammeln. Er brach es in handliche Stücke, um es auf eine Schubkarre zu packen, damit er es später abtransportieren konnte.
    Der Mann arbeitete hier auf dem Friedhof. Er trug dicke Handschuhe und zerbrach jeden Ast oder Zweig. Als er Maxine sah, ließ er seinen Arm sinken und schaute die Tierärztin an.
    »Guten Tag«, grüßte Maxine freundlich.
    Der Mann nickte ihr zu und rückte seine Pudelmütze zurecht, damit die Ohren freilagen.
    »Ist die Leichenhalle noch offen?«
    Der Arbeiter schaute zur Tür, als müsste er sich erst noch davon überzeugen.
    »Wollen Sie zu Daisy Corner?«, fragte er dann, als er sich wieder gedreht hatte.
    »Ja, einen letzten Besuch.«
    »Dann müssen Sie sich beeilen. Wenn ich hier fertig bin, schließe ich ab.«
    »Okay.«
    Der Mann streckte ihr eine Hand entgegen. »Sagen Sie mal, könnte es sein, dass ich Sie kenne?«
    »Möglich, ich bin Tierärztin hier in Dundee. Meine Praxis habe ich ganz in der Nähe.«
    »Ah ja, deshalb.« Weitere Auskünfte gab er nicht. Dafür deutete er auf den Eingang.
    Maxine bedankte sich mit einem Nicken und nahm den Rest des Weges in Angriff. Es war wirklich kalt. Sie merkte es, wenn sie einatmete. Da drang die eisige Luft in ihre Lungen. Zudem wehte noch ein leichter Wind, der bei dieser Kälte allerdings doppelt zu spüren war. So zeichnete er ihr Gesicht mit einer sanften Röte, und auch die Nase musste Maxine hin und wieder hochziehen.
    Ihr Herz klopfte schon schneller, und auch im Magen breitete sich ein leicht bedrückendes Gefühl aus, als sie die recht schwere Tür der Leichenhalle aufzog. Eine Konfrontation mit dem Tod ist eben nicht normal. Da machte auch die Tierärztin keine Ausnahme.
    Der Vorraum hinter der Tür war kalt. Im Vergleich zu draußen trotzdem warm. Die Atemluft vor ihren Lippen war nur mehr als dünner Schleier zu sehen und nicht mehr so dick und wolkig wie im Freien.
    Eine weitere Tür führte in das Zentrum der Leichenhalle, in der auch die Tote lag. Es quietschte nicht mal, als sie die Tür aufzog und die Schwelle überschritt.
    Es brannte kein Licht, aber es fiel genügend Helligkeit durch die Fenster, die dort größer
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