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Geheimnisse des Himmels

Geheimnisse des Himmels

Titel: Geheimnisse des Himmels
Autoren: T Voosen
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Sie schürzte die Lippen – ein gutes Zeichen, es hieß oft, dass sie darüber nachdachte nachzugeben. Kaithlyn setzte einen glasigen, sehnsüchtigen Blick auf.
    „Bitte?“
    „Nun gut. Sei spätestens zum Abendessen wieder da.“
    „Ja“, sagte Kaithlyn rasch und schloss die Tür hinter sich, bevor ihre Tante es sich anders überlegte. Sie stampfte den Weg Richtung Dorfplatz hinunter. Nach ein paar Minuten bog sie nach links, ging durch ein Stück Wald und erblickte am Ende, auf einer Lichtung, das Haus ihrer besten Freundin, Rose Aveda.
    Das Haus war alt. Ein kleines, einstöckiges Gebäude mit abblätternder Fassade und Schindeldach. Direkt daneben befand sich eine große Scheune. Rose´ Vater hatte diese in sein ganz persönliches Labor umgebaut und sie bewohnbar gemacht. Ihre Eltern waren Alchemisten. Sie beschäftigten sich nicht nur mit Chemie, Experimenten, Heiltränken oder Heilkräutern, sondern vor allem mit wertvollen alten Büchern, deren Übersetzung und Reparatur. Dadurch hatte sich die Familie Aveda bereits einen Ruf gemacht, der sogar über die Grenzen der Insel Nameca, auf der Custocorward lag, hinausging. Das war beeindruckend, wie Kaithlyn wusste und Rose kam dadurch in den Genuss wunderbarer Reisen. Sie brachte Kaithlyn zwar jedes Mal ein Andenken mit, doch Erzählungen konnten nicht Erlebtes einfach nicht ersetzten.
     
    Es gab einen lauten Knall und schwarzer Rauch wabberte aus dem offenen Scheunentor. Mr Aveda rannte heraus. Er hustete und rang nach Luft. Verdutz starrte Kaithlyn ihn einige Sekunden lang an. Er war ein kleiner rundlicher Mann, dessen weißes Haar sich, genauso wie sein Schnurrbart in alle Richtungen kräuselte. Meist trug er lange Mäntel und eine Schürze. Seine merkwürdige Erscheinung wurde von einer ovalen, knallroten Brille abgerundet, die auf seiner knolligen Nase saß und seine winzigen Augen, noch kleiner wirken ließ. Sie sahen aus wie glänzende Knöpfe. Rose nannte ihn immer aus Spaß den verrückten Professor.
    „Alles in Ordnung bei Ihnen?“, fragte Kaithlyn und wedelte mit beiden Händen, den Rauch aus ihrem Sichtfeld, der sich jetzt in der Umgebung verteilte und alles in einen dunklen Schleier hüllte. Ihr stieg der Geruch von gebratenen Kartoffeln in die Nase. Seltsam.
    „R-rose, bist du das, Kind?“, krächzte er.
    „Nein. Hier ist Kaithlyn.“
    Sie hörte Mr Aveda wieder husten. Kaithlyn trat einen Schritt zurück, um sich dem nebligen Schwarz zu entziehen. Allmählich wurde ihr schwindelig. Sie hielt den Atem an und tauchte durch die Wolke hindurch, bis sie wieder frische Luft um sich herum spürte.
    „Was hat er den dieses Mal angestellt. Du meine Güte. Oh, Kaithlyn?“
    Mrs Aveda stürmte aus der Haustür. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränk und ihre Augen glommen unheilvoll.
    „Hallo“, sagte Kaithlyn und stellte erleichtert fest, dass Mrs Avedas Ausdruck zu einem Lächeln überging. Für Kaithlyn war sie, wie die Mutter, die sie nie gehabt hatte. Sie erzählte oft Geschichten aus ihrer eigenen Kindheit und brachte Kaithlyn und Rose fast immer zum Lachen. Ihr sonniges Gemüt gab Kaithlyn stets ein warmes Gefühl. In ihrer Nähe konnte man nicht anders als sich wohlfühlen.
    „Entschuldige“, murmelte sie und steuerte auf die Nebelwolke zu, die inzwischen weniger bedrohlich erschien. Kaithlyn sah, wie ihr das lange, schwarze Haar in bauschigen Wellen hinter her wehte.
    „Hey, Tagträumerin!“
    Rose´ Stimme riss Kaithlyn aus ihren Gedanken.
    „Hier oben.“
    Sie winkte ihr aus einem der Fenster im ersten Stock zu.
    Rose war ein Jahr älter als Kaithlyn und auch einen ganzen Kopf größer. Im Gegensatz zu ihrer Mutter trug Rose ihr schwarzes Haar kurz, sodass es ihr grade bis über die Ohren reichte. Im Schein der Sonne leuchteten ihre mandelförmigen Augen in einem hellen Fliederton. Eigentlich waren sie dunkelblau, aber dieser eigenartige Schimmer erlosch nie darin. Rose meinte es käme davon, dass ein paar ihrer Vorfahren wohl sehr adelig gewesen sein mussten. Kaithlyn glaubte das nicht.
    „Warte, ich komm runter!“, rief Rose ihr zu und eine Minute später stand sie neben Kaithlyn.
    „Meine Mom hat mich gezwungen aufzuräumen. Was für ´ne Arbeit und das in den Ferien, als hätte ich nichts Besseres zu tun. Puh!“
    Rose seufzte schwer.
    „Aber ich hab dabei ein altes Foto von uns gefunden, sieh mal.“
    Rose reichte ihr ein Foto, auf dem zwei kleine Mädchen waren; beide lächelten zufrieden. So lange kannten sie sich
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