Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geheimnisse des Himmels

Geheimnisse des Himmels

Titel: Geheimnisse des Himmels
Autoren: T Voosen
Vom Netzwerk:
beschreiten mochte. Sie hatte sich diese Schule nicht nur wegen der Magie ausgewählt, sondern auch, weil sie sehr weit von ihrer Heimat - und somit auch von ihrer Tante entfernt lag. Insgeheim hegte sie die Hoffnung etwas mehr über ihre Eltern in Erfahrung bringen zu können, wenn sie andere Möglichkeiten hatte. Ihre Eltern, die in irgendeinem Zusammenhang mit den Dierraidern standen. Doch wer waren diese Menschen? Niemand kannte ihre Gesichter wirklich. Zumindest niemand Gewöhnliches, wie sie. Der geisterhafte Name des Bösen, ja, so konnte man es nennen. Dierraider. Vielleicht war es auch nur ein Mythos, der alle Schandtaten der Vergangenheit rechtfertigen sollte und alle Gräueltaten vergessenen Gesichtern zu schrieb. Das Königshaus hüllte sich in Diskretion, wenn es um solche Themen ging. Der König schien der Meinung, das politische Diskussionen oder Abstimmung dem Volk vorenthalten werden sollten.
    Warum waren Kaithlyns Eltern in genau jener Nacht vor vierzehn Jahren verschwunden? Es musste einen Zusammenhang zwischen ihrem Verschwinden und dem Erscheinen der Dierraider geben, von denen man Jahre lang nichts mehr gehört hatte. Zufälle solchen Ausmaßes gab es nicht.
    Kaithlyns Gedanken kreisten immer wieder, um dieselben Fragen. Wieder und wieder, wie in einer Endlosschleife gefangen. Sie kannte noch nicht einmal den Namen ihres alten zu Hauses, weil ihre Tante befürchtete, dass Kaithlyn dorthin überstürzt aufbrechen würde, wenn sie auch nur die geringste Information mehr erhielt.
    Sie starrte die Decke des Zimmers an. Einsamkeit bringt viel Zeit zum Nachdenken mit sich, dachte sie. Vage Erzählungen und Vermutungen waren alles, was sie besaß. Unzählige Theorien hatte sie sich zusammen mit Rose, ihrer besten und einzigen Freundin, ausgedacht. Keine davon war wahrscheinlich genug, um Mrs Abadon davon zu überzeugen, Kaithlyn nach ihren Eltern suchen zu lassen. Und so hatte Kaithlyn auch diesen Sommer auf Custocorward verbracht, die einzige Insel die sie je gesehen hatte.
     
    Am nächsten Morgen war keine Spur vom nächtlichen Besucher zu sehen. Nichts wies daraufhin, das sie einen Gast hatten. Als auch beim Frühstück nichts herauszufinden war, denn Mrs Abadon sagte kein Wort, beschloss Kaithlyn, anstatt sich unnötiger Detektivarbeit hinzugeben, ihrer besten Freundin Rose, einen Besuch abzustatten.
    „Wo willst du hin, Kaithlyn?“
    Noch ehe Kaithlyn die Schuhe richtig anhatte, drang die Stimme ihrer Tante aus dem Wohnzimmer.
    „Zu Rose“, sagte Kaithlyn leise.
    Ihre Tante kam laut und energisch in den Flur gestampft. Sie stemmte die dürren Hände in die knochigen Hüften und sah Kaithlyn misstrauisch an. Ihre Miene war wie immer unergründlich und finster.
    „Ich möchte, dass du zu Hause bleibst.“
    Kaithlyn zog sich unbeeindruckt ihre Jacke an und griff nach der Klinke der Haustür.
    „Kaithlyn, hörst du nicht?“
    „Warum darf ich nicht?“, fragte sie trotzig.
    „Wir haben -“, begann Relia und zögerte. „- heute noch etwas vor.
    „Nur ein paar Stunden, bitte!“
    Mrs Abadon seufzte. „Es ist nur so…“
    „Mal wieder schwer zu erklären…ja, ja“, beendete Kaithlyn den Satz. „Alles wird hundertmal durchdacht. Was ist es denn diesmal? Ich werde bald fünfzehn und habe außer Custocorward noch nie etwas anderes gesehen, nicht eines der Dörfer, die es noch auf dieser Insel gibt, geschweige denn, irgendeine andere Insel! Ich wundere mich nicht, dass ich nur eine Freundin habe! Und jetzt willst du mir auch noch verbieten sie zu treffen?“, schnaubte Kaithlyn wütend.
    „Ich verstehe, dass du aufgebracht bist. Es ist manchmal schwer nachzuvollziehen. Es ist für mich auch nicht so einfach, wie du denkst“, sagte Mrs Abadon stockend und unsicher. So erlebte Kaithlyn sie in letzter Zeit häufiger. Sie schien zerstreut und abwesend und verlor immer wieder den Faden oder wusste nicht, wie sie sich ausdrücken sollte. Kaithlyn machte sich keine Sorgen deswegen. Sie wird einfach alt, dachte sie dann immer und kam nicht umhin ein wenig Schadenfreude zu empfinden. Vielleicht würde sie irgendwann vergessen, dass sie eine Enkelin hatte und Kaithlyn konnte ohne schlechtes Gewissen verschwinden.
    „Ab Morgen wird sich einiges ändern.“
    „Noch mehr Verbote und Regeln?“, fragte Kaithlyn und bemühte sich, dabei ruhig zu bleiben. Sie hatte es so satt. Diese Unwissenheit machte sie verrückt. Warum musste ihre Tante über ihr ganzes Leben bestimmen? Relia sah sie mürrisch an.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher