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Geheimnis des italienische Grafen

Geheimnis des italienische Grafen

Titel: Geheimnis des italienische Grafen
Autoren: A McCabe
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übliche Kommen und Gehen.
    Aber Marco hegte keineswegs ruhige Gedanken. Stattdessen wirbelten sie in wildem Aufruhr durch sein Gehirn, gefangen in einem Labyrinth, aus dem es anscheinend kein Entrinnen gab. So erging es ihm seit seiner Ankunft in Bath, der hellen Stadt auf den Hügeln, die angeblich so respektabel und langweilig war. Nichts dergleichen! Philosophische Lektionen und Promenaden durch die Trinkhalle schienen dazu zu dienen, dunkle Tiefen zu verbergen. Oder eher Menschen mit Geheimnissen und fragwürdigen Absichten.
    Seit über einer Woche hielt er sich hier auf und versuchte sich mit Lady Riverton anzufreunden, ihr Vertrauen zu gewinnen – oder wenigstens an ihre Papiere und ihren Tresor heranzukommen, der so sorgsam in ihrer Villa am Stadtrand bewacht wurde. Wo versteckte sie das Tempelsilber aus Santa Lucia? Bisher hatte ihm seine Mühe nur Kopfschmerzen eingebracht, die vom unentwegten Gejaule ihres Mopses herrührten.
    Und vom unschätzbar wertvollen antiken Silber war er weiter entfernt denn je.
    „Maledetto“, murmelte er. Vielleicht war er ein Narr gewesen, weil er geglaubt hatte, mit Charme und Schmeicheleien würde er diese wichtige Mission besser bewältigen als mit brutaler Gewalt. Nämlich auf wirksamere, unerwartete Weise. An den Umgang mit raubeinigen tombaroli, die Antiquitäten aus unentdeckten Ruinen und Gräbern stahlen, war Lady Riverton immerhin gewöhnt. Einen Verehrer, der mit ihr flirtete, würde sie nicht erwarten.
    Und tatsächlich, sie schien ihn zu mögen. Es gefiel ihr, wenn er sie auf ihren Spaziergängen durch Bath begleitete. Aber wenn er das Silber nicht in absehbarer Zeit rettete, musste er eine neue Taktik anwenden. Weil er sich wie ein idiotischer Gigolo vorkam, während er um eine kichernde Frau herumscharwenzelte, die er verachtete!
    Manchmal, wenn sie seinen Arm nahm und ihn anschmachtete, sah er nicht ihr Gesicht, von braunen Ringellöckchen umrahmt, sondern Thalias herausfordernde blaue Augen. Ein klares, strahlendes Blau, das sich stürmisch verdüsterte, wenn sie mit ihm stritt – oder im Kerzenlicht die Farbe grauen Nebels annahm … Keine Frau hatte ihn so sehr fasziniert, seit er in Maria verliebt gewesen war. Arme Maria – so schön, so unglücklich in ihrer Liebe …
    In Sizilien hatte ihn die zauberhafte, intelligente Thalia Chase tief beeindruckt. Wüsste sie, wie behutsam er jetzt bei Lady Riverton vorging, würde sie geringschätzig seufzen. An seiner Stelle würde sie einen energischen Kampf vorziehen, vielleicht mit gutem Grund. Diese bedeutsame Mission konnte er nur mit zielstrebigen, kämpferischen Methoden zum Erfolg führen. Das würden ihm auch seine alten Freunde in Florenz und Neapel empfehlen, die seinen Traum von der Unabhängigkeit Italiens, von der Rückkehr zum einstigen Ruhm teilten. Aber dummerweise hoffte er immer noch auf eine andere, weniger martialische Strategie. Deshalb musste er das Silber finden.
    Er stand auf und ging zu dem Schreibtisch in einem kleinen Alkoven. Darauf häuften sich Bücher und Papiere, die Seiten der Abhandlung, die er gerade verfasste. Darin verarbeitete er seine Erkenntnisse in Santa Lucia, die Erinnerung an eine friedliche, wohlhabende griechische Stadt mit einer großen Agora und einem Amphitheater. Eine fruchtbare, schöne Gegend, wo die Bauern Gerste, Oliven und Trauben geerntet, wo reiche Familien ihre Ferienvillen gebaut hatten. Eine wunderbare Kultur, mit der Verehrung Demeters und ihrer Tochter Persephone im Mittelpunkt …
    Dank dieser Verehrung war das kunstvolle Tempelsilber entstanden. Reich verzierte Becher, Schüsseln für Trankopfer, Schöpfkellen und Weihrauchgefäße – geheiligte Gegenstände, der Erdgöttin gewidmet, die diesem Land seinen Reichtum geschenkt hatte. Bis die friedliche Gemeinde von den römischen Eindringlingen und ihren Söldnern vernichtet worden war. Grausam hatten sie alles geplündert, niedergebrannt, getötet und die Überlebenden versklavt. Kurz vor der Invasion des römischen Heeres hatte ein frommer Bauer das Silber aus dem Tempel geholt und in seinem Keller versteckt.
    Dort hatten es die tombaroli, von Lady Riverton angeheuert, ausgegraben. Nun ergänzte es ihre heimliche Sammlung kostbarer gestohlener Altertümer aus der hellenistischen Periode, Stücke von hohem symbolischem Wert. Das Erbe einer erhabenen Kultur, die barbarische Eindringlinge zerstört hatten, ein weiterer verlorener Teil von Italiens Vergangenheit …
    Marco setzte sich an den
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