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Geheimnis des italienische Grafen

Geheimnis des italienische Grafen

Titel: Geheimnis des italienische Grafen
Autoren: A McCabe
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Melancholisch erinnerte Thalia sich an das staubige kleine Santa Lucia, die alten Märkte, die winzigen Läden. Sie öffnete das Fenster und atmete das Potpourri der Gerüche ein – Leder, Pferde, Zimt aus einer Bäckerei, das schwache metallische Aroma des Heilwassers, das über der ganzen Stadt hing. In der Tat, jetzt war sie unendlich weit von Sizilien entfernt. Und keiner der Männer, die sie dahinschlendern sah, glich Marco di Fabrizzi.
    Beruhigend wiegte Calliope das Baby hin und her. Die Stadt schien sogar Psyche zu interessieren. Schließlich verstummte das Gebrüll, und sie sah sich mit großen braunen Augen um.
    „Da siehst du es, Thalia, so übel ist Bath gar nicht“, bemerkte Calliope. „Das findet sogar Psyche. Schau doch, da hängt ein Plakat – nächste Woche wird im Theatre Royal ‚Romeo und Julia‘ aufgeführt! Da müssen wir unbedingt hingehen. Ein bisschen Italien, mitten in Bath.“
    Thalia lächelte ihre Schwester und Psyche an, die ihre winzigen Finger in den Mund steckte, während sie, so schien es zumindest, das Sonnenlicht auf dem goldgelben Bath-Gestein bewunderte. „Natürlich gehe ich sehr gern ins Theater, Callie. Aber du darfst dich nicht überanstrengen. Etwas später können wir uns die Aufführung immer noch anschauen.“
    „Pah! Wenn ich im Theater sitze, wird es mir wohl kaum schaden – es sei denn, jemand wirft mir eine Orange an den Kopf.“ Entschlossen hob Calliope ihr Kinn. „Falls du glaubst, ich lasse mich ans Bett fesseln, irrst du dich.“
    Nun verließen sie die belebten Straßen und erreichten die komfortable Stille des Royal Crescent. Der exklusive Stadtteil, den Cameron für den Aufenthalt gewählt hatte, bestand aus dreißig bogenförmig angeordneten Häusern, in täuschend schlichtem palladianischem Stil für die wohlhabendsten und vornehmsten Bewohner von Bath errichtet. Wie verwirrt wären die snobistischen Bauherrn, dachte Thalia, könnten sie die Ankunft zweier Blaustrümpfe und eines brüllenden Säuglings beobachten! Selbst wenn Cal eine Countess ist … Noch nie hatten sich die Chase-Mädchen mit spießigen Gedanken befasst – reine Zeitverschwendung.
    Aber wie sie zugeben musste, passte die schöne Straße zu ihren antiken Studien. Langsam folgte die Kutsche der sanften sichelförmigen Kurve, vorbei an makellos geschrubbten Eingangsstufen und strengen Säulenreihen. Die Häuser strahlten eine Aura von Stille und Wohlstand aus, perfekt für Calliopes Genesung.
    „Hier können wir am Morgen spazieren gehen.“ Calliope zeigte auf einen Weg, der gegenüber der Häuserreihe an einem ausgedehnten Rasen vorbeiführte. „In den Crescent Fields.“
    „Nur wenn es früh genug ist! Natürlich wollen wir nicht von der fashionablen Hautevolee überrannt werden, die hier so gern promeniert.“ Thalia beobachtete ein Paar, das dahinschlenderte – die Dame in einem bestickten gelben Spenzer über einem türkisblauen Kleid, auf dem Kopf einen Hut mit wippenden Federn, die Leine eines eifrig trippelnden Mopses in der Hand. Unter der breiten Hutkrempe war ihr Gesicht verborgen; sie nahm sogar teilweise die Sicht auf das Profil ihres hochgewachsenen Begleiters.
    Trotzdem erschien er ihr irgendwie bekannt. Die breiten Schultern in edlem dunkelblauem Wollstoff … Kannte sie ihn?
    Doch Thalia fand keine Zeit, um darüber nachzudenken, denn die Kutsche hielt vor einem Haus nahe dem Ende der geschwungenen Häuserzeile. Ein Lakai eilte die Eingangsstufen herab und öffnete den Wagenschlag, dicht gefolgt von Calliopes Ehemann.
    Cameron de Vere, der Earl of Westwood, ist genau der Richtige für meine Schwester, dachte Thalia wie schon so oft. Beide dunkelhaarig und attraktiv, herzensgut und dem Studium des klassischen Altertums treu ergeben. Während der Earl humorvoll und lebensfroh war, neigte Calliope zu intensivem Ernst. Dadurch ergänzten sie einander perfekt. Zweifellos führten sie eine überaus glückliche Ehe.
    Diesmal wirkte auch Cameron ungewöhnlich ernst, als er die Hand seiner Frau ergriff und ihr behutsam aus der Kutsche half. Thalia hielt Psyche im Arm und beobachtete, wie Calliope und Cameron einander umarmten, ohne die Passanten auf dem Crescent zu beachten. So vorsichtig drückte Cameron seine Gemahlin an sich, als wäre sie eine kostbare Skulptur aus antikem Alabaster.
    Und Calliope schmiegte sich an ihn, den Kopf auf seiner Schulter, und erweckte den Eindruck, sie wäre nach langen Irrwegen endlich heimgekehrt.
    Bei diesem Anblick verspürte Thalia
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