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Geheimnis des italienische Grafen

Geheimnis des italienische Grafen

Titel: Geheimnis des italienische Grafen
Autoren: A McCabe
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weckte den Wunsch, einzustimmen, ihre Arme um seinen Nacken zu schlingen und ihn niemals, niemals loszulassen. Bald würde sie in ein Leben der grauen, banalen Realität zurückkehren. Dann würde sie wieder die hübsche, unnütze, launische Thalia sein – und ihr Abenteuer in Sizilien nur mehr ein schöner Traum, eine warme Erinnerung für kalte Nächte.
    „Sicher bist du der schrecklichste Geist, der jemals in Sizilien gespukt hat“, meinte er.
    „Was für ein zauberhaftes Kompliment! Einen so gespenstischen Ort wie diesen habe ich nie zuvor gesehen. Vielleicht …“ Ihre Stimme erstarb, und sie wich seinem Blick erneut aus.
    „Vielleicht – was?“
    „Wenn es auch eigenartig klingen mag – vielleicht werde ich eines Tages als Geist hierher zurückkehren“, sprudelte sie hervor. Ihr Herz schien am Rand eines Abgrunds zu schwanken. Wenn es einfach hinabstürzen würde – zu ihm … Ihre Familie hielt sie für furchtlos und entschlossen. Aber irgendetwas, ein verborgener Hang zur Vorsicht, hielt sie zurück. In die emotionale Tiefe schienen winzige Kieselsteine zu rieseln. „Ich frage mich, ob mein wahres Selbst zurückbleiben – und verloren um die Ruinen der alten Agora herumwandern – wird.“
    Behutsam berührte Marco ihre Hand – eine federleichte Liebkosung, nur Fingerspitzen auf ihrer Haut. Trotzdem entfachte die Zärtlichkeit wilde Flammen – ein Feuer, das sie ersehnte, obwohl sie wusste, es würde sie verzehren und jenen bleichen Geist zurücklassen, den sie fürchtete.
    „Was ist dein wahres Selbst, Thalia?“ Sein sonniger italienischer Humor verwandelte sich in beängstigende Intensität. Konnte er in ihre Seele schauen? „Obwohl du eine hervorragende Schauspielerin bist, glaube ich etwas zu sehen …“
    „Thalia!“, hörte sie ihren Vater von der Haustür her rufen. „Mit wem sprichst du da?“
    Einerseits war sie dankbar für die Störung, andererseits trauerte ihr Herz diesem letzten Moment der Zweisamkeit nach. Noch immer wartete der Abgrund. Doch vorerst würde sie nicht hinabfallen. „Conte di Fabrizzi, Vater!“, antwortete sie und starrte immer noch Marcos Hand auf ihrer eigenen an.
    Jetzt zog er seine Finger zurück, der magische Augenblick war vorbei.
    „Bitte ihn doch herein!“, sagte ihr Vater. „Ich möchte ihn nach seiner Meinung fragen – es hängt mit den Münzen zusammen, die Clio gefunden hat.“
    „Natürlich.“ Thalia lächelte Marco an. „Was es zu sehen gibt, bleibt dir nicht verborgen“, flüsterte sie. „Ich bin ein offenes Buch.“
    „In meinem Leben habe ich schon viele Lügen gehört, Thalia. Aber eine so ungeheuerliche noch nie. Deine Schwester Clio – ja, sie ist ein offenes Buch. Aber du, Thalia, gleichst dem sizilianischen Himmel – eben noch stürmisch, im nächsten Moment strahlend, niemals berechenbar.“
    Schätzte er sie tatsächlich so ein? Wenn ja, hatte ihr noch niemand ein schöneres Kompliment gemacht. Aber er sah und verstand sie noch immer nicht. Nicht ganz. „Du hast mich unter höchst ungewöhnlichen Umständen kennengelernt, Marco. Zu Hause, in meinem wahren Leben, bin ich so berechenbar wie der Mond.“
    „Noch eine Lüge, nehme ich an. Vielleicht werde ich dich eines Tages in diesem ‚wahren Leben‘ sehen und die wahre Thalia Chase beurteilen.“
    Wenn es doch so wäre – wenn sie einander wirklich noch einmal begegnen würden und sie ihm beweisen könnte, Clio wäre niemals die Richtige für ihn gewesen … Dann würde sie ihm ihre echten Gefühle zeigen, ihm verraten, was er ihr bedeutete.
    Nur ein hoffnungsloser Traum … Während sie Sizilien verließ und nach England segelte, würde er in seine Heimatstadt Florenz zurückkehren. Sicher würden sie sich nie wiedersehen.
    Und in den nächsten Jahren würde sie mit ihren Erinnerungen an Marco leben.

1. KAPITEL
    Bath
    Ist es möglich, dass ich erst vor wenigen Monaten in Sizilien war? schrieb Thalia in ihr kleines Tagebuch mit dem Ledereinband. Während die Kutsche dahinpolterte, lag es auf ihrem Schoß. Es muss ein Traum gewesen sein. Denn wenn ich jetzt aus dem Wagenfenster schaue, weiß ich es – ich bin zweifellos erwacht.
    Das frische Grün der Hecken, die von Hecken umgebenen Felder und die Dörfer mit den Fachwerkhäuschen – einen größeren Unterschied zu den sizilianischen Ebenen, die sich unter einer sengenden Sonne erstreckten, konnte es nicht geben. Sie schloss die Augen, und sekundenlang glaubte sie Zitronenduft in heißer Luft zu riechen, eine warme
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