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Geheimnis des italienische Grafen

Geheimnis des italienische Grafen

Titel: Geheimnis des italienische Grafen
Autoren: A McCabe
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und versuchte herauszufinden, was der Hinweis auf die „dunklen Augen“ bedeuten mochte. Weiß sie etwas, und will sie mich hänseln? Aber Calliope schenkte ihr nur ein unschuldiges Lächeln.
    „Oh, keine Bange, ich setze gewisse Hoffnungen in Bath“, erwiderte Thalia leichthin. „Das Theater, die Parks, die römischen Ausgrabungen. Und reiche Männer, die Erlösung von ihrer Gicht und junge Gemahlinnen suchen, die sie in den Rollstühlen umherschieben. Vielleicht werde ich einem übergewichtigen deutschen Fürsten begegnen und Clio noch ausstechen! Fürstin Thalia. Wäre das nicht nett, Callie?“
    Calliope lachte. Endlich erschien ein rosiger Hauch in ihren bleichen Wangen. „Vielleicht wird es nett klingen, bis du in einem zugigen hessischen Schloss landest. Und das würde dir gar nicht gefallen.“
    „Da hast du sicher recht. Eisige Wintertage und kalte Schlösser können mich nicht begeistern.“
    „Nachdem du die italienische Sonne genossen hast?“
    „Genau. Aber ich werde mich in Bath wohlfühlen – vor allem, wenn ich sehe, wie du wieder zu Kräften kommst. Die Heilquelle wird dir guttun.“
    „Hoffentlich. Ich bin es so müde, ständig müde zu sein.“
    Zum ersten Mal hörte Thalia eine Klage aus dem Mund ihrer Schwester. Besorgt neigte sie sich vor und strich die Decke über Calliopes Knien zurecht. „Hast du Schmerzen? Sollen wir anhalten? Willst du dich ausruhen? Dieses infernalische Holpern und Schwanken …“
    „Nein, nein.“ Calliope hielt Thalias Hand fest und beendete die fürsorglichen Bemühungen. „Sicher ist es nicht mehr weit bis Bath. Bevor die Dunkelheit hereinbricht, werden wir unser Ziel erreichen. Und ich sehne mich nach Cameron.“
    „So wie er sich nach dir sehnt.“ Seit der Hochzeit hatten Calliope und ihr Ehemann sich nur selten getrennt. So innig hingen sie aneinander. Wie sie das aushielten, verstand Thalia nicht.
    „In seinem letzten Brief erwähnte er ein schönes Haus direkt am Royal Crescent, das er gefunden hat. Dort sind wir in der Nähe aller wichtigen Schauplätze. Natürlich sollst du dich amüsieren und nicht ständig neben meinem Krankenbett sitzen.“
    Lachend verdrehte Thalia die Augen und versuchte ihre Sorge zu überspielen. „Welches Krankenbett? Du wirst frisch und munter durch die Trinkhalle promenieren. Und ich möchte nur mit dir und der kleinen Psyche zusammen sein. So lange haben wir uns nicht gesehen.“
    „Viel zu lange. Wenn doch Clio auch hier wäre!“ Calliope drückte Thalias Hand. „Dann wäre unser kleines Trio wieder vollständig.“
    Diesen Moment wählte Psyche, um zu erwachen und einen schrillen Schrei auszustoßen, der die mit schimmernder Seide verkleideten Innenwände der Kutsche erschütterte.
    „Jetzt wären wir ein Quartett“, stöhnte Calliope und hob ihre Tochter aus dem Korb.
    Thalia schaute aus dem Fenster. Nun rollte der Wagen eine der Brücken entlang, die über den Avon nach Bath führten. Fünf imposante Brückenbögen boten einen Ausblick auf die Stadt und die Hügel dahinter.
    Trotz der dramatischen italienischen Landschaften, die sie bewundert hatte, musste Thalia auch die Schönheit von Bath anerkennen. Terrassenförmig zog sich die Stadt an den Hängen empor, die Häuser aus hellem goldgelbem Stein errichtet, und glich den Schichten einer fantasievollen Hochzeitstorte. Als eine Chase, die Tochter und Enkelin hervorragender Altertumsforscher, wusste Thalia die klassischen Linien zu schätzen, die geordneten Säulenreihen und stilvollen Häuser.
    Aus der Ferne nahm sie den Schmutz und den Lärm nicht wahr, jene unangenehmen Dinge, die zu allen Städten gehörten. Von der Brücke aus betrachtet erschien ihr Bath wie eine Puppenstadt, nur zum Vergnügen errichtet, für geruhsame Spaziergänge, höfliche Konversation, Gesundheit und Geselligkeit. Oder für neue Träume – wenn sie hier zu finden wären.
    Während Psyche unentwegt schrie, fuhren sie von der Brücke in die Stadt. In einem schier endlosen Verkehrsstrom holperte die Kutsche über gepflasterte Straßen. Thalia musterte elegant gekleidete Menschen in Landauern und sah flotte junge Paare auf hohen Phaetons sitzen. Auf den Gehsteigen führten die Fußgänger ihre modischen Extravaganzen vor, verfolgt von beflissenen, mit Einkaufspaketen beladenen Dienstmädchen.
    In den Schaufenstern prangte eine Vielfalt erlesener Waren – weicher Samt und schimmernde Seide, Hüte, Bücher und Lithografien, Porzellan, funkelnde Pyramiden aus Süßigkeiten.
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