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1705 - Mein Job in der Horror-Höhle

1705 - Mein Job in der Horror-Höhle

Titel: 1705 - Mein Job in der Horror-Höhle
Autoren: Jason Dark
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Der Mann glaubte, sich verhört zu haben. Er wusste nicht, ob er sich ärgern oder es mit Humor nehmen sollte. Ihm war auch klar, dass er sich schnell entscheiden musste, und sah sich die Frau jetzt genauer an.
    Sie war in mittlerem Alter. Graue Haut, eingefallene Wangen. Das Haar strähnig und von einer unbestimmbaren Farbe.
    Er sah auch die Augen. Sie schimmerten so kalt.
    Für einen Moment irrten die Gedanken des Mannes ab. Er dachte daran, dass der Wagen so gut wie leer war. Nur nahe der Vordertür saß noch ein älterer Mann.
    »Ähm – was haben Sie gesagt, Madam?«
    »Ich will dein Blut!«
    Ich habe mich also nicht verhört, dachte der Bahnmitarbeiter. Fast hätte er gelacht, doch das Lachen blieb ihm im Hals stecken. Innerhalb kurzer Zeit war ihm klar geworden, dass dies hier kein Spiel war.
    Er trat einen kleinen Schritt zurück und lenkte die Frau etwas ab. So gelang es ihm, den Alarmknopf zu drücken, der an einem Gerät befestigt war, das er am Gürtel trug. An der Station würde über ein Funksignal Alarm ausgelöst werden. Wenn der Zug einlief, standen die entsprechenden Helfer schon bereit.
    »Sie können nicht ohne Karte fahren. Sie müssen …«
    »Ich muss gar nichts. Ich muss nur das tun, was ich will. Hast du verstanden?«
    »Bitte, ich …« Er sprach nicht mehr weiter, weil sich die Frau erhoben hatte. Sie trug einen langen Mantel aus grauem Stoff und griff ohne Vorwarnung an.
    Der Schaffner zuckte zurück. Nur hatte er zu spät reagiert. Der Schlag erwischte ihn. Die Frau hatte weit ausgeholt, die Knöchel der rechten Faust streiften das Kinn des Mannes. Es war kein Supertreffer, es tat auch nicht weh, aber es brachte ihn schon aus dem Konzept.
    Er drehte sich zur Seite, um dem nächsten Treffer zu entgehen. Zudem wollte er sich nicht fertigmachen lassen. Wehrlos war er nicht. Die Zeit bis zum Halt würde er noch überstehen.
    Ellen Wells flog auf ihn zu. Sie gab einen Zischlaut von sich, als sie sah, dass sich der Mann in der Enge des Gangs zwischen den Sitzen nicht so bewegen konnte, wie er es sicherlich gern gehabt hätte.
    Sie rammte ihm den Kopf in den Bauch!
    Der Schaffner würgte. Er bekam im ersten Moment keine Luft mehr, bewegte sich auch nicht, und so musste er einen erneuten Treffer hinnehmen, der ihn von den Beinen riss. Diesmal hatte die Faust seine Brust getroffen und raubte ihm die Luft.
    Ellen Wells trat ihm die Beine weg.
    Der Schaffner stürzte. Er suchte eine Stange, an der er sich festhalten konnte, fand sie auch, rutschte aber mit seiner schweißfeuchten Hand ab und landete auf dem schmutzigen Boden.
    Er hatte Glück, dass er nicht mit dem Kopf aufschlug, doch auf die Beine kam er nicht mehr. Er sah für einen Moment die Frau wie einen großen grauen Vogel mit menschlichem Gesicht über sich schweben, dann prallte der Körper auf ihn.
    Auch wenn das Gewicht nicht allzu stark war, der Schaffner schrie trotzdem auf. Eine Stirn knallte gegen seine Stirn, und für einen Moment verlor er den Überblick, weil etwas vor seinen Augen tanzte. Eine Mischung aus Schatten und Sternen.
    Der Zustand dauerte nicht lange an.
    Er kam wieder zu sich. Zumindest sah er, was mit ihm geschehen war. Die Frau lag noch immer auf ihm. Er starrte wieder in ihr Gesicht, aber er merkte auch, dass sie ihren rechten Arm bewegte, denn er glitt an seiner Körperseite hoch, sodass sich die Hand seinem Gesicht näherte.
    Plötzlich funkelte etwas vor den weit offenen Augen des Schaffners. Zuerst glaubte er an eine Einbildung, blickte genauer hin und erkannte die Waffe in der Hand. Es war ein Messer. Allerdings ein besonderes. Keine lange Klinge, wie es normal gewesen wäre. Sie war kurz und hatte eine besondere Form. Zu vergleichen mit einem Dreieck.
    Ein Teppichmesser!
    Das kannte er. Das hatte er schon öfter in der Hand gehalten, wenn er in seiner Wohnung gearbeitet hatte. Deshalb wusste er auch, dass es sehr scharf war. Zu scharf für die Haut.
    Die Frau kicherte. Säuerlich-fauliger Atem streifte an seiner Nase entlang, zugleich vernahm er das böse Versprechen.
    »Ich will dein Blut!«
    Er wollte etwas sagen. Bitten, flehen, was auch immer. Die Vorstellung, dass ihm diese Person die Kehle zerschnitt und er hier im Wagen ausblutete, war einfach grauenhaft.
    Nicht ein Wort drang über seine Lippen, aber er spürte den scharfen, fast schon höllischen Schmerz an seiner linken Wange, als das Messer dort einschnitt.
    Er sah es nicht. Aber er spürte, dass sein Blut aus der Wunde pulste, und er sah das
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